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Rhein als Fluss des Lebens

Lustenau - Er war sechs, vielleicht sieben, als der kleine Martin erstmals bewusst auf den Rhein traf. "Mein Vater hatte ein kleines Transportunternehmen. Damals wurde am Rhein Kies gebaggert. Ich weiß noch genau, wie er mich damals mitnahm", erinnert sich der Bregenzer, der in Neu Amerika bereits mit dem Bodensee als seinem "Stammgewässer" Freundschaft schloss.

Zum Wasser zog es ihn auch unmittelbar nach der Matura in der Mehrerau – es ging ab zum Studium der Wasserwirtschaft an der BOKU in Wien.

Großprojekt

Als Martin Weiß als Ingenieur 1983 beim Land Vorarlberg im Bereich Wasserwirtschaft eine Anstellung fand, ging es natürlich auch wieder u.a. um den Rhein. Der “gehörte” ihm schließlich ganz, als der 57-Jährige 2005 Uwe Bergmeister als Rheinbauleiter im Lustenauer Büro ablöste. Stichwort Lustenau. Dort wurde der Bregenzer im altehrwürdigen Entbindungsheim auch geboren. “Weil die anderen Geburtenstationen voll waren”, wie er schmunzelnd begründet.

Der Respekt

Als Rheinbauleiter sieht Weiß großen Herausforderungen entgegen. Im Rahmen der “Internationalen Rheinregulierung” (IRR) steht das gigantische Hochwasserschutzprojekt in den Startlöchern. Der Rhein soll sicherer werden, die Durchflusskapazität auf 4.300 Kubikmeter pro Sekunde erhöht. “Aber nicht nur das. Auch ökologischer soll der Fluss werden.” Das merkt Martin Weiß ebenso gerne an. Denn er räumt ein, “dass man früher durch die massiven Kiesentnahmen dem Fluss und der Umgebung sehr zugesetzt hat. Aber da gab es in Zeiten des Aufbaus eben eine andere Sicht der Dinge.” Wenn Martin Weiß vom Rhein und seiner Landschaft spricht, dann verwendet er oft auch den Begriff Respekt.

“Der Fluss ist ein Lebensraum für viele Lebewesen. Ihn zu schützen bedeutet einen Mehrwert fürs Land und die Menschen.” Es werde wohl an seiner humanistischen Schulausbildung liegen, dass er seine Arbeit am Rhein eben auch unter diesem Aspekt sehe. Wenn Weiß von Respekt vor dem Rhein spricht, dann schließt das allerdings auch die potenzielle Gefahr ein, die von dieser Lebensader ausgeht. “Man hat in den vergangenen Jahren gesehen, was außer Kontrolle geratene Flüsse anrichten können. Stichwort Elbe, Stichwort Oder. Stichwort Kamp und andere fließende Gewässer.” Dass auch der Rhein sein bedrohliches Gesicht schon gezeigt hat, beweisen die verschiedensten Hochwasser im vergangenen Jahrzehnt. Als der Fluss in seinem Bett keinen Platz mehr fand und auch das Rheinvorland mit seinem Wasser füllte.

Traum vom Spaziergang

Martin Weiß wird das Ende des Jahrhundertprojektes IRR-Hochwasserschutz nicht mehr als aktiver Rheinbauleiter erleben. Schließlich wird – geht alles nach Plan – mit den großflächigen Sanierungsarbeiten erst 2017 begonnen und diese dann 15 Jahre dauern. “Aber ich stelle mir vor, dass ich als 80-jähriger Mann noch so rüstig bin, am neugestalteten sicheren Rheinufer zu spazieren.”

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