Damit ist auch die CO2-Bilanz der einkommensschwächeren deutlich besser. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie “Soziale Aspekte der Mobilität” des Verkehrsclub Österreich VCÖ, die am Dienstag präsentiert wurde. “Das untere Einkommensviertel legt jährlich durchschnittlich 6.580 Kilometer mit dem Auto zurück und verursacht im Schnitt pro Haushalt 1.168 Kilogramm CO2 durch das Autofahren. Das obere Einkommensviertel fährt hingegen 29.910 Kilometer mit dem Pkw und emittiert mit 5.309 Kilogramm fast fünf Mal so viel CO2”, so VCÖ-Experte Martin Blum gegenüber pressetext.
“Haushalten mit niedrigen Einkommen kommt vor allem der Ausbau des Öffentlichen Verkehrs sowie die Verbesserung der Bedingungen zum Gehen und Radfahren zugute”, erklärt Blum. Rund 60 Prozent der ärmeren Haushalte haben kein Auto. Bei den Wohlhabenderen sind es hingegen nur vier Prozent. “Zusammenfassend kann man sagen, dass dem derzeitigen Verkehrssystem in vielen Bereichen die soziale Treffsicherheit fehlt”, meint der Experte.
Beim Autofahren fallen durch Abgase, Lärm und Unfälle auch Kosten an, die nicht vom Verursacher getragen werden, sondern von der Allgemeinheit. Im Schnitt betragen diese so genannten externen Kosten des Autoverkehrs 41 Cent pro Kilometer. “Wenn die wohlhabenden Haushalte Umwelt- und Gesundheitsschäden in der Höhe von durchschnittlich 10.752 Euro pro Jahr verursachen, die einkommensschwachen hingegen nur 2.364 Euro, wird offensichtlich, dass wohlhabende Haushalte von der fehlenden Kostenwahrheit um ein Vielfaches stärker profitieren als die ärmeren”, rechnet Blum vor. Seit Jahren fordern VCÖ-Experten eine Kostenwahrheit beim Autofahren, die bisher mit dem Hinweis auf negative Folgen für sozial Schwache abgelehnt wurde. Das gleiche gelte für die Pendlerpauschale und die Verschrottungsprämie.
Einen echten Lösungsansatz biete daher der Ausbau des Öffentlichen Verkehrs, dem die Rolle eines sozialen Netzes zukomme, erklärt Blum. “Für die Mobilität der einkommensschwachen Haushalte ist der Öffentliche Verkehr eine zentrale Basis. Im Schnitt legt jeder Haushalt des unteren Einkommensviertels 5.190 Kilometer mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurück. Damit hat der Öffentliche Verkehr einen Anteil von 44 Prozent bei den zurückgelegten Kilometern. Beim obersten Einkommensviertel macht der Öffentliche Verkehr nur mehr 24 Prozent der gefahrenen Kilometer aus – was aber aufgrund der insgesamt höheren Kilometerleistung beachtliche 9.420 Kilometer pro Jahr sind.
“Der Öffentliche Verkehr ist das Verkehrsmittel von Arm und Reich. Menschen aller Einkommensschichten legen viele Kilometer mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zurück”, so Blum. “Die Studie zeigt außerdem, dass Investitionen in die Radfahrinfrastruktur und in den Ausbau des Öffentlichen Verkehrs eine sehr positive Beschäftigungswirkung haben. Eine Milliarde Euro in die Radfahrinfrastruktur investiert schafft 15.935 Personenbeschäftigungsjahre, der Ausbau des Öffentlichen Nahverkehrs sogar rund 16.500 Personenbeschäftigungsjahre.
“Wir sollten diese Win-Win Situationen nützen und Arbeitsplätze schaffen, Mobilitätsarmut bekämpfen, die Geldbörse Einkommensschwächerer entlasten und Lärm- wie Luftverschmutzung reduzieren”, so Martin Schenk, Sozialexperte Diakonie Österreich und Mitbegründer der Armutskonferenz. “Um Mobilität auch für die sozial Schwächsten zu ermöglichen, sind der Linzer Aktivpass oder der Wiener Mobilitätspass vorbildliche Schritte.”