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Rotzbub - Kritik und Trailer zum Film

In seinem Heimatort wird er von allen nur "der Rotzbub" genannt: Die Titelfigur des neuen Films des bayerischen Erfolgsregisseurs Marcus H. Rosenmüller. Der begabte junge Zeichner aus dem österreichischen Provinznest der 1960er-Jahre erinnert nicht zufällig an Manfred Deix - sieht doch die gesamte Personage des Animationsfilms frappant aus wie das Figurenuniversum des 2016 verstorbenen Karikaturenmeisters.

Er ist der "Rubens von Siegheilkirchen" und wird von allen nur "der Rotzbub" genannt: Die Titelfigur des neuen Films von Marcus H. Rosenmüller ist ein begabter junger Zeichner, der in einem österreichischen Provinznest der 1960er-Jahre aufwächst. Man könnte ihn für Manfred Deix halten - nicht nur, weil das Personal des Animationsfilms dessen Figurenwelt verdammt ähnlich sieht. Am Donnerstag kommt "Rotzbub" in die Kinos.

Rotzbub - Kurzinhalt zum Film

Ins Museum hat es der 2016 verstorbene Zeichner Manfred Deix längst geschafft. In seinen ebenso liebevollen wie offenherzigen Zeichnungen entlarvte er die österreichische Seele erbarmungslos. Im Kino begegnet man ihm zum ersten Mal. "Manfred Deix hat zu Lebzeiten das Drehbuch abgenommen und durch seine Lebensgeschichte viele dramaturgische Ereignisse geliefert", sagt Rosenmüller. Bis auf wenige Ausnahmen (wie dem Bürgermeister oder dem mit der Stimme von Erwin Steinhauer sprechenden gutherzigen und humanistischen Marek) sind es dennoch nicht die sprichwörtlichen Deix-Figuren, denen man in dem 85-minütigen Animationsfilm begegnet. Das hat wohl mit der Technik zu tun.

Waren die Blätter, mit denen Deix jahrzehntelang die Redaktionen belieferte und die in dicken Büchern gebunden zeithistorische Dokumente wurden, pure Handarbeit, so muss im Film heutzutage schon aus schieren Zeitgründen der Computer ran. Der spanische Co-Regisseur und Animationsdirektor Santiago López Jover schafft es zwar sehr gut, die Atmosphäre des vom Wirtschaftsaufschwung noch nicht wirklich erfassten Dorfes einzufangen, in dem überall die Farbe abblättert und dann meist ein bräunlicher Untergrund zum Vorschein kommt, die Figuren bekommen jedoch ausgerechnet in der Computermodellierung keine Tiefe, sondern etwas Flaches, Zombiehaftes.

Rotzbub - Die Kritik

Die Geschichte jedoch funktioniert hervorragend und wird auch liebevoll und mit sanfter Bosheit erzählt. Der Rotzbub, Sohn eines Wirts, der im Krieg einen Arm verloren hat und nun die unverbesserlichen Altnazis am Stammtisch aushalten muss, um die Familie einigermaßen ernähren zu können, verschaut sich in die "Monroe von Siegheilkirchen", die beim Fleischhauer arbeitende dralle Trude und hält ihre beeindruckenden Rundungen mit dem Zeichenstift fest. Ein geschäftstüchtiger Mitschüler etabliert damit eine gut gehende Mini-Porno-Industrie, die allerdings schon bald auffliegt. Sein Onkel, der Kunstmaler Neidhardt, nimmt ihn in Schutz: Der begabte Bub darf ihm bei der zeitgemäßen Neugestaltung des alten Nazibildes auf dem Gemeindeamt helfen. Aus Rache für alle erlittenen Unbilden greift der Rotzbub allerdings des Nachts selbst zum Pinsel. Die Enthüllung seines Werks, das das wahre Gesicht der Ortsbevölkerung zeigt, wird zum, Höhepunkt des Films.

Doch kein guter Film ohne Liebesgeschichte: Das ebenso hübsche wie freche Romamädchen Mariolina verdreht dem Rotzbuben den Kopf. Als dieser mitbekommt, dass die Altnazis einen Anschlag auf die Wohnwagensiedlung ihrer Familie planen, ist rasches Handeln angesagt. Zum Glück hat neben Marek auch der Wirt vom Espresso Jessy zwar nicht die Schlauheit und Tatkraft gepachtet, aber das Herz am rechten Fleck. Gesprochen wird er von Roland Düringer - und der schafft es tatsächlich, eine ganze Welt anzureißen.

Wie überhaupt die Stimmen überwiegend ausgezeichnet gecastet (Branko Samarovski ist ein gefährlicher Nazi, Wolfgang Böck der Maler, Gerti Drassl das Romamädchen, Adele Neuhauser ihre Mutter) oder zumindest prominent (Armin Assinger, Bilderbuch-Frontmann Maurice Ernst u.a.) sind. Was Deix allerdings nicht zugelassen hätte: eine einzige Katze im ganzen Film. Die narrt jedoch einen dummen Schäferhund mit links. Und rettet die Haut des Rotzbuben. Damit aus ihm mal etwas Großes werden kann.

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(APA/Red)

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