Ramadan in der Schule: Zwischen Fasten, Krapfen und Erschöpfung

Immer mehr Kinder fasten im Ramadan freiwillig, obwohl sie dazu noch nicht verpflichtet wären. Das stellt Lehrpersonen mitunter vor Herausforderungen.
Laut Elisabeth Mettauer von der Bildungsdirektion Vorarlberg gebe es jedoch nur vereinzelte Anfragen im Zusammenhang mit dem Ramadan. „Aus dieser Wahrnehmung lassen sich keine größeren Probleme feststellen“, so Mettauer. Grundsätzlich wüssten die Schulleitungen, wie sie mit dem Thema umgehen können: „Zunächst wird immer das Gespräch mit den Eltern gesucht und Bewusstseinsbildung betrieben. Unterstützend wird jedes Jahr eine Handreichung des Schulamts der Islamischen Glaubensgemeinschaft verteilt – auch 2025“, erklärt Mettauer gegenüber VOL.AT.

Schlechtes Gewissen wegen Krapfen
Einzelne Schulen berichten gegenüber VOL.AT dennoch von herausfordernden Situationen. So ist etwa ein Fall bekannt, bei dem ein Kind während des Unterrichts wegen Erschöpfung umkippte. Es hatte weder gegessen noch getrunken.
Pädagoginnen und Pädagogen sind oft unsicher, wie sie reagieren sollen – zumal das Fasten für Kinder vor der Pubertät nicht verpflichtend ist, viele aber dennoch freiwillig teilnehmen. In einem Fall aß ein Kind trotz Ramadan einen Krapfen – und bekam anschließend ein schlechtes Gewissen. Die Lehrkräfte können in solchen Situationen meist nur zuhören und begleitend zur Seite stehen.
Kein Sport oder Skitage wegen des Fastens?
In der Sportmittelschule Schendlingen war der Ramadan beispielsweise Thema im Rahmen der Vorbereitung auf die Basketball-Landesmeisterschaft. Auch dort fasten einige Kinder – nehmen aber dennoch am Training und an Wettkämpfen teil. Viele melden sich in dieser Zeit vom Mittagessen ab. Generell würden die Fastenden immer jünger – teilweise seien sie erst zehn Jahre alt.
Alexander Frick, Personalvertreter der Pflichtschullehrer, berichtet, dass ihm keine Fälle bekannt seien, in denen Kinder aufgrund des Fastens nicht an Skitagen teilnehmen durften.

Auch in der Bildungsdirektion liegen keine entsprechenden Anfragen vor. Auf VOL.AT-Nachfrage bei mehreren Vorarlberger Schulen wurde jedoch vereinzelt geäußert, dass ganztägige Skitage ohne Flüssigkeitszufuhr insbesondere bei jüngeren Schülern kritisch sein könnten.
Schulen gehen unterschiedlich mit dem Thema um
Thomas Douschan, Direktor der Mittelschule Hittisau, sagt: „Wir haben an unserer Schule keine Probleme mit dem Thema Ramadan im Unterricht.“ Ähnlich äußert man sich an der Mittelschule Wolfurt: Dort gebe es weder im Unterricht noch während der Skiwoche Schwierigkeiten.
Info:
Was ist der Ramadan?
Der Ramadan ist der neunte Monat des islamischen Mondkalenders und gilt im Islam als heiliger Fastenmonat. Für gläubige Musliminnen und Muslime ist es eine religiöse Pflicht, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang auf Essen, Trinken, Rauchen und Geschlechtsverkehr zu verzichten. Der Ramadan dauert 29 oder 30 Tage, je nachdem, wann der Neumond gesichtet wird.
Wichtige Aspekte des Ramadan:
- Fasten (Saum): Ab dem Morgengebet (Fadschr) bis zum Sonnenuntergang (Maghrib) wird gefastet. Das tägliche Fastenbrechen am Abend nennt sich Iftar.
- Geistige Reinigung: Neben dem Verzicht auf Nahrung sollen auch schlechte Gedanken und Taten vermieden werden.
- Gebet und Koranlesen: Gläubige beten häufiger und lesen verstärkt im Koran, dem heiligen Buch des Islams.
- Zakat (Wohltätigkeit): Spenden und soziale Verantwortung spielen im Ramadan eine besonders große Rolle.
- Eid al-Fitr: Am Ende des Ramadan steht das Fest des Fastenbrechens, eines der wichtigsten islamischen Feiertage.
Wer muss fasten – und wer nicht?
- Verpflichtet sind gesunde, erwachsene Muslime.
- Nicht fasten müssen z. B.: Kinder vor der Pubertät, Kranke, Schwangere, Stillende, Reisende oder menstruierende Frauen.
Für viele Kinder ist es dennoch ein wichtiges Ritual, „wie die Großen“ schon freiwillig mitzufasten.
(VOL.AT)