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Rehabilitationsanbieter MedReha fürchtet um seine Existenz

Viele Trainingsgeräte von MedReha bleiben derzeit ungenutzt - die Kosten laufen aber weiter.
Viele Trainingsgeräte von MedReha bleiben derzeit ungenutzt - die Kosten laufen aber weiter. ©MedReha
Der private Anbieter kardiologischer Rehabilitation beobachtet in den vergangenen Monaten eine zunehmende Verzögerung von Reha-Bewilligungen für Pensionistinnen und Pensionisten durch ÖGK und SVS.

Allein MedReha betreffen 22 Fälle – gehe die geringe Auslastung so weiter, dann müsse der Betrieb mit 14 medizinisch ausgebildeten Beschäftigten die Personal- und Fixkosten herunterbringen, sagt Eigentümer Marco Philippi.

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Der private Gesundheitsdienstleister MedReha mit Sitz in Feldkirch ist seit 2001 als selbstständiges Ambulatorium und bewilligte Krankenanstalt im Bereich der kardiologischen Rehabilitation tätig (Herzkreislauf-Themen).

Das Unternehmen des geschäftsführenden Gesellschafters Marco Philippi verfügt nach Angaben der Geschäftsleitung über aufrechte Rahmenverträge mit allen diesbezüglich relevanten öffentlichen Versicherungen in Österreich. Pro Jahr werden bis zu 300 regionale Patientinnen und Patienten betreut, wobei eine Behandlung in der Regel bis zu neun Monate dauert.

Verzögerungen betreffen nur Anträge von Pensionistinnen und Pensionisten

Doch MedReha sieht sich jetzt in seiner wirtschaftlichen Existenz bedroht. Der Grund: Seit mitunter mehr als einem Jahr beobachtet das Gesundheitsunternehmen, dass es bei der Bewilligung von kardiologischer Rehabilitation durch die ÖGK und die SVS (Sozialversicherung der Selbständigen, Bauern etc.) immer öfter zu massiven zeitlichen Verzögerungen kommt.

"Diese Verzögerungen betreffen jedoch ausschließlich die Anträge von Pensionistinnen und Pensionisten und nur die ÖGK und die SVS", so Philippi im wpa-Gespräch. Früher habe man im Durchschnitt zehn Tage auf die Bewilligung gewartet, gegenwärtig müsse man mit mehreren Monaten rechnen.

22 Fälle mit monatelanger Wartezeit

Allein sein Unternehmen würden gegenwärtig 22 Fälle betreffen, die bis zu 14 Wochen auf eine Bewilligung ihrer ärztlich verschriebenen Rehabilitation warten müssen. In fünf Fällen sei die Bewilligung abgelehnt worden. "Wir bekommen viele Fälle gar nicht mit, da eine Absage nur den Patientinnen und Patienten mitgeteilt wird. Die Dunkelziffer dürfte also deutlich höher sein", so Philippi.

Da man in den vergangenen Monaten aufgrund der rückläufigen Reha-Anmeldungen stutzig geworden sei, habe man das Gespräch mit Patientinnen und Patienten und der Ärzteschaft gesucht und dabei die Verzögerungen entdeckt. Aufgrund seiner Tätigkeit im Vorstand der Österreichischen Gesellschaft für Prävention und Rehabilitation habe er auch österreichweit Einblick in die Situation. "Die Kollegenschaft berichtet von bis zu 150 bekannten Fällen in Österreich."

Marco Philippi ist geschäftsführender Gesellschafter des privaten Reha-Anbieters MedReha in Feldkirch. (Foto beigestellt) ©MedReha

Kein direkter Zusammenhang mit Kassenreform

Dass diese Verzögerungen unter anderem mit der Reform der Krankenkassen zusammenhängen, glaubt Philippi nur sehr bedingt. Denn die Verzögerungen würden nicht alle Versicherungen und nur Menschen in Pension betreffen. "Bei Berufstätigen bemerken wir keine Verzögerungen", sagt Philippi. Für ihn habe es vielmehr den Anschein, als ob hier gespart werden soll, da ältere Menschen naturgemäß verstärkten Bedarf an Rehabilitation hätten.

Dabei seien Folgeschäden bei nicht durchgeführten Rehabilitationen – die bei der Beantragung ärztlich als erforderlich klassifiziert wurden – deutlich kostenintensiver als eine mehrmonatige kardiologische Rehabilitation. "Eine verschriebene Rehabilitation ist wie ein verschriebenes Medikament. Man hat einen Anspruch darauf."

Bereits zwei vorgesehene Gruppen geschlossen

Für MedReha habe die spürbar geringere Auslastung, die sich mittlerweile schon bis Weihnachten ziehe, bereits erste Folgen, sagte Philippi. So habe man zwei Gruppen wieder geschlossen, weil die Patientinnen und Patienten fehlen.

Dabei würden die Fixkosten immer mehr zu einer Belastung für MedReha werden. Das Unternehmen beschäftigt 14 Mitarbeitende, die in der Regel Ärztinnen und Ärzte sowie Physiotherapeutinnen und -therapeuten sind. "Wir haben langsam viel zu hohe Personalkapazitäten. Wenn es so weitergeht, bleibt uns nichts anderes übrig, als an der Kostenschraube zu drehen und Fachpersonal abzubauen", so Philippi.

Fachgruppen-Obmann teilt Kritik von MedReha

Der Lustenauer Allgemeinmediziner Wilhelm Gruber, Obmann der WKV-Fachgruppe Gesundheitsbetriebe, sagte zur wpa: "Diese Situation ist für Patientinnen und Patienten unzumutbar. Ich unterstütze MedReha in seiner Kritik völlig. Es kann nicht sein, dass bewilligungsfähige Fälle verzögert werden und Menschen so möglicherweise jahrelange und teure Folgeschäden erleiden."

(wpa/gübi)

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