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"Robert Kubica ist ein Killer"

Toro-Rosso-Besitzer Gerhard Berger hofft in Magny-Cours auf Fortschritte bei seiner Formel-1-Equipe.

VN: Gerhard, am Wochenende fährt die Formel 1 letztmals in Magny Cours. Abschiedswehmut?
Berger:
Magny Cours war nie ein Lieblingsrennen des Formel-1-Zirkus. Die Strecke ist zusammengewürfelt und die Infrastruktur alles andere als ideal. Außerdem stelle ich mir ein Rennen in Paris (Anm. wie von Bernie Ecclestone gewünscht) sehr spannend vor.

VN: Wie bist du mit dem bisherigen Saisonverlauf zufrieden?
Berger:
Unser letztjähriges Auto war unter den besten Umständen gut genug für Platz 15 oder 16. Daher war der Auftakt eher durchwachsen, auch wenn Bourdais in Melbourne in die Punkte fuhr.

VN: Dann hat sich der Einsatz des neuen Autos auch verspätet. Es scheint aber ein guter Wurf . . .
Berger:
Geplant war es für Istanbul, aber das ging sich nicht aus. Red Bull Engineering hat uns zum Glück ein tolles Auto geliefert und wir müssen nun noch die Kinderkrankheiten ausschalten. Monte Carlo war eine Lotterie, auch wenn wir dort Fünfter geworden sind. In Montreal in die Punkte zu kommen, obwohl wir von ganz hinten losfuhren, zeigt einiges.

VN: Wie liefen die Testfahrten vergangene Woche in Barcelona?
Berger:
Wir haben Setup-Varianten für das Rennen in Frankreich ausprobiert und mit der Auswertung von neuen Aufhängungsteilen weitergemacht. Wir glauben einen Schritt nach vorne gemacht zu haben. Wie viel wird man erst in Magny-Cours auf der Strecke sehen.

VN: Wie von dir schon vergangenes Jahr vorhergesagt, habt ihr viel Freude mit Sebastian Vettel. Was ist ihm zuzutrauen?
Berger:
Vettel ist einer wie Ayrton Senna. Er hat mit dem neuen Wagen tolle Rennen gezeigt. Ich bin beeindruckt, wie viel Geduld er schon beweist und damit unterstreicht, dass er das Hirn und den Kopf eines Großen hat. Das Einzige, was ihm noch fehlt, ist Erfahrung.

VN: Und wie stehen die Chancen von Bourdais vor seinem Heimrennen?
Berger:
Seb hat sich bisher gut geschlagen. Viele Piloten aus den US-Rennserien haben sich in der Formel 1 nicht durchgesetzt. Villeneuve schon, hatte aber das klar beste Auto, Montoya hat auch viele Fehler gemacht. Das Minus war immer die Einstellung. Bourdais ist da anders: Er ist Europäer, wollte immer hierher und ist er ein verbissener Arbeiter.

VN: Jüngsten Gerüchten zufolge soll Vettel aber kommende Saison bei Red Bull fahren. Könnte Bruno Senna sein Nachfolger werden?
Berger:
Noch ist nichts fix, aber die Möglichkeit ist da. Wir würden gerne mit ihm und Bourdais weitermachen. Bruno hat Rennsport von Kindheit an inhaliert, was ihm hilft. Er hat in Monaco gewonnen und damit bewiesen, was er kann. Aber trotz seiner rasanten Entwicklung muss er zuerst den Titel in der GP2 holen. Der ist die beste Visitenkarte für die Formel 1.

VN: Vor Toro Rosso warst du maßgeblich am Aufbau des BMW-Formel-1-Programms beteiligt. Freut dich deren Erfolg?
Berger:
Natürlich. Das ist ein Superergebnis, aber es war nur eine Frage der Zeit. Dort wird minutiös gearbeitet, ohne große Worte. Die werden noch viele Siege einfahren und viel Freude haben.

VN: Und was sagst du zum neuen WM-Führenden Robert Kubica?
Berger:
Das ist das Beein­druckendste. Aber Kubica ist ein Killer. So einen Piloten habe ich in meiner Zeit in der Formel 1 selten gesehen. Er fährt aus den Boxen raus und ist sofort superschnell. Robert fährt auf einem Niveau mit Lewis Hamilton und Nico ­Rosberg.

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