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Regisseur Nico Papataki verstorben

Der griechisch-französische Regisseur Nico Papatakis ist am 17. Dezember 92-jährig in Paris verstorben, wie am Mittwoch in einer Aussendung mitgeteilt wurde.

Papatakis wurde am 19. Juli 1918 in Addis Abeba in Äthiopien geboren, wo er gegen Mussolini kämpfte und schließlich ins Exil ging. Vor seinem Umzug nach Paris lebte er im Libanon und in Griechenland.

In Paris knüpfte er Kontakte zu den Intellektuellen der damaligen Zeit, u.a. zu Jean-Paul Sartre und Jean Genet sowie den Dichtern Andre Breton, Jacques Prevert und Robert Desnos. 1947 gründete Papatakis das Kabarett “La Rose Rouge”, das ein Sprungbrett für viele neue Künstler werden sollte. Mit seiner damaligen Ehefrau Anouk Aimee hatte er eine Tochter, Manuela. 1950 finanzierte und produzierte er Jean Genets Film “Un chant d’amour”. Das einzige filmische Werk des Schriftstellers wurde aber zensiert und erst 1975 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

1957 verließ Papatakis Frankreich und ging nach New York, wo er eine Beziehung mit dem deutschen Model Chrisa Päffgen hatte, die in der Folge als Sängerin Nico sowie als Muse für Andy Warhol oder die Band Velvet Underground bekanntwerden sollte. Zurück in Paris realisierte Papatakis 1962 seinen ersten Film, “Les Abysses”, nach dem Genet-Stück “Les Bonnes”, das durch die wahre Geschichte der Schwestern Papin inspiriert wurde. Der Film sorgte bei seiner Präsentation im selben Jahr bei den Festspielen in Cannes für einen Skandal.

Fünf Jahre darauf drehte Papatakis “Les patres du desordre”, mit dem er die griechische Militärdiktatur der Obristen denunzierte. Der Film kam im Mai 1968 dennoch in die Kinos, wo er sich aber als Flop erwies. Papatakis, der zu dieser Zeit mit der griechischen Schauspielerin Olga Karlatos verheiratet war, wandte sich in der Folge der Politik zu und trat als Gegner der griechischen Diktatur auf. 1975 musste sein Film “Gloria Mundi”, der sich mit der Folter in Algerien beschäftigte, nach einem Bombenanschlag auf ein Kino aus dem Programm genommen werden. Mit “Les Equilibristes” (1991), einem Porträt über Jean Genet, der im Film von Michel Piccoli dargestellt wurde, zog er den Zorn der Fans des Autors auf sich.

“Papatakis war ein Universalmensch. Er hat ständig Brücken zwischen Afrika und Europa, zwischen Griechenland und Frankreich, zwischen Frankreich und den Vereinigten Staaten errichtet”, erklärte der ehemalige französische Kulturminister Jack Lang. “Ein Mann mit Courage, der ein raffinierte und wagemutiger Künstler war.”

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