Ungeachtet noch fehlender Gleise, Bahnsteige oder gar Züge ist am Mittwoch mit der Montage des riesigen Rautendachs am Gelände des Wiener Hauptbahnhofs begonnen worden. Mittels Kran wurden die ersten Bauteile vor den Augen von Medienvertretern eingehoben. Die signifikante Konstruktion wird nach ihrer Fertigstellung Anfang 2014 alle fünf Doppelbahnsteige überspannen. Dafür werden in etwa 145.000 Arbeitsstunden rund 4.700 Tonnen Stahl und 180.000 Schraubengarnituren verarbeitet.
So sieht das Hauptbahnhof-Dach aus
Der mit Glaselementen versehene überdimensionale Wind- und Wetterschutz wird als gefaltetes, rautenförmiges Dach über der Gleis- und Stationsanlage schweben. Es besteht aus 14 Rauten, die jeweils 76 Meter lang sind. Getragen werden sie alle 38 Meter von einer Zwillingsstütze. Insgesamt wird das Rautendach eine Fläche von 22.500 Quadratmetern oder zwei Fußballfeldern einnehmen. An der Ostseite des Hauptbahnhofs wird die Viereckstruktur dann in Einzelbahnsteigdächer überführt, die weitere 11.000 Quadratmeter bedecken.
Neues Wahrzeichen in Wien
Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (G) sprach heute von einem “neuen Wiener Wahrzeichen”, das am Verkehrsknotenpunkt geschaffen werde. Für Bahnfahrer ist das Bauwerk bereits ab der Teileröffnung des Hauptbahnhofs Mitte Dezember 2012 so gut wie vollständig zu sehen. Bis Februar 2014 würden dann nur noch Feinschliffarbeiten durchgeführt, hieß es heute seitens der Unger Steel Group, die für die Montagearbeiten zuständig ist.
Andreas Matthä, Vorstandssprecher der ÖBB-Infrastruktur AG, versicherte, dass man mit den Arbeiten für den Hauptbahnhof voll im Zeit- und Kostenplan liege. So hat der Rohbau der knapp eine Mrd. Euro teuren Verkehrsstation bereits Bahnsteigniveau erreicht. Vom Fortschritt der Bauarbeiten können sich Interessierte am Freitag selbst ein Bild machen. Am “Tag der offenen Baustelle” kann zwischen 10.00 und 19.00 durch die Megabaustelle gewandert werden. Ausgangspunkt ist der hölzerne Aussichtsturm “Bahnorama”.
Hauptbahnhof mit Eiffelturm verglichen
Theo Hotz vom Architektenteam Hotz, Hoffmann und Wimmer, das für die Dachkonstruktion verantwortlich zeichnet, demonstrierte nicht unbedingt Bescheidenheit. Die Sache werde als “Jahrhundertentscheid in die Geschichte von Wien und ganz Österreich” eingehen: “Ich neige gerade dazu, auszuflippen.” Albert Wimmer habe ihm gesagt, der heutige Baustart des Rautendachs am Wiener Hauptbahnhof sei vergleichbar mit der Montage der ersten Eiffelturmstütze.