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Reinhard Nowak im Interview: "Es könnte ein bissl mehr Mut da sein"

Schauspieler, Kabarettist, Gourmet: Im Gespräch mit Reinhard Nowak.
Schauspieler, Kabarettist, Gourmet: Im Gespräch mit Reinhard Nowak. ©Vienna.at/Daniela Herger
In der neuen Servus TV-Show "Zum Brüller - der Komedy Klub" spielt Publikumsliebling Reinhard Nowak den etwas griesgrämigen, aber gutmütigen Wirten Peter. Warum er privat ein eher ernsterer Mensch ist, welche Lokale in Wien er selbst besonders liebt und wieso Österreich in Sachen TV-Produktionen nicht sein volles Potenzial ausschöpft, verriet er uns im Interview.
Plaudern mit Reinhard Nowak

ServusTV startete mit Comedy ins neue Jahr: Das neue Unterhaltungsformat zeigt als „Mockumentary“ Kabarettisten nicht nur auf der Bühne, sondern erstmals auch hinter den Kulissen. In den Hauptrollen: Nadja Maleh, Ingolf Lück und Reinhard Nowak.

Reinhard Nowak im Interview

Als „Wirt Peter“ tischst du seit 11. Februar auf ServusTV auf – wie hast du dich auf die Rolle vorbereitet?

„Method Acting“ bei Rollenvorbereitung ist nicht so meins. Ich agiere mehr aus dem Bauch heraus – ich lese eine Rolle und bekomme ein gewisses Gefühl dafür. In erster Linie war nur klar, dass ich bei dieser Rolle ein bisschen anders aussehen möchte, daher der Bart. Ich fand, der passt mir gut!

Natürlich muss man sich vorbereiten, wenn man in völlig neue Charaktere schlüpft – wie redet der, wie verhält der sich? Da wurde schnell klar, dass „Peter“ a Grantscherm ist, der trotzdem herzlich bleibt. Wird mir privat übrigens auch nachgesagt … meine Frau meint oft, ich könnte fröhlicher sein.

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Vienna.at/Daniela Herger

Ein Kabarettist, der fröhlicher sein könnte? Klingt ungewöhnlich.

Ich finde das eigentlich normal, natürlich bin ich nicht dauernd euphorisch. Man kann nicht immer happy sein, das ist anstrengend. Außer die Leute in Los Angeles vielleicht – aber dort scheint auch immer die Sonne! Um aufs „Method Acting“ zurückzukommen: Ich glaube nicht, dass man, wenn man einen Wurstverkäufer spielt, einen Monat Wurst verkaufen muss, um als Schauspieler zu wissen, wie der fühlt.

Was macht einen „typischen Wirten“ denn aus?

Es gibt nicht den typischen Wirten, glaub ich, da sind sicher auch die unterschiedlichsten Menschentypen vertreten. Sogar bei Kellnern – wobei man sich in Wiener Kaffeehäusern schon manchmal fragt: Lernen die das irgendwo? Gibt es eigens Schulen, wo man vorgeführt bekommt, wie man so speziell grantig sein kann?

Hast du ein Lieblingswirtshaus in Wien?

Boah, das ist schwierig, da hab ich so viele!

Wo trifft man den Reinhard Nowak, wenn er beispielsweise auf ein Bier geht?

Auf ein Bier scho goar ned, da ich seit einigen Jahren das Bier meide, weil es für die Figur wirklich ein Wahnsinn ist. Anderen ist das vielleicht wurscht, aber wenn ich auch noch Bier trinken würde, wäre ich noch blader. Mein Fitnesstrainer hat mir davon strikt abgeraten! Einen Wein trink ich leider gern … (zückt das Handy) Wart kurz, ich hab eine App dafür, ich schau schnell nach … Das „Stomach“ im 9. Bezirk ist ganz gut, das „Gasthaus Wolf“ …. Das „Appiano“ mag ich auch sehr gern! Nicht zu verwechseln mit „Vapiano“. Auch das „Gasthaus Stern“ hat tolle Wiener Küche … Man sieht, ich geh recht gerne auswärts essen.

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Wo fühlst du dich wohler, vor laufender Kamera oder live auf der Bühne?

Spaß macht mir beides, das Live-Spielen ist aber unmittelbarer. Du kriegst sofort mit, wie es den Leuten gefällt und bekommst die Energie zurück, sei es durch das Lachen oder den Applaus. Das ist ein schönes Gefühl, denn wenn ich alleine auf der Bühne stehe, ist dieser Beifall nur für mich, für meine Leistung. Beim TV wiederum finde ich es toll, wie sich eine Figur über die Zeit entwickelt. Wenn man drei Staffeln wie bei den „Lottosiegern“ oder „Kaisermühlen Blues“ dreht, ist es schön zu beobachten, wie die Figur reift und Dinge erlebt, die man selbst nicht erlebt hätte – wie einen Lotto-Gewinn von 13 Millionen. Es ist schon spannend, sich zu überlegen, wie man das spielen soll. Manche würden vielleicht ruhig bleiben, ich bin eben komplett ausgezuckt! Die Kamera ist auch genauer als die Bühne – durch die Nahaufnahmen sehen die Leute sofort, ob du die Rolle wirklich spürst.

Wie liefen die Dreharbeiten für “Zum Brüller! – Der Komedy Klub” ab?

Sehr intensiv, weil wir nur sehr wenig Zeit hatten, es gab für zehn Folgen elf Drehtage! Da hieß es aufstehen um 6.00 Uhr Früh und spät am Abend heimkommen, wir haben durchgehackelt.

Das ist eine Entwicklung, die ich bedenklich finde, weil es leider immer ärger wird. Aber eine Produktionsfirma zeigt quasi vor, dass es auf diese Weise auch geht – und andere müssen es nachmachen, weil „es funktioniert ja eh.“ Es könnte aber besser funktionieren, wenn man doppelt so viel Zeit hätte, die Qualität wäre besser. Österreichische Serien werden oft mit amerikanischen verglichen – wobei man eigentlich gar ned so bled sein kann, weil zwischen den Budgets Welten liegen. Die Sehergewohnheiten werden trotzen gegenübergestellt. Aber bei uns ist das alles leider ein bisschen Gacksi, während sie sich in den USA bei neuen Produktionen oft Tage Zeit nehmen allein für die Lichteinstellungen.

Das finde ich ein bissl schade. Damals beim „Kaisermühlen Blues“ haben wir dreimal mehr Zeit gehabt. Auch mehr Geld. Aber heutzutage wird an allem gespart. Außer wenige Ausnahmen, Privilegierte wie David Schalko zum Beispiel dürfen ausgeben, was sie wollen. Der lässt sich nix dreinreden vom ORF. Vü haben allerdings ned zu’gschaut beim „Alten Geld“, das sie ins Hauptabendprogramm gesteckt haben. Eine Familien-Serie wie die „Lottosieger“ wiederum haben sie auf der Sendezeit 22.30 Uhr versteckt. Solche Entscheidungen kann ich nicht nachvollziehen.

Du hast bereits in etlichen „Kultfilmen“ und zig TV-Produktionen mitgewirkt – gab es eine Lieblingsrolle?

Auf jeden Fall der Rudi Deschek aus den „Lottosiegern“. Der Autor hat mir die Rolle quasi auf den Leib geschrieben. Ich hab trotzdem das Casting durchlaufen müssen, der ORF war anfangs nicht so überzeugt davon, dass ich das machen sollte … Natürlich auch „Muttertag“, das war meine erste richtige Hauptrolle, noch dazu in einem Kino. Eigentlich von uns allen damals, auch von Dorfer und Düringer. „Fink fährt ab“ habe ich auch sehr geliebt. Es gibt viele Lieblingsrollen.

In Österreich wird man aber auch sehr stark nach Typ besetzt, man erfüllt ein gewisses Klischee. Ich bin halt eher der „sympathische Loser“, nicht der Held. Wobei ich den Antihelden ohnehin interessanter zum Spielen finde.

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Vienna.at/Daniela Herger

Hast du eine Wunschrolle, die du schon immer einmal spielen wolltest?

Prinzipiell ist mir wichtig, dass die Rolle zu mir passt. Ich könnte zum Beispiel keinen Actionhelden wie Bruce Willis spielen, dafür bin ich schon zu alt.

Das hat Bruce Willis auch nicht abgehalten …

Stimmt, aber der hat auch schon viele lustige Rollen gehabt! Ich würde gerne mehr ernstere Rollen spielen. Einen Kommissar könnte ich mir gut vorstellen, oder einen Familienvater in einem Drama zum Beispiel.

Wie verortest du den TV-Produktionsmarkt in Österreich?

Es könnte schon ein bissl mehr Mut da sein. Ich hab das Gefühl, dass Privatsender langsam mehr ausprobieren, Puls4 zum Beispiel startet immer wieder neue Formate. Leider keine fiktiven Geschichten. Es wäre schön, wenn es da etwas mehr Konkurrenz für den ORF gäbe. Aber der Markt ist einfach nicht so groß, und das Geld nicht da. Oder Kinofilme: Es wird zwar einiges produziert, aber dass ein Film mal so durchschlägt wie „Hinterholz 8“ oder „Muttertag“ passiert kaum. Man sollte den Mainstream ein bissl mehr fördern, nicht immer so ernste Geschichten produzieren und mit einem Auge auf den Oscar schielen. Es werden auch viel zu viele Krimis produziert. Warum nicht mal ein Blockbuster, mehr Komödien oder politisch Unkorrektes? Sowas passiert hier viel zu wenig, und der Grund ist nicht immer das Geld. Oft mangelt es an Kreativität der Drehbücher. „My Big Fat Greek Wedding“, „Kops“ oder „Ziemlich beste Freunde“ etwa sind für mich geniale Filme, weil sie lustig sind, unkonventionell, aber auch berührend. Ich glaube, bei uns in Österreich scheitert es wirklich daran, dass es kaum gute Drehbuchautoren gibt.

Dein Rat an junge Kabarettisten oder Schauspieler, die es auch auf die großen Bühnen schaffen wollen?

Sich das gut zu überlegen. Denn es gibt schon sehr, sehr viel. Daher ist es immer gut, ein zweites Standbein zu haben. Es gibt teilweise auch kaum Möglichkeiten zu spielen, weil die Kabarett-Lokale teilweise immer ausgebucht sind. Aber es kommen natürlich immer wieder Junge nach, die es schaffen, siehe Klaus Eckel –auch wenn der jetzt nimmer so jung ist. Man muss es einfach probieren und spielen, spielen, spielen, … im kleinen Kreis, bei Kabarett-Festivals. Dann wird man eh schnell sehen, ob Potenzial da ist.

Gehst du selbst noch gerne ins Kabarett?

Nur, wenn ich eingeladen werde. Sonst gehe ich lieber gut essen (lacht).

>> Die nächste Folge von “Zum Brüller! – Der Komedy Klub” läuft am Donnerstag, 3. März, um 20.15 Uhr auf ServusTV.

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