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Rätsel um verschwundene Schafe: Spurensuche in Bürs deutet auf ungewöhnlichen Täter hin

©Schad/VOL.AT
In Bürs verschwinden 23 Schafe über Nacht spurlos von ihrer Weide - mögliche Wolfsspuren wecken Zweifel an einem einfachen Diebstahl.

Als Christoph am Samstagmorgen wie gewohnt zur eingezäunten Weide seiner Schafe kommt, trifft ihn der Schock wie der sprichwörtliche Blitz in Mark und Bein. Keines der 23 Tiere, die er dort weiden ließ, ist noch auf der Wiese. Der 90 Zentimeter hohe Weidezaun mit 10 Volt ist an der spitz zulaufenden Ecke des Grundstücks umgestoßen und auf dem Boden. Von den Tieren fehlt jede Spur. Vor Ort gibt es Spuren. Wem sie aber gehören: bislang unklar. VOL.AT war vor Ort, um mit Christoph zu sprechen und sich den Ort des mysteriösen Geschehens anzusehen.

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VOL.AT war am Ort des Geschehens. ©Schad/VOL.AT

23 Schafe über Nacht weg

Gemeinsam mit seiner Familie betreibt er die Schafzucht in Bürs. "Von mir waren elf Herbstlämmer, also Kilber, vom Braunen Bergschaf auf der Weide, von meinem Schwager waren es elf Juraschafe und ein Suffolk-Schaf." Die 23 Schafe haben insgesamt sechs Glocken an. "Eigentlich müsste man sie also hören, wenn sie in der Nähe sind", meint Christoph Vonblon-Bürkle.

Christoph Vonblon-Bürkle zeigt uns das Weidegebiet. ©Schad/VOL.AT

Sein erster Gedanke sei am Samstag in der Früh gewesen "die sind ausgekommen und müssen also hier in der Nähe sein." Gemeinsam mit Helfern haben sie deshalb den gesamten Vormittag nach den Tieren im näheren Umfeld Ausschau gehalten. Ohne Erfolg. Die Polizei hat der Obmann des Ziegenzucht Verbandes Vorarlberg gleich am Morgen angerufen. "Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Polizei froh und dankbar ist, wenn man frühzeitig meldet, dass ein Tier ausgebüxt ist. Falls sie an einer Straße stehen, wissen die Beamten dann, wo sie hingehören." Als es um 13.30 Uhr noch immer keine Spur von den Tieren gab, hat sich die Familie entschieden, die Polizei ein weiteres Mal anzurufen und eine Anzeige wegen möglichen Diebstahls der Tiere zu erstatten. Direkt neben der Wiese ist eine Straße, zu der man theoretisch auch mit einem Viehhänger zufahren könnte.

Hier stand vor ein paar Tagen noch der Zaun. ©Schad/VOL.AT

War es ein Wolf?

So richtig überzeugt scheint Christoph von der Variante der Geschichte aber nicht. "Erstmal muss es überhaupt jemand sein, der so einen großen Hänger hat, wo 23 Schafe hereinpassen. Außerdem werden sich die Tiere erstmal gegen das Verladen wehren." Ausschließen möchte er es aber auf keinen Fall. "Heutzutage ist man ja vor nichts sicher", meint er verärgert und traurig zugleich.

Dieser Abdruck ist direkt dort, wo der Zaun stand. ©Schad/VOL.AT

Wenig später ist dann die Polizei mit zwei Streifenfahrzeugen gekommen und hat vor Ort gemeinsam mit Christoph Spuren gefunden. An der Stelle, wo der Zaun umgestoßen lag, innerhalb und außerhalb des Zauns, war die Wiese mit feuchtem Erdboden durchsetzt und es gibt sowohl Pfoten als auch Schafhufabdrücke. "Es sei nicht auszuschließen, dass es sich um Wolfsspuren handelt, hat der Landesbiologe Hubert Schatz mir am Telefon gesagt, als ich ihn angerufen habe", so der Landwirt. Vor 14 Tagen habe man am Bürserberg einen Wolf gesichtet, ebenso wie am Lorünserberg und im vorderen Klostertal. Alles Gebiete, die an die Weidefläche angrenzen.

Keine Kadaver gefunden

"Ich bin trotzdem unsicher, ob es ein Wolf war. Wir haben nirgends Blutspuren oder einen Kadaver gefunden." Dennoch hält er die Variante für möglich. "Wer weiß denn, ob das für den nicht nur ein Spiel war, oder, ob es die Schafe geschafft haben zu flüchten?", hinterfragt er. Weil die Spuren aller Tiere in Richtung des dahinterliegenden Waldes verlaufen, hat der Landwirt am Sonntag gemeinsam mit der ortsansässigen Jägerschaft, Freunden und freiwilligen Helfern das gesamte umliegende Gebiet abgesucht. "Beim Suchen hat man auf der Straße oben beim Zalim Hufspuren gefunden. Ob die von Schafen oder von einer Gamsherde sind, ist aber schwer zu sagen." Er selbst glaubt aber trotzdem, dass sie einen Hinweis auf den Fluchtweg der Tiere geben könnten. "Wenn Schafe verängstigt sind, legen sie viele Meter zurück."

Möglicherweise sind die Schafe dort oben in die Berge geflohen. ©Schad/VOL.AT

Gute Unterstützung durch die Polizei

Die Polizei ist sehr zur Freude vom Landwirt besonders kooperativ. Mit dem Polizeihubschrauber Libelle sind die am Sonntag das gesamte Gebiet abgeflogen. "Es wird allerdings schwierig sein, die Tiere aus der Luft zu sehen, denn von 23 Schafen ist nur eine weiß." Auch als VOL.AT die Weideflächen anschaut, kommt die Polizei entgegengefahren. Sofort schlägt der Polizist vor, man könne das Gebiet vielleicht noch einmal mit einer Drohne abfliegen. Christoph freut sich über das Angebot und schöpft neue Hoffnung. Aufgeben wird er nicht! So viel steht fest. "Ich bin mir sicher, dass die wieder auftauchen und wir das alles aufklären", so Christoph.

Die kleineren Lämmer warten noch im Stall, dass sie hinaus auf die Wiese dürfen. ©Schad/VOL.AT

Wer in den kommenden Tagen in dem Gebiet unterwegs ist und Hinweise auf den Verbleib der Schafe feststellt, ist gebeten, sich bei der Polizei oder dem Landwirt zu melden.

(VOL.AT)

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