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Riesenwelse auch in Vorarlberg: Muss man jetzt beim Baden vorsichtig sein?

Berufsfischer Franz Blum vor seinem bisher größten Wels.
Berufsfischer Franz Blum vor seinem bisher größten Wels. ©VOL.AT/Mayer
Nach einer Wels-Attacke in Bayern wächst die Verunsicherung – auch im Bodensee und Alten Rhein schwimmen Exemplare von über zwei Metern. Berufsfischer Franz Blum erzählt von seinen Fängen – und gibt Entwarnung.
Wels beißt fünf Schwimmer – Polizei erschießt Fisch

Franz Blum steht in seinem Geschäft samt Restaurant, dem "Fränzle's" in Fußach. Neben ihm hängt der präparierte Riesenwels, den er im Jahr 2019 fing – 2,72 Meter lang. "Es ist der größte präparierte Fisch dieser Art in Europa", merkt er an.

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Eine Attacke durch einen ähnlichen Riesenwels im bayerischen Brombachsee sorgt aktuell für Schlagzeilen. Fünf Badegäste wurden durch Bisse verletzt. Der Fisch war rund 205 Zentimeter lang und wurde schließlich von der Polizei erschossen. Auch in Vorarlberg wurden in den vergangenen Jahren mehrere außergewöhnlich große Exemplare des Europäischen Welses gefangen.

Diesen Prachtfisch fing Franz Blum im Sommer 2019. ©Privat/Franz Blum

Berufsfischer Blum: Rekordfisch mit 2,72 Metern

Der Fußacher Berufsfischer Franz Blum hat in den Jahren 2019 und 2020 zwei spektakuläre Welse aus dem Bodensee gezogen. Besonders der Fang aus dem Jahr 2019 sorgt bis heute für Gesprächsstoff: Damals angelte Blum in der Fußacher Bucht ein Exemplar, das sich nach der Präparation als 2,72 Meter lang herausstellte – vermutlich ein Bodensee-Rekord. Auch 2020 konnte Blum erneut einen über zwei Meter langen Wels landen. Der Fisch wurde eigens präpariert und ziert heute sein Geschäftslokal.

Video: Franz Blum über Riesenwelse in Vorarlberg

Blums Einschätzung: "Er hat sie als Bedrohung gesehen"

Blum betont im Gespräch mit VOL.AT, dass sich die Tiere in der Regel unauffällig verhalten: "Wir sehen ja, wie viel Fisch bei uns im See ist. Und es passiert eigentlich selten, bis gar nie etwas, dass mit dem Wels zu tun hat."

Den Vorfall in Bayern erklärt er damit, dass sich das Tier wahrscheinlich bedroht fühlte: "Ich gehe davon aus, dass der irgendwo sein Nest in der Nähe hatte." Der Wels bewache seinen Nachwuchs, ähnlich wie auch der Zander. "Da waren die Leute einfach im Weg. Er hat sie als Bedrohung gesehen." Er habe sie nicht angegriffen, weil er "Hunger auf Mensch habe", betont der Berufsfischer.

Das präparierte Prachtexemplar eines Welses beim "Fränzle's" in Fußach. ©VOL.AT/Mayer

Große Fischer, aber nicht aggressiv

Auch Welse mit mehr als zwei Metern Länge gelten laut Blum nicht grundsätzlich als gefährlich. Dem Menschen gehen sie eher aus dem Weg, wie er meint: "Wenn viel los ist und die Leute reinspringen ins Wasser, dann geht er eher."

Welse besitzen keine scharfen Zähne wie etwa Hechte, sondern ein Gebiss, dass man sich wie eine Raspel vorstellen könne: "Der hat ganz feine Zähne. Dafür einen Haufen davon und sie stehen alle einwärts." Dafür habe der Fisch "relativ viel Kraft im Kiefer." "Wenn er es gewollt hätte, dann zieht er dich mit. Das hat er nicht gemacht. Er hat nur kurz geschnappt in dem Fall und gleich wieder abgelassen", so der Fischer. Das versteht er als Zeichen: "Geht weg von hier."

Ein Blick ins Maul von Blums Riesenwels zeigt die Zähne. ©VOL.AT/Mayer

Große Exemplare keine Seltenheit mehr

Blum erlebt zunehmend große Tiere im Bodensee: "Für mich selbst ein Highlight", meint er. Mittlerweile seien zwei Meter im Bodensee keine Seltenheit mehr. "Ab 2,40, 2,50 ist dann schon die Ansage und ich bin gespannt, wie weit die Reise noch geht." Für die weitere Entwicklung hat der Berufsfischer eine klare Einschätzung: "Ich denke, in ein paar Jahren werden wir hier an den drei Metern kratzen."

Die Fische seien in ihrem Wachstum von der Klimatik begünstigt. "Die haben es gern warm. Und wenn es über den Winter nicht mehr so kalt ist, dann wachsen sie natürlich schneller", führt Blum aus. Auch der Zeitfaktor spiele eine Rolle: "Wenn ich jetzt an die Zeit meines Vaters denke: Wenn man da mal einen Wels gefangen hat, mit 1,20 Metern oder 1,50 Metern, dachte man, das sei ein Riese. Mit den Jahren sind sie daher gewachsen."

"Unterm Strich lassen sie die Menschen in Ruhe"

Für heimische Badegäste am Alten Rhein und im Bodensee sieht er keinen Grund zur Beunruhigung. "Es kann immer wieder ein aggressives Tier geben, aber im Allgemeinen sehe ich es jetzt nicht so." Er betont: "Unterm Strich lassen sie die Menschen in Ruhe."

Große Tiere "fressen viel und bringen wenig"

Für den See seien besonders große Welse nicht immer von Vorteil, betont Blum: Sie seien aus dem Futteraspekt herausgewachsen und nur noch der Mensch könne ihnen Herr werden. "Die großen Tiere, die darf man fangen. Die sind auch nicht gut für den See. Die fressen viel und bringen wenig", betont Blum. Dass solche Exemplare auch in der Fischtheke landen und in der heimischen Küche verwertet werden, ist für ihn selbstverständlich: "Bei mir definitiv. Und die heimische Küche kommt auch immer mehr darauf, dass der Wels ein gschmackiges Fleisch hat."

Weitere Fänge: Rhein und Bodensee liefern "Giganten"

Doch nicht nur Franz Blum hat bereits Erfahrungen mit kapitalen Welsen gemacht, wie ein Blick ins Archiv von VN und VOL.AT zeigt:

©VN-Archivbild: Leserreporter

Schon 1998 wurde von den VN über einen besonders großen Fang durch einen Jugendlichen berichtet. Markus Ill aus Hard zog im Alter von 14 Jahren an der Rheinmündung einen 1,20 Meter langen und 13 Kilogramm schweren Wels an Land.

Im Mai 2004 gelang etwa laut VN-Bericht dem Harder Stojan Pantelic ein außergewöhnlicher Fang: Ein 196 Zentimeter langer und 47 Kilogramm schwerer Wels biss in der Fußacher Bucht an – mit leichter Zanderausrüstung. Der Kampf dauerte rund anderthalb Stunden. Pantelic schilderte damals: "Wie der abging – es war, als hätte ich ein Auto an der Angel." Leider war kein Foto mehr auffindbar.

Dieser riesige Wels wurde im August 2005 im Alten Rhein gefischt. ©VN-Archivbild: Gernot Grabher

Im Alten Rhein gelang 2005 drei Hohenemser Fischern – Willi Rüscher, Ludwig Grasser und Mathias Mathis – ein sogenannter "Jahrhundertfang". In einer Nachtaktion fingen sie laut den VN einen 1,91 Meter langen und rund 45 Kilogramm schweren Wels mit lebendem Köderfisch. Der Fang wurde als Vereins-Trophäe präpariert und soll über zwanzig Jahre im Gewässer gelebt haben. Laut damaligem Bericht hatten die Fischer eine Ausnahmebewilligung erhalten, da Welse im Alten Rhein als Gefahr für Fischarten und Wasservögel gelten.

Hobbyfischern aus Fußach gelang es 2008, einen 186 Zentimeter langen und 46 Kilogramm schweren Wels ins Boot zu ziehen. ©VOL Live / Bernd Gwehenberger

Vier Jahre später, im Juni 2008, gelang den Fußach Hobbyfischern Christoph Birnbaumer und Kevin Schmid ein weiterer kapitaler Fang in derselben Bucht: Ein 1,86 Meter langer und 46 Kilogramm schwerer Wels ging ihnen bei einer Bootsausfahrt ins Netz – ebenfalls nach einem langen und kräfteraubenden Drill.

Archivvideo vom 1,86-Meter-Wels

Dieser Wels wurde im Juli 2008 gefischt. ©VN-Archivbild/Leserreporter

Auch VN-Leserreporter Reinhard Lutz aus Hard konnte im Juli 2008 einen Riesenwels im Rhein landen. Sein Fang maß 1,60 Meter – ebenfalls ein eindrucksvoller Beleg für die Größe, die Welse in heimischen Gewässern erreichen können.

Schwerarbeit war für Mathias Mathis und Dominic Braun die Fotopräsentation ihres Zwei-Meter-"Ungeheuers" aus dem Alten Rhein.
©VN-Archivbild/Gernot Grabher

Ende Juli 2008 gelang laut VN-Bericht den Emser Fischern Mathias Mathis und Dominik Braun ein außergewöhnlicher Fang: In der Nacht auf Dienstag, den 29. Juli, zogen sie am Alten Rhein bei Hohenems einen exakt zwei Meter langen Wels mit einem Gewicht von 47 Kilogramm aus dem Wasser. Der Drill dauerte über eine halbe Stunde und forderte beide Angler körperlich stark. Laut Vereinschronik wurden Welse dieser Größe in den 1970er-Jahren in die Baggerseen des Alten Rheins eingebracht. Seither gelten sie als problematisch für das ökologische Gleichgewicht – mehrfach wurden sogar Angriffe auf Wasservögel beobachtet. Der Wels wurde zunächst lebend gehalten, eine Rücksetzung war angedacht, letztlich dürfte das Tier aber nicht überlebt haben.

Mehr Bilder von Riesenwelsen aus Vorarlberger Fang

Der Sensationsfang von Franz Blum im Jahr 2019 (2,45 m, 100 kg). ©Privat/Franz Blum
Auch der Nachwuchs der Familie Blum freute sich über den großen Fang. ©Privat/Franz Blum
Ein kapitaler Fang gelang dem Hobbyfischer Christoph Birnbaumer und seinem Kollegen Kevin Schmid bei der Fußacher Bucht. ©tVOL Live / Bernd Gwehenberger
Zu zweit stemmen die Hobbyfischer den Fang. ©VOL Live / Bernd Gwehenberger

(VOL.AT)

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