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Regina Kail-Urban: "Warum wollen alle Model werden?"

©AP
Im heutigen fischundfleisch-Blog schreibt Regina Kail-Urban über das Phänomen Modelbusiness und ihre ganz persönlichen Erfahrungen.

Wieso wollte ich Model werden, damals mit 14? Heute ist es 25 Jahre später. Und ich habe selten Leute getroffen, die nicht auch Model werden wollten, irgendein Model kannten, oder irgendein Modelfoto von sich parat hatten. Irgendwas war da meistens. Und hatte damit nichts zu tun:

Der Anfang

Die Magazine haben mich zu Tränen gerührt. Die Magazine mit den schönen Frauen. Die habe ich durchgeblättert und mir gedacht: Es kann doch nicht sein, dass es so etwas Schönes gibt. Diese schönen Frauen, in den schönen Kleidern oder ohne Kleider auch schön, in schönen Wohnungen, mit schönen Hunden. Alles schön. Ich? Nicht so schön und also nicht dort. Dann jahrelang bemüht mich genau dorthin zu bewegen – in die schönen Magazine. Der Weg nicht ganz so schön.

Wieso ich das wollte. Es hätte ja auch reichen können, das anzusehen und zu sagen: Aha, das ist toll. Toll gemacht, toll produziert und inszeniert. Da arbeiten viele professionelle Leute dran. Das sind schöne Frauen in diesem Moment, einige die es allein dorthin geschafft haben. Wer die Kontakte noch nicht hat, der hat was vor. Für einen kurzen Auftritt viel vor, für einen langen Auftritt, eben mehr. Eine Entwicklung.

Heute mit 39, als Ehefrau und Mutter, fasse ich das Ganze mit dem Modeln wie folgt zusammen:

Einige wollen es. Dann geht es für wenige los. Und ist dann zu Ende. Schnell oder langsam. Und dann kommen noch viele Jahre. Vor diesen Jahren dreht es sich immer um dich, aber niemals durch dich, aber immer schnell. Langsam kommt nur das Geld. Sonst ist alles und sind alle sehr fix. Keine einzige richtig dumme Nuss habe ich beim Modeln kennengelernt. Die länger dabei waren, die waren schön, schlau und lieb. Sehr schön, sehr schlau und sehr lieb. Das war für andere und sie selbst dann oft zu viel.

Ich ahnte als 16-jährige, dass es wohl nichts Traurigeres geben kann, als eine Frau von der man sagt: Sie war mal schön. Und aus. Wenn einem nicht mehr zu einer Person einfällt, als dass sie mal schön war – das ist so todtraurig wie nur was.

Das habe ich mir die ganze Zeit , in den Jahren wo ich mich an-aus-umgezogen habe – viel mehr ist da oft nicht geblieben, gedacht. Ach ja – das Wegfahren. Das war auch noch da. An das kann ich mich genau erinnern. Manchmal habe ich mir gedacht: Scheiße, ich lebe einfach nur vom und fürs und mit dem Wegfahren. Aber dorthin wollte ich halt und es war auch gut und geil. Und ich war auch ein Mensch, reflektiert und in der Natur und ganz lieb. Aber eben auch für viele nur ein Model. Aus.

Genau die Leute haben mir geholfen, dass ich mich erinnere: Nur schön ist nichts wert, das wollten ihre Blicke mir sagen. Bestimmt. Das habe ich mir gemerkt, ich hätte es vergessen können. So war das ein Mantra: Aus mir wird niemals so eine Die-war-mal-schön-das-ist jetzt-vorbei-Frau. Ich habe gewusst, um das zu überleben auch innerlich, da hatte ich so eine Gefühl, “du das kann dann schnell gehen und dann ist der Glanz vorbei” – davor habe ich mir das schon gedacht mit 14. Als ich erst vorhatte dorthin zu kommen, da hatte ich diese Ahnung. Nur Model und weiße Zähne und Körperspannung und Auftritt und Strahlen und Einstecken und Warten und Zusammenreißen und wieder Einstecken und Erscheinen und kurz Genießen, um dann am Endes des Tages doch mit einem naja-so-toll-ist-die-ja-doch-nicht-Blick, aus Unzulänglichkeit und oft Neid heraus, verabschiedet zu werden – ja, nur das kann es nichts sein. Ja, aber davor muss ich mal dorthin. Gleich alles auslassen wäre nicht in Frage gekommen.

Als ich dann viele Jahre später dort war – hat mir aber niemand sagen können, wie ich jetzt genau tun soll, als Mensch und so. Ich wusste es nicht und das war Arsch – denn dort angekommen war ich die meiste Zeit allein. Und ich hatte halt viel in mir und einen Plan und Ideen und eine Idee wie man es schafft – auch als Mensch – aber wie das eben ist alleine damit zu sein – wie man damit umgeht – mal ein Job, mal kein Job, mal lachen, mal edel, mal jung, mal reif, mal lieb, mal Vamp, essen, viel nicht essen, viel Licht, Scheinwerfer, Lärm, Aufbruch, Finsternis – da hatte ich dann keinen Plan. Gar keinen. Im Nachhinein kann ich das ganz ruhig und beruhigt sagen. Da war ich überfordert. Auch mit der Anerkennung dann. Weil ich ja wusste, wie es war – das Ganze.

Allein im Hotel, allein im Flieger, allein im Auto, allein hinter der Bühne, allein am Klo beim Kotzen, allein am Sonntagnachmittag in der Wohnung. Mit Anfang 20. Gut, da machen andere ganz andere Sachen und wieder andere sind bei Mama Wäsche waschen und heulen sich aus. Da kann ich mich gut erinnern:

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(Die Texte werden von fischundfleisch zur Verfügung gestellt)

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