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Rowling beklagt geistigen Diebstahl

In einem Urheberprozess um den von ihr erfundenen Zauberlehrling Harry Potter hat sich die britische Autorin Joanne K. Rowling als Opfer geistigen Diebstahls präsentiert.

“Ich fühle mich betrogen”, sagte Rowling am Montag bei einem Zeugenauftritt vor einem New Yorker Gericht, das über die Veröffentlichung eines Harry-Potter-Lexikons des US-Verlags RDR Books zu befinden hat. Rowling will die Publikation gerichtlich verbieten lassen. “Dieses Buch stellt geistigen Diebstahl an 17 Jahren harter Arbeit dar”, sagte die Multimillionärin. Die Arbeit sei “ihr Leben gewesen – abgesehen von meinen Kindern”.
Rowling sagte vor Gericht, sie habe selbst ein Nachschlagewerk über die Charaktere ihrer Buchreihe in Planung gehabt. Der Anwalt des beklagten Verlags, Anthony Falzone, wies den Vorwurf intellektuellen Diebstahls zurück. Das geplante Lexikon sei kein Abklatsch der Harry-Potter-Romane, sondern ein eigenständiges künstlerisches Produkt. “Sollte dieses Buch verboten werden, entgeht der Öffentlichkeit ein wichtiges Nachschlagewerk”, sagte Falzone.

Rowling und das US-Filmstudio Warner Brothers hatten den kleinen amerikanischen Verlag RDR Books verklagt, weil er die populäre Website “The Harry Potter Lexicon” (http://www.hp-lexicon.org) in Buchform auf den Markt bringen will. Das verletze ihre Urheberrechte, argumentierte die britische Autorin. Der Verfasser habe für das Manuskript keine eigene Recherche beigetragen, sondern ihre Texte zum Teil eins zu eins übernommen. Der Anwalt des Verlags betonte dagegen, das Lexikon sei ein zulässiger Versuch, die komplizierte Welt des Harry Potter zu ordnen und zugänglich zu machen. Die Anhörung ist für mehrere Tage angesetzt.

Noch 2004 hatte die Erfolgsschriftstellerin die Internetseite, die Grundlage für das umstrittene Lexikon ist, mit einem Preis ausgezeichnet und erklärt, sie schaue dort selbst manchmal nach. Gegen das Angebot im Internet sei nichts einzuwenden, betonte sie. Die Vermarktung als Buch für einen Verkaufspreis von 24,95 Dollar (ca. 16 Euro) sei jedoch etwas anderes.

In einer Aussendung von Warner Brothers von Dienstag erklärte Rowling, es bereite ihr “kein Vergnügen, gerichtliche Schritte zu unternehmen, aber ich bin heute hier, weil ich über eine wichtige Frage, die jeden betrifft, nicht nur mich, sehr aufgebracht bin. Wenn Bücher, die andere Werke plagiieren, zugelassen werden, werden Autoren, Fans und Leser verlieren. Es gibt viele Bücher in vielen Sprachen, die Harry Potter kommentieren oder kritisieren und das ist in Ordnung. Aber das Buch in diesem Fall ist anders. Es bietet keine Analyse und so gut wie keinen Kommentar. Es nimmt viel zu viel und bietet im Gegenzug herzlich wenig.”

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