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Riesenradplatz: Gutachten übt heftige Kritik an Errichtung

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Zwei Wochen vor der Wien-Wahl am 10. Oktober kommt neue Dynamik in die unendliche Geschichte rund um den Wiener Riesenradplatz. Laut dem Wirtschaftsmagazin "Trend" liegt nun ein von der Staatsanwaltschaft beauftragtes Gutachten, verfasst vom Wirtschaftstreuhänder Thomas Havranek, vor.

Es belastet demnach den von der Stadt Wien beauftragten Totalunternehmer “Explore 5 D”, den Vertreter der finanzierenden “Immoconsult” (IC), sowie die Riesenradplatz-Errichtungsgesellschaft RRPE, eine 100-Prozent-Tochter der Stadt.

Das Gutachten kommt, so heißt es in dem Bericht, zu dem Schluss, dass der von der Stadt Wien beauftragte Totalunternehmer einen “offensichtlichen Mangel an Erfahrung in der Umsetzung solcher Projekte” aufwies. Schon der Akt der Vertragsunterzeichnung sei verantwortungslos gewesen: “Der vertragslose Zustand vor Unterzeichnung, der an der Realität bei Unterzeichnung vorbeigehende Vertrag und die offensichtlich mangelnde Kontrolle von eingesetzten Steuergeldern durch den Auftraggeber IC, dessen Vertreter nicht einmal die Projektstatusberichte gelesen hatte” habe zu “massiven Missverständnissen”, gegenseitigen Vorwürfen und im weiteren zur Zahlungsunfähigkeit geführt, wird aus der Expertise zitiert.

Zwischen dem “tatsächlichen Bauherren” RRPE und dem Totalunternehmer bestand demnach kein Vertragsverhältnis, obwohl die RRPE, wie es laut “Trend” im Gutachten heißt, “faktisch und wirtschaftlich Bauherr und über sämtliche Entwicklungen informiert und daher auch für die Gesamtsituation mit verantwortlich” war. Zudem wird der Verdacht ausgesprochen, dass “durch die Ignoranz der Mehrkosten ein Ausgleich produziert wurde”, um daraus einen wirtschaftlichen Vorteil auf dem Rücken der Gläubiger zu erlangen.

Georg Wurz, Geschäftsführer der RRPE und inzwischen Chef der Prater Service GmbH, weist in dem Bericht alle Vorwürfe zurück. “Wir können nachweisen, dass der Ausgleich die einzig mögliche wirtschaftliche Entscheidung war”, sagte er gegenüber dem “Trend”. Die Behauptung, dass unter anderem er de facto Geschäftsführer des Totalunternehmers gewesen sei, sei “absurd”. Fehler sieht er demnach hingegen beim Unternehmen Explore 5 D. Wurz würde “heute einen Totalunternehmer suchen, der finanziell potenter ist”, heißt es.

Die Wiener Opposition nahm den Bericht zum Anlass, um einmal mehr massive Kritik an den Geschehnissen im Zusammenhang mit dem Bau des – auch ästhetisch – umstrittenen Pratervorplatzes zu üben. Der Pratervorplatz reihe sich in eine Liste von “Bau- und Finanzskandalen” der Wiener SPÖ-Regierung unter Bürgermeister Michael Häupl (S) ein, befand der Klubobmann der Wiener ÖVP, Matthias Tschirf. Die Grüne Planungssprecherin Sabine Gretner erwartet laut “Trend” nun eine rasche Anklage des Staatsanwalts, sie glaubt, dass die Vertreter der Stadt “für Chaos, Zahlungsunfähigkeit und Ausgleichsverfahren verantwortlich” seien.

Nach Ansicht des freiheitlichen Generalsekretärs Harald Vilimsky schreit das “Millionengrab” Riesenradplatz nach einer gemeinderätlichen Untersuchungskommission. Von Seiten der SPÖ wurde betont, dass man an Aufklärung interessiert sei. Das Gutachten sei jedoch im Zuge eines schwebenden Gerichtsverfahrens erstellt worden, betonte der Kontrollamtssprecher der Wiener SPÖ, Thomas Reindl, in einer Aussendung. Die SPÖ wolle den Ausgang des Verfahrens abwarten – während die Oppositionsparteien sich in Rundumschlägen ergingen.

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