Rainer Siegele – 20 Jahre Bürgermeister

Die Gemeinde wurde zudem auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit zum Vorbild im Land und Siegele hat sich durch verschiedene Funktionen den Ruf eines Netzwerkers weit über die Gemeindegrenzen hinaus erworben. Wir baten ihn zu einem Gespräch:
Was waren Ihre Ambitionen, sich damals dem Amt des Bürgermeisters zu stellen?
Rainer Siegele: Mein Vorgänger Hildebert Ender klopfte 1985 bei mir an, mit der Bitte um Mitarbeit bei der Gemeinde Mäder. Diesem Anliegen kam ich nach und die Arbeit hat mir gefallen. Vor allem durch die in Sachen Nachhaltigkeit geschaffenen Grundlagen der Gemeinde Mäder, mit dem Ziel Umweltmustergemeinde zu werden, waren genau auf der Linie meines Interesses. In meiner vorherigen Funktion als bautechnischer Leiter des bäuerlichen Siedlungswesens bei der Agrarbezirksbehörde des Landes Vorarlberg hatte ich nämlich bereits Erfahrungen auf diesem Gebiet, wie beispielsweise mit dem ökologischen Bauen, gesammelt. Die Gemeinde selbst mitgestalten zu können, hatte für mich einen großen Reiz.
Was würden Sie als Meilensteine in ihrer 20-jährigen Bürgermeisterzeit bezeichnen?
Rainer Siegele: Ein Höhepunkt war sicher der Bau der Hauptschule nach einzigartigen ökologischen Kriterien zu dieser Zeit. Was mittlerweile Standard ist, war damals landesweit das erste Gebäude dieser Art. Bei 600 Exkursionen durch die Schule vermittelten wir bis Dato Gästen aus dem In- und Ausland diese Bauweise. Ein Höhepunkt war sicher auch die Auszeichnung der Gemeinde mit fünf „e´s“ für die energetischen Bemühungen. Mit Freude blicke ich zudem auf die große Bürgerbeteiligung bei der Umsetzung des Sozialprofils „Mäder – ein Leben lang“ zurück, bei dem 300 Personen mindestens einen Tag lang mitgearbeitet haben. Raumplanerisch ein Highlight war die Überarbeitung des Flächenwidmungsplanes, bei dem es 2001 gelang, 15 Hektar Bauerwartungsland in Freifläche zurückzuwidmen.
Was waren die größten Herausforderungen?
Rainer Siegele: Eine der größten war zweifelsohne am Anfang die starke Opposition. Ewald Stadler von der FPÖ hatte das totale Gespür, wo Fehler aufgespürt werden konnten. Das war eine strenge Schule, die uns gelehrt hat, ganz exakt zu arbeiten und verschiedene Schritte mehrfach zu kontrollieren. Der Weg war anfangs steinig, im Nachhinein muss ich sagen, dass ich davon extrem viel gelernt habe. Innerhalb der Gemeindevertretung kostete die Mitwirkung als Pilotgemeinde beim Programm für energieeffiziente Gemeinden Überzeugungskraft und auch die Realisierung des Betreubaren Wohnens gestaltet sich nicht ganz einfach. Ginge es nach mir, würde schon gebaut werden. Natürlich kann man es als Bürgermeister nicht jedem recht machen. Ich versuche immer, die Lage bestmöglich zu erklären. Ansonsten halte ich mich an den Ratschlag von Alt-Bürgermeister Albert Giesinger: „Besser a paar g´hörig verzürna, als alle glichmäßig“.
Was hat sich in den 20 Jahren verändert?
Rainer Siegele: Das Ansehen eines Bürgermeisters ist gesunken. Früher war er der Dorfkaiser, heute der erste Diener des Dorfes (lacht). Es geht wie überall alles viel schneller. Es ist auch schwieriger geworden, Leute zu finden, die langfristig ihre Bereitschaft zur Mitarbeit bekunden.
Wie schaut die Zukunft aus?
Rainer Siegele: Ich stehe für eine weitere Legislaturperiode gerne zur Verfügung. Die eigene Gemeinde mitzugestalten macht immer noch Spaß. Durch den Rücktritt als Obmann beim Gemeindenetzwerk „Allianz in den Alpen“ konnte ich Zeitressourcen gewinnen. Die Umsetzung des Betreubaren Wohnens sowie die Grundlagen für ein eigenes Sozialzentrum zu schaffen, sind noch Ziele im Bereich Infrastruktur.