Rückkehr auf Überholspur
Doch vor dem Auftakt der neuen Saison am Sonntag (4 Uhr MEZ) in Melbourne verzichteten Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug und sein BMW-Kollege Mario Theissen auf vollmundige Kampfansagen an Weltmeister Michael Schumacher und dessen Rennstall Ferrari. Vielmehr gaben sie sich vorsichtig optimistisch.
Während die erste Saisonhälfte sehr schlecht war, fuhren wir bei den letzten fünf Rennen drei Mal vor Weltmeister Michael Schumacher ins Ziel, erinnerte Haug. Diese Richtung wollen wir fortsetzen. BMWWilliams durfte sich im letzten Saisonrennen in Sao Paulo über den einzigen Sieg 2004 freuen – ausgerechnet durch den diesjährigen McLaren-Neuzugang Juan Pablo Montoya. Allerdings entpuppte sich BMW-Williams in den Wintertests mit dem neuen FW27 noch nicht als möglicher Ferrari-Herausforderer. Dagegen scheint McLaren-Mercedes für den Großen Preis von Australien im Albert Park in Melbourne gerüstet.
Auch Weltmeister Schumacher hat die Silberpfeile neben Renault als seine schärfsten Konkurrenten erkannt. Anders als im letzten Jahr, als das Auto wegen der häufigen Ausfälle schon als Silberfackel verspottet worden war, erwies sich der neue MP4-20 bei den Übungsfahrten als zuverlässig und schnell. Zudem hat McLaren-Mercedes in dem kolumbianischen Vulkan Montoya und dem fi nnischen Iceman Kimi Raikkönen starke, allerdings auch in ihrem Charakter höchst unterschiedliche Piloten.
Den Beweis der Siegfähigkeit muss das neue BMW-Williams-Paar indes erst noch erbringen. Theissen traut dem Australier Mark Webber und dem Deutschen Nick Heidfeld zu, die Lücke nach den Abgängen von Montoya und Ralf Schumacher (zu Toyota) zu schließen.
Die Folgen des vor dieser Saison stark modifi zierten technischen Reglements bewerten Haug und Theissen ähnlich. Die Voraussetzungen sind für alle gleich, es wird sich alsbald zeigen, wer am meisten daraus gemacht hat, sagte Haug. Theissen sieht in den Änderungen durchaus die Chance, die Kräfteverhältnisse im Feld zu verschieben.