Riedstraßen von Durchzugsverkehr erobert

Lustenau „Sucht man im Navi die schnellste Route von Memmingen nach Zürich so lotst einen das Gerät durch die gesamte Riedlandschaft von Lauterach bis Lustenau“, erklärt Manfred Hagen vom Lustenauer Mobilitätsausschuss. Er beobachtet das steigende Verkehrsaufkommen kritisch und sieht das Naherholungsgebiet zu stark vom Verkehr betroffen. Täglich nutzen Autos diese schmalen Riedstraßen als Durchzugsstraße, um zur Autobahn oder in die Schweiz zu gelangen. „Klar zu erkennen ist das besonders am Wochenende. Hier passieren Autos von der Zentralschweiz, Deutschland, Spanien, Polen und aus anderen Ländern diese Straße, die einst kaum befahren war“, so Hagen. Das Navigationsgerät findet die Landesstraßen als schnellste Route.
Ausweichroute in die Schweiz
Ähnlich beobachtet das Martin Hollenstein, Mitglied der Grünen Verkehrsgruppe. Er radelt täglich durchs Ried von Lustenau nach Wolfurt und beklagt Autofahrer, die zu knapp und auch zu schnell überholen. Dadurch entstehen besonders für Radfahrer auf dieser schmalen Straße gefährliche Situationen. „Vor allem in den Morgenstunden oder beim Schichtwechsel bei großen Arbeitgebern nimmt der Verkehr drastisch zu“, berichtet Hollenstein. „Das Ried ist zur Ausweichroute in die Schweiz geworden“, stellt er fest.
Gefährliches Zusammenspiel mehrerer Faktoren
Der Verkehr im Ried spitze sich immer mehr zu. „Durch die neue Brücke, die keine Höhenbeschränkung mehr aufweist, fahren immer mehr Kleinlaster durchs Ried“, so Hollenstein. Das wird zum Problem. „Die Straßen sind und bleiben, obwohl sie von Lauterach her und durch die Zellgasse als Landesstraße angeführt sind, schlussendlich einfach nur asphaltierte Riedstraßen“, so Hagen. Zu viele Autos, die zu schnell fahren sind ein gefährliches Zusammenspiel inmitten der Natur. Radfahrer können nicht mehr mit dem gesetzlich vorgeschriebenen Mindestabstand von zwei Metern überholt werden. „Die Straßenverkehrsnovelle sieht jedoch vor, dass der Mindestabstand unterschritten werden darf, wenn die Geschwindigkeit der Situation entsprechend angepasst wird. Auf dieser schmalen Straße empfehlen wir 30 km/h zu fahren“, betont Simon Hämmerle vom Verkehrsausschuss.
Lösung in Sicht?
Wird die Geschwindigkeit den Straßengegebenheiten auf 30 km/h im gesamten Ried angepasst, so können Autofahrer die Radfahrer legal überholen. „Und werden die Straßen im Navi mit 30 km/h angeführt, so wählen mehrere die Hauptstraßen und Autobahnen“, erklärt Hämmerle. Der Berufsverkehr unter der Woche kann nicht umgeleitet werden, doch am Samstag und Sonntag könne das Ried durchaus gesperrt werden. Bei der Zählstelle 4 in der Zellgasse hat das Land im Mai 2021 an den Sonn- und Feiertagen beispielsweise rund 8100 Fahrzeuge erfasst. „Noch sehen wir Rehe und Hasen auf den Feldern. Es liegt an uns, dass wir sie dort noch länger beobachten können“, ergänzt Manfred Hagen. Bvs