Der junge Vater, Johannes J., machte den Vorfall auf Facebook publik, indem er dem Schönbrunner Bad auf dessen offizieller Facebook-Seite eine Bewertung mit nur einem Stern gab. J. schilderte das Geschehen folgendermaßen: “Am Freitag, den 23.6.2017, wurde meine Freundin darauf hingewiesen, dass das Stillen unserer 12 Wochen alten Tochter im Restaurant des Schönbrunnerbad nicht gestattet ist. Ein Kellner gab auf unsere Nachfrage an, dass es sich um eine Anweisung des Management handle und dass Stillen eine Erregung öffentlichen Ärgernisses darstelle.”
Restaurant verbot Stillen: “Erregung öffentlichen Ärgernisses”
Die Jungfamilie zog laut Schilderung J.’s aus diesem Hinweis seine Konsequenzen, nahm die bereits getätigte Essensbestellung zurück und verließ das Restaurant. J. machte jedoch seinem Unmut über die erfolgte Behandlung Luft, indem er gegenüber dem Lokal im Schönbrunner Bad in seinem Posting seine “tiefe Empörung” und “absolutes Unverständnis” darüber äußerte, dass “so etwas im Jahr 2017 in Österreich möglich” sei. “Wir sind geschockt, dass zwar wir in diesem Lokal essen dürfen nicht aber unsere Tochter.”
Der junge Vater konstatierte, dass “Stillen niemals verboten werden sollte” und zweifelte an, ob ein Lokal in Österreich rechtlich ein solches Verbot überhaupt äußern dürfe. “Moralisch und menschlich gesehen ist dieses Verhalten in jedem Fall auf strengste abzulehnen.” J. gab an, das Schönbrunner Bad aufgrund des Vorfalls künftig boykottieren zu wollen: “Wir ziehen die Konsequenz dort nicht mehr hinzugehen und hoffen, dass auch andere Besucher und Besucherinnen überdenken, ob sie eine Lokalität unterstützen wollen, die Frauen und Kindern Grundrechte verwehrt.”
Schönbrunner Bad reagierte auf den Vorfall
Die Reaktionen auf die Facebook-Bewertung des Schönbrunner Bad-Restaurants teilten vorwiegend den Unmut des Vaters. Auch von einem “Stillflashmob”, der als Reaktion darauf abgehalten werden könnte, war dort die Rede. Ein Herr vom Schönbrunner Bad Management reagierte ebenfalls unter dem Posting des Badegastes und gab an, dass “Stillen bei uns im Bad natürlich nicht verboten” sei (“Allein das zu denken wäre absurd).”
Der Hinweis des Personals rund um die kolportierte Erregung öffentlichen Ärgernisses habe sich auf den Umstand bezogen, dass der Vater “lediglich mit einer Unterhose bekleidet auf der voll besetzten Restaurantterrasse Platz genommen” habe. Im Folgenden entspann sich daraus eine Diskussion, wie sich der Vorfall tatsächlich zugetragen habe.
“Aufforderung, ein bisschen diskreter zu stillen”
VIENNA.at hat daraufhin mit dem Geschäftsführer des Schönbrunner Bad-Restaurants, Sebastian Platter, über den Vorfall gesprochen. “Niemand bei uns im Schönbrunner Bad verbietet das Stillen. Wir sind ein weltoffenes Bad,” stellte Platter gleich zu Beginn des Gesprächs klar. Platters Schilderung zufolge habe sich das Geschehen am Freitagnachmittag am ersten Tisch der vollen Terrasse zugetragen, wobei vom Personal zunächst beanstandet worden sei, dass J. statt Badekleidung Unterwäsche getragen habe. Weiters habe man seine Freundin gebeten, das Kind “ein bisschen diskreter” zu stillen. Wie genau sich die Frau beim Stillen verhalten habe, dass es als nicht “diskret” genug interpretiert wurde, war nicht mehr zu eruieren – sie sei jedenfalls nicht vollständig am Oberkörper entblößt gewesen. “Bei uns stillen täglich so viele Frauen ihre Kinder und es ist kein Problem – ich sage einmal, da hat es einen Grund, wenn man auf mangelnde Diskretion hinweist”, so der Geschäftsführer.
Geschäftsführer bedauert den Vorfall im Schönbrunner Bad
Der Vater habe den Hinweis des Personals als “Frechheit” und “illegal” bezeichnet. Das Paar habe nach dem kurzen Gespräch, bei dem laut Platter der Mann “weder aggressiv noch beleidigt” gewirkt habe, das bestellte Essen storniert, was man als Lokal “kulanterweise” zur Kenntnis genommen habe und sei noch eine gute Viertelstunde sitzen geblieben, um die bestellten Getränke auszutrinken, bevor die Jungfamilie gegangen sei. Dass im Folgenden auf Facebook wegen des Postings des Vaters so ein “Shitstorm” ausgebrochen sei, dass man letztlich sogar die Facebook-Seite des Schönbrunner Bad-Restaurants offline nehmen habe müssen, bedauerte Platter gegenüber VIENNA.at. Ein “Friedensangebot” des Lokals, das gegenüber J. daraufhin von einem Missverständnis gesprochen habe (“vielleicht ist es falsch rübergekommen, vielleicht wurde es falsch aufgefasst”) und den Vater eingeladen habe, gerne jederzeit wieder das Schönbrunner Bad zu besuchen, habe dieser nicht mehr kommentiert.
Platter konstatierte abschließend: “Wir haben täglich 2.500 Besucher im Schönbrunner Bad und es war bisher nie ein Problem, wenn gestillt wurde. Man darf stillen, wo man möchte, ob in der Wiese oder auf der Terrasse unseres Lokals.”