AA

Raich: "Muss Ziel haben, ganz oben zu stehen"

Für Alpinskirennläufer Benjamin Raich beginnen am Dienstag in Whistler die XXI. Olympischen Spiele, in der Super-Kombination bietet sich für den Pitztaler die erste von vier Medaillenchancen bei seinem dritten Antreten im Zeichen der Fünf Ringe.

Der 31-Jährige stand am Sonntag den Medienvertreten im Österreichs-Haus Rede und Antwort. Er erzählte, was ihm eine weitere Goldmedaille bedeuten würde, was er anstrebt und wie sehr er selbst in Kanada auf Mamas Küche schwört.

Frage: Sie haben die Möglichkeit, mit einer dritten Goldmedaille zu Toni Sailer aufzuschließen. Was würde Ihnen das bedeuten?
Raich: “Er war ein großartiger Mensch, ich habe ihn kennenlernen dürfen. Natürlich war er sehr erfolgreich als Skifahrer mit drei Olympiamedaillen, aber er hat mich fast als Mensch noch mehr beeindruckt. Und das ist, was für mich zählt. Er hat lange eine extrem schwere Krankheit gehabt, er hat sich das nie anmerken lassen, er war immer gut drauf. Er hat immer ein Lächeln auf den Lippen gehabt und positiv gedacht. Das ist das, was ich mir von ihm vielleicht ein bisserl abschaue oder als Beispiel nehme. Ich versuche, immer freundlich zu sein. Wenn man freundlich ist und nett, dann geht vieles sehr viel einfacher, das ist klar.”

Frage: Wie würde es klingen, der erfolgreichste Olympionike Österreichs zu sein?
Raich: “Ich habe die Möglichkeit, aber ich muss es zuerst schaffen. Wir werden sehen, ob ich es schaffe. Es würde mir sehr viel bedeuten. In einem Sportlerleben sind das natürlich wichtige Ereignisse, wichtige Erfolge, die man feiern kann. Als Mensch wird es mich nicht wirklich ändern. Natürlich reift man, aber grundsätzlich werde ich der bleiben, der ich bin.”

Frage: Sie haben sich in Turin den Kindheitstraum erfüllt, Olympiasieger zu werden. Ist es jetzt leichter, weil Sie schon zwei Goldene im Regal haben?
Raich: “Nur weil ich schon zwei Goldmedaillen habe, werde ich nicht weniger scharf an die Sache herangehen. Ich werde wieder alles geben. Genau deswegen, weil ich in Turin erfolgreich war und weil ich dort das Gefühl haben durfte, bei Olympia ganz oben zu stehen. Ich werde versuchen, mit aller Kraft und aller Macht, die ich habe, das wieder zu erreichen. Natürlich habe ich eine gewisse Erfahrung gemacht. Ich habe schon in Salt Lake City gute Chancen gehabt, damals ist es zweimal Bronze geworden. Und ich habe in Turin gesehen, dass sich nichts erzwingen lässt. Es hatte schlecht begonnen, ich bin in der Kombi ausgefallen und im Super-G schlecht gefahren. Mir haben nicht mehr viele diese Medaillen zugetraut in meinen richtig guten Disziplinen, weil sie gesagt haben, der ist nicht mehr so gut drauf.”

Frage: Wie haben Sie es trotzdem geschafft?
Raich: “Ich bin einfach ruhiggeblieben, das war das Um und Auf, das werde ich jetzt auch machen. Man kann nichts erzwingen, man kann als Athlet nur gewinnen. Ich habe es geschafft, ruhigzubleiben, fokussiert weiterzuarbeiten. Ich habe mich für den Riesentorlauf und Slalom konzentrieren können. Das wird sicher hier auch wichtig sein, es läuft nicht immer genau alles nach Plan.”

Frage: Sie treten in vier Bewerben an, was haben Sie sich zum Ziel gesetzt?
Raich: “Eine Medaille ist das Ziel. Bei jedem Rennen, in dem ich am Start bin, will ich am liebsten ganz oben stehen. Ich habe in allen Disziplinen mit Ausnahme im Super-G, wo ich aber auch schon am Stockerl war, gewonnen. Das glaube ich, zeigt schon, dass ich auch als Ziel haben muss, ganz oben zu stehen. Was dann rauskommt, weiß man sowieso nicht vorher. Es haben auch viele das Ziel. Deswegen ist es schwierig, aber auch viel wert, wenn ich es schaffe.”

Frage: Wann würden Sie enttäuscht heimreisen?
Raich: “Als Politiker würde ich sagen, die Frage stellt sich nicht, ich habe die vier Rennen erst. Waswärewenn-Fragen kann man dann beantworten, wenn es wirklich sein sollte. Ich glaube, dass ich gute Chancen habe. Ich werde versuchen, meine Chancen zu nutzen. Manchmal ist ein zweiter oder dritter Platz auch gut. Es kann auch ein 10. Platz manchmal gut sein oder ein 15., darüber habe ich mich auch schon oft gefreut. Aber das Ziel ist natürlich, ganz oben zu stehen, dafür werde ich alles geben.”

Frage: Sie wohnen in Whistler nicht im Olympischen Dorf, sondern in einem Haus, in das dann auch ihre Lebenspartnerin und Slalomläuferin Marlies Schild einziehen wird. Wieso haben Sie sich zum Privatquartier entschlossen?
Raich: “Ich bin drei Wochen hier. Mir ist wichtig, dass ich meine Ruhe und keine weiten Wege habe. Und dass ich das Essen, das ich daheim habe, dann auch bei den wichtigen Wettbewerben genießen kann.
Mama ist schon mitgeflogen, sie kocht teilweise für mich, am Montag kommen mein Vater und ein Freund von mir. Es sind schon ein paar Leute da, die mich unterstützen werden.”

Frage: Zuhause werden es sehr viele sein, die vor dem Fernseher sitzen…
Raich: “Das ist mir bewusst, Skisport hat in Österreich einen hohen Stellenwert. Die Leute schauen und fiebern mit. Das ist das, was es ausmacht letztendlich: Wenn man erfolgreich ist, nicht alleine dastehen und alleine gewinnen, sondern dass viele mitjubeln. Aber auch, das ist mir schon aufgefallen, wenn man vielleicht einmal verliert, gibt es viele Leute, die sagen, ‘gib weiter Gas, wir drücken dir weiterhin die Daumen. Wir stehen hinter dir.’ Das ist schon etwas Besonderes.”

  • VIENNA.AT
  • Olympia
  • Raich: "Muss Ziel haben, ganz oben zu stehen"
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen