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Reha für Covid-Intensivpatienten meist langwierig

Für viele Corona-Intensivpatienten ist die sofortige Rückkehr ins Alltagsleben unmöglich.
Für viele Corona-Intensivpatienten ist die sofortige Rückkehr ins Alltagsleben unmöglich. ©APA/HELMUT FOHRINGER
Für Menschen mit schwerem Covid-19-Verlauf ist der Genesungsprozess mit dem Verlassen der Intensivstation nicht zu Ende. Die Wiener Ordensspitäler stellen aktuell 113 Betten für die Post-Covid-Rehabilitation zur Verfügung.

"Wir sehen einen steigenden Bedarf an einer stationären Nachsorge für Covid-Patienten nach der Intensivbehandlung", berichtete der Intensivmediziner Manfred Greher als Sprecher der Wiener Ordensspitäler. Die Betroffenen befinden sich in einem derart geschwächten Gesamtzustand, dass für sie eine unmittelbare Rückkehr in das Alltagsleben unmöglich ist.

"Sie müssen zum Beispiel wieder das Gehen lernen, Stiegen steigen bewältigen, ihre Muskeln aufbauen oder nach einer Schädigung der Lunge ihre Atmung konsequent verbessern", erläuterte Greher. "Diese Programme sind präzise auf die einzelnen Patienten abgestimmt, sehr personalintensiv und bedürfen einer sehr aufwendigen Betreuung durch Spezialisten im Spital", sagte der Ärztliche Direktor des Herz-Jesu-Krankenhauses in Wien-Landstraße.

Unmittelbare Rückkehr in Alltag für Corona-Patienten oft unmöglich

"Dabei müssen auch psychische Aspekte ernst genommen werden, wie Angststörungen, Depressionen, Mut- und Perspektivenlosigkeit", betonte Greher. "Oft wochenlange Aufenthalte in einer Intensivstation ohne bewusste Begegnungen mit Familie und Freunden und ein Entzug von Schlaf- und Schmerzmittel können tiefe Spuren hinterlassen. Dazu kommt, dass viele Menschen nicht wissen, wie es mit ihnen anschließend gesundheitlich, beruflich und wirtschaftlich weitergehen wird."

Die Krankheitsbilder des Post-Covid-Syndroms sind laut dem Sprecher der sieben gemeinnützigen Wiener Ordensspitäler oft sehr komplex. "Unsere Remobilisations-Programme nach der Entlassung aus der Intensivstation dauern oft mehrere Wochen, bis Patienten wieder mit ihrem Alltag zurechtkommen können und es kann leider immer wieder auch zu gesundheitlichen Rückschlägen kommen." Es sei unmöglich, "diese Patienten gleich nach der Intensivstation in herkömmliche Reha-Institutionen zu bringen", sagte der Anästhesist. "Im Regelfall ist es so, dass unsere Post-Covid-Nachsorge-Patienten erst einmal in die Lage versetzt werden müssen, überhaupt eine Reha nach dem Spital absolvieren zu können."

Bedarf für Covid-Reha in Wiener Ordensspitälern gestiegen

Die Wiener Ordensspitäler, die auch akut erkrankte Covid-Patienten versorgen, stellen aktuell 113 Betten für die Post-Covid-Rehabilitation zur Verfügung. Wobei es im Rahmen des Wiener Behandlungs-Stufenplans im Falle einer Verschlimmerung der Pandemie noch "etwas Potenzial nach oben gibt", hielt Greher fest.

"Aber wir können das nicht beliebig ausbauen und würden uns hier bei einem ungebremsten Fortschreiten der Infektionszahlen einem Engpass und einer Mangelsituation nähern." In so einem Fall müssten zentral für ganz Wien rechtzeitig geeignete Vorkehrungen getroffen werden, forderte der Mediziner.

(APA/Red)

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