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"Risikobewusstsein steigt wieder": Anschober über die aktuelle Corona-Lage

Anschober schloss die Wiedereinführung einer bundesweiten Maskenpflicht nicht aus.
Anschober schloss die Wiedereinführung einer bundesweiten Maskenpflicht nicht aus. ©APA/HELMUT FOHRINGER
Am Freitag informierte Gesundheitsminister Anschober über die aktuelle Corona-Lage in Österreich. Zwar steigt das Risikobewusstsein wieder, eine Wiedereinführung einer bundesweite Maskenpflicht könne jedoch nicht ausgeschlossen werden.

Knapp 1.400 Personen sind am Freitag in Österreich aktiv mit Covid-19 infiziert gewesen. "Das Risikobewusstsein steigt wieder", konstatierte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) bei einer Pressekonferenz. Das sei unter anderem auf regionale Cluster in Oberösterreich, Niederösterreich und Wien zurückzuführen. Anschober kündigte in Vorbereitung für den Herbst einen 17-Punkte-Aktionsplan an.

Hotline 1450 soll evaluiert, Testungen sollen beschleunigt werden

Ein Teil soll bereits im Sommerministerrat Ende Juli verankert werden. Der Plan sieht unter anderem das bereits angekündigte Ampel-System vor. Außerdem will Anschober die Hotline 1450 evaluieren. Diese habe "in Grundzügen hervorragend funktioniert". Nunmehr solle geprüft werden, "wie viel zusätzliches Personal braucht es". "Wir wollen den Zugang über 1450 zu den Testungen deutlich erleichtern und niederschwelliger ansetzten", sagte der Gesundheitsminister.

Er plant außerdem die bereits mehrfach angekündigte Beschleunigung der Testungen. Der Bescheid mit dem Ergebnis soll binnen 48 Stunden nach der Information an die Hotline vorliegen. Geregelt werden soll dies per Erlass, sagte Anschober.

Bei den Testungen liege man derzeit "in einer Größenordnung, wie wir sie noch nicht hatten". So wurden in den vergangenen Tagen immer "knapp über knapp unter 10.000 Tests durchgeführt". Ende März hatte der Gesundheitsminister 15.000 bis 17.000 Tests täglich als Ziel vorgegeben, davon ist Österreich weiterhin deutlich entfernt.

Regionale Ausbrüche mit regionalen Maßnahmen eingegrenzt werden

Für Österreich konstatierte Anschober aktuell eine Zweiteilung. In Wien, Niederösterreich und Oberösterreich gebe es mit den regionalen Clustern weiterhin einen deutlichen Anstieg an Infektionen. In Oberösterreich waren das am Freitag binnen 24 Stunden 60 Neuinfektionen, in Wien 57 und in Niederösterreich 38. Abgesehen von Tirol liegen die restlichen Bundesländer bei null oder einem neuen Fall, sagte Anschober.

Derzeit könnten die regionalen Ausbrüche mit regionalen Maßnahmen eingegrenzt werden. Sobald es einen bundesweiten Ansatz gebe, dass die Zahlen flächendeckend steigen, "werden wir von regionalen zu bundesweiten Maßnahmen übergehen", kündigte Anschober an. "Da könnte auch der Mund-Nasen-Schutz bundesweit ein Thema sein und kurzfristig umgesetzt werden, manche könnten überrascht sein, wie schnell das gehen könnte wenn es bundesweit erforderlich ist", sagte der Gesundheitsminister.

17-Punkte-Aktionsplan mit Ampelsystem vor Umsetzung

Ein Aktionsplan mit 17 konkreten Maßnahmen gegen eine zweite Covid-19-Welle hat Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) am Freitag bei einem Medientermin angekündigt. Eckpfeiler sind das angekündigte Ampelsystem und eine Corona-Kommission aus Fachexperten. Bereits im Ministerrat Ende Juli sollen Teile davon verankert werden. Mehr Personal und schnellere Testungen sind die weiteren Schritte.

Das Ampelsystem soll sich von jenem in Deutschland unterscheiden, das bedeutet keine "Einpunkte-Entscheidung", sondern eine aus vier Indikatoren, bestehend aus Spitalskapazitäten, dem prozentuellen Anteil an positiven Tests, den täglichen Steigerungen und als vierten Punkt die Clusteranalysen: "entscheidend ist, woher der Cluster kommt", so Anschober. Leitlinien für die Ampel sollen bis auf Bezirksebene gelten, wobei der Einwand von Wien verständlich sei, dass es von "Bezirk zu Bezirk" nicht geht.

Sommer: Phase der Stabilisierung nach den Öffnungsschritten

"Jetzt im Sommer ist die Phase der Stabilisierung nach den Öffnungsschritten", so Anschober, dass es zu regionalen Ausbrüchen kommt, wäre dabei immer zu erwarten gewesen. Die gegenwärtige Lage in Österreich ist für den Ressortleiter eine zweigeteilte mit drei Bundesländern mit Clustern, nämlich Oberösterreich mit 60, Wien mit 57 und Niederösterreich mit 38 Fällen, "und dann haben wir den Rest Österreichs mit null bis einem neuen Fall".

Elisabeth Puchhammer-Stöckl, Wissenschafterin vom Zentrum für Virologie der MedUni Wien, verwies auf das Surveillance-System, das nicht nur die Entwicklung bei SARS-CoV-2 beobachtet, sondern auch den gewöhnlichen Rhinovirus, verantwortlich für Schnupfen: "Sei drei Wochen beobachtet man, dass die Kommunikationswege über Tropfeninfektionen wieder intensiver werden", dieser Aspekt zeige eine gewisse Sorglosigkeit bei Übertragungswegen, die auch Corona betreffen.

Aktionsplan sieht beschleunigte Testungen vor

Damit dies und eine Situation wie im April jedoch verhindert wird, gibt es den besagten Aktionsplan, der beschleunigte Testungen vorsieht: 48 Stunden ist die Zeitdauer, die maximal vergehen soll, ab der Information an die Hotline 1450. Geregelt werden soll dies per Erlass, sagte Anschober. Das Bundesheer im Einsatz gegen Corona soll in Österreich jedenfalls nicht der Normalzustand werden, aber Anschober ist gegenwärtig "durchaus froh, dass Assistenzeinsatz da ist, wie jetzt in Kärnten".

Was die Rolle der Polizei betrifft, so sei dies "ein Unterstützungsangebot, dass okay ist", entscheiden würden jedoch die Bundesländer. Eine Novelle zum Epidemiegesetz soll der Exekutive ermöglichen, künftig auch Krankheitssymptome erheben - ein Veto des Bundesrats durch die Oppositionsparteien droht jedoch.

Bei den Testungen liege man derzeit "in einer Größenordnung, wie wir sie noch nicht hatten". So wurden in den vergangenen Tagen immer "knapp über knapp unter 10.000 Tests durchgeführt". Ende März hatte der Gesundheitsminister 15.000 bis 17.000 Tests täglich als Ziel vorgegeben, davon ist Österreich weiterhin deutlich entfernt.

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(APA/Red)

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