Einige Rätsel gibt der Hergang des Überfalls auf einen Taxifahrer den Wiener Kriminalisten auf. Trotz des ungewöhnlichen Vorganges – der Täter hatte dem Lenker Marian K. aus nächster Nähe in den Mund geschossen und war mit einem Komplizen geflüchtet – gehen die Ermittler weiter von einem Raub aus, sagte der Leiter der Kriminaldirektion 1, Dr. Ernst Geiger am Freitag bei einer Pressekonferenz: Es gibt derzeit nichts, was in eine andere Richtung deutet.
Zweiter Schuss wurde abgegeben
Die Kriminalisten haben mittlerweile festgestellt, dass ein zweiter Schuss abgegeben worden ist. Dieser drang durch die Armaturen und den Aschenbecher in den Motorraum ein. Denkbar sei, dass der Schuss aus nächster Nähe im Zuge eines Gerangels abgegeben wurden, so Geiger. Obwohl der Überfall sehr eigenartig abgelaufen ist, gebe es für Deutungen – etwa in Richtung Organisierte Kriminalität – zu viele Unbekannte.
Laut ersten Nachforschungen gab es bei dem Opfer keine Hinweise auf einen kriminellen Hintergrund, so Geiger. Er lebe seit den frühen achtziger Jahren in Wien, ist verheiratet und hat eine elfjährige Tochter, sowie einen erwachsenen Stiefsohn. Als Taxifahrer war er vor allem in Favoriten unterwegs, sagte der Kriminalist. Dabei habe er bestimmte Standplätze angefahren, wo er seine Fahrgäste aufnahm. In der Kollegenschaft sei er bekannt gewesen. Von dort erhoffen sich die Ermittler nun auch Hinweise über die Tatnacht, sagte er: Wer hat ihn vor 23.45 Uhr gesehen?
Das Projektil ist im Halswirbel des 60-Jährigen stecken geblieben und konnte vorerst noch nicht herausoperiert werden. Der Zustand des Opfers ist stabil, erklärte Professor Paul Fasol vom SMZ Ost. Der Taxilenker befinde sich derzeit nicht in Lebensgefahr. In den kommenden Tagen wollen die behandelnden Mediziner ihn langsam von der künstlichen Beatmung nehmen.