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Rewe-Chef: "Haben das älteste Öffnungszeiten-Gesetz Europas"

Zumindest unter der Woche sollen die Supermärkte länger geöffnet bleiben.
Zumindest unter der Woche sollen die Supermärkte länger geöffnet bleiben. ©APA
Rewe-Österreich-Chef Haraszti will eine totale Liberalisierung der Öffnungszeiten im Handel. Für die nahe Zukunft könnte er sich einen regional angepassten Ladenschluss vorstellen.

Der Chef von Rewe Österreich, Marcel Haraszti, fordert die radikale Liberalisierung der Arbeits- und Öffnungszeiten. Mehrere Mitarbeiter könnten sich einen Arbeitsplatz teilen, schlug Haraszti in einem Interview im "Standard" (Freitag) vor. Bei den regulären Ladenöffnungszeiten hatte sich Haraszti bisher eine Ausweitung von 72 auf 76 Stunden pro Woche gewünscht. Nun beschreibt er seine Wünsche detaillierter.

"Wir brauchen eine komplette Liberalisierung der Öffnungszeiten. Den Sonntag nehme ich davon aus. Unter der Woche aber zwischen acht und neun Uhr abends: Sie können sich nicht vorstellen, wie viele Mitarbeiter gerne hier arbeiten würden, Studenten etwa nach der Uni. Die Zuschläge erhöhen den Verdienst deutlich."

Ladenschluss muss "regionaler werden"

In der "Kronen Zeitung" hatte Haraszti Ende November zum Thema Ladenschluss erklärt, "wir müssen regionaler werden." Deshalb sollten zum Beispiel Filialen in der Stadt bis 23 Uhr offen halten dürfen, während man an Standorten, die von Pendlern stark frequentiert werden, schon ab sechs Uhr in der Früh aufsperren möchte. Derzeit gehe das eben nicht. "Denn wir haben das älteste Öffnungszeiten-Gesetz Europas." Es gebe kein Land, das prädestinierter sei für den Onlinehandel als Österreich. "Die Amazon-Manager schmunzeln über Österreich. Sie sind dankbar für die Öffnungszeiten aus den 50er-Jahren", meint der Rewe-Boss im "Standard". Er geht davon aus, dass Amazon in Österreich sicher vermehrt Lebensmittel ausliefern werde.

Haraszti fügte hinzu, dass, wer nicht wolle, bei der Rewe-Gruppe (Billa, Merkur, Bipa, Penny) aber auch nicht länger arbeiten müsse. Längere Öffnungszeiten würden nicht auf die Kosten der Mitarbeiter gehen, sagte er im Interview. Auch viele Jungunternehmer würden gerne abends länger offen halten. "Eine Tankstelle darf rund um die Uhr verkaufen, ein Kiosk nicht. Das ist Doppelmoral." Außerdem: "Wir beklagen uns ständig über den Onlinehandel, schaffen aber in Österreich keine Rahmenbedingungen, um wettbewerbsfähig zu sein."

Online-Lieferungen am Sonntag

Sonntags würde er gern online Lebensmitteln ausliefern. "Man kann sonntags ja auch eine Pizza bestellen. Am Sonntag sind die meisten Menschen zu Hause. Das sollte kein Tabu sein." Der Umsatz, den Rewe mittlerweile via Internet im Land umsetzt, entspreche 17 Billa- und 14 Bipa-Filialen. Heuer habe es um 80 Prozent mehr Bestellungen gegeben als im Vorjahr.

An die Beschäftigten zahlt Rewe Österreich für die Leistungen in der Coronazeit heuer zwei Prämien. Im Frühjahr waren es 200 Euro je Vollzeitmitarbeiter. Nun seien es erneut 200 Euro.

Flexibilität wünscht sich der Rewe-Manager auch bei den Arbeitszeitmodellen. "Zwei, drei Mitarbeiter könnten sich etwa einen Arbeitsplatz teilen und sich dafür selbst die Stunden einteilen."

Kika/Leiner will samstags länger und auch sonntags aufsperren

Der Handel ruft immer lauter nach einer Liberalisierung der Öffnungszeiten. Nach dem Chef von Rewe Österreich, Marcel Haraszti, der erst heute im "Standard" eine radikale Liberalisierung der Arbeits-und Öffnungszeiten im Handel forderte, ohne den Sonntag anzugreifen, ruft nun Kika/Leiner-Chef Reinhold Gütebier im "Kurier" nach einer Samstagsöffnung bis 20 Uhr und zudem auch gleich nach fünf offenen Stunden am Sonntagnachmittag.

"Der Handel muss sich nach den Bedürfnissen der Verbraucher richten", sagt der Manager der Möbelhäuser, die im Besitz von Immo-Investor Rene Benko stehen gegenüber der Zeitung (Samstagsausgabe). "Möbelkauf ist Familiensache und sonntags hat die Familie Zeit."

Nach dem harten Mitarbeiterabbau der vergangenen Jahre will Kika/Leiner im kommenden Jahr auch 200 neue Mitarbeiter einstellen. Weitere Filialschließungen seien nicht geplant.

(APA/red)

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