Rund 1,6 Mio. Besucher jährlich werden deshalb bis Ende 2012 durch einen Tunnel geschleust, auf dessen Spanplattenverschalung ein Fassadenspiegel gedruckt ist. Dahinter versetzen 15 Restauratoren den 420 Quadratmeter großen und neun Meter hohen Rokokofestsaal wieder in die Zeit von 1762 zurück.
Die letzte Generalsanierung liegt bereits über 130 Jahre zurück. Die meiste Arbeit für die Restauratoren stellt die Rekonstruktion der damals überformten Polierweißfassung dar. Hierbei werden drei verschiedene Materialschichten auf die Wand aufgetragen und hernach glänzend poliert – einst ein billiger Ersatz für den praktisch unerschwinglichen Carraramarmor. Zur Entstehungszeit unter Kaiserin Maria Theresia fand diese Politur mit einem Wolfszahn statt, der lediglich zwei Quadratmillimeter Auflagefläche hatte. Heute gestaltet sich diese Farbfassung bei 1.400 Quadratmetern Wandflächen und Decken zeitaufwendig und teuer. Das giftige Blei in den Schichten, das einst für den Glanz sorgte, wird mittlerweile durch Zinkoxid ersetzt.
Daneben werden auch neue Brandmelder eingebaut und die Sanierung der aus dem Jahr 1901 stammenden Elektroleitungen vorangetrieben, die soweit als möglich erhalten bleiben sollen. Die Originalpläne sind noch vorhanden. Eine Herausforderung bei der Restaurierung stellen auch die beiden monumentalen Kronleuchter und zahlreichen Wandleuchten dar. Wegen des EU-Glühkerzenverbots arbeitet man an einem neuen Lichtkonzept mit LED-Leuchten in Kerzenform. Derzeit werden zwölf verschiedene Modelle asiatischer Anbieter getestet. Franz Sattlecker, Geschäftsführer der Schloß Schönbrunn Kultur- und BetriebsgesmbH (SKB): “Wir fragen uns permanent: Was ist authentisch? Wie weit können wir gehen?”
Im Sommer 2011 wandert die Verschalung, in der sich die Restauratoren auf drei Ebenen bewegen, in die jetzt noch unbedeckte Osthälfte des Saales, da der Westteil dann bereits in neuem Glanz strahlen soll. Ende 2012 dürften dann die auf 2,6 Mio. Euro bezifferten Arbeiten abgeschlossen sein.