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Radweg an der Linken Wienzeile: Detailplanung sieht Streichung von 60 Parkplätzen vor

Erste Details zum Radweg auf der Linken Wienzeile.
Erste Details zum Radweg auf der Linken Wienzeile. ©APA/ROLAND SCHLAGER
Die Stadt präsentierte nun erste Details zum Radweg an der Linken Wienzeile -  wobei die genauen Planungen erst starten, wie betont wurde. Die Route soll bis zur Nibelungengasse verlängert werden, also fast bis zum Ring. 60 Pkw-Parkplätze fallen dadurch weg.
Baubeginn 2019
Parkplätze sollen Radweg weichen

Bisher endet die Strecke des Wiental-Radwegs in der Köstlergasse. Biker, die stadteinwärts unterwegs sind, müssen einen Umweg fahren – wenn sie nicht verbotenerweise den Gehsteig benutzen wollen. Im Rahmen eines “Planungsaudits” hat die Stadt nun den derzeitigen Stand des Projekts vorgestellt. Dieser sei Diskussionsgrundlage für die weiteren Planungen, wie im Büro von Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) betont wurde.

Radweg an der Linken Wienzeile: 60 Parkplätze fallen weg

Es seien vier Varianten untersucht worden, hieß es. Letztendlich sei nur die Option in der Linken Wienzeile (also im Bezirk Mariahilf, Anm.) infrage gekommen, da hier keine Auto-Fahrstreifen entfallen würden. Sehr wohl gilt dies aber für Parkplätze: Sie werden in dem Bereich deutlich reduziert. Für rund 60 Stellplätze plane man aber einen “großzügigen Ersatz” in den umliegenden drei Parkgaragen. Dort soll ein neues Angebot speziell für Naschmarktbesucher geschaffen werden, wie betont wurde.

Eine kleine Änderung würde sich auch bei der Schleifmühlbrücke ergeben. Dort fällt die gesonderte Linksabbiegespur weg. Stattdessen soll auf der linken – bisherigen – Geradeausspur auch das Abbiegen erlaubt werden.

Vorgesehen ist laut derzeitigem Planungsstand ein Zweirichtungsradweg. Parken und Liefern soll in der Linken Wienzeile nach wie vor möglich sein. Zwischen Getreidemarkt und Schleifmühlbrücke würde der Park- und Lieferbereich gebäudeseitig liegen, zwischen Schleifmühlbrücke und Kettenbrücke dann auf der Seite des Naschmarkts. Der Taxistandplatz vor dem Theater an der Wien soll ebenfalls erhalten bleiben.

Unzufriedenheit bei Bezirk und Opposition

Der projektierte umstrittene Lückenschluss des Radwegs an der Linken Wienzeile entlang des Naschmarkts sorgt auch nach der Veröffentlichung des Grundkonzepts für wenig Glücksgefühle beim Mariahilfer Bezirksvorsteher Markus Rumelhart (SPÖ). Er befürchtet bei der Umsetzung dieser Variante Konflikte und appellierte am Freitag, den Vorschlag noch einmal zu überdenken.

“Ich bin keineswegs gegen einen Lückenschluss. Das ist prinzipiell schon eine sinnvolle Maßnahme”, wollte Rumelhart im APA-Gespräch nicht missverstanden werden. Durch einen Zweirichtungsradweg an der Linken Wienzeile werde aber eine neue “Konfliktzone” geschaffen, prophezeite er. Denn der Nutzungsdruck sei jetzt schon hoch, führte der Vorsteher u.a. Autofahrer, Ladezonen, Touristen, Schanigärten, Taxistandplätze und Busstopps ins Treffen.

“Hier ist vieles noch nicht fertig gedacht”, kritisierte er. Statt eines “Schnellschusses” wünsche er sich von Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) intensive Gespräche mit dem Bezirk, aber auch mit den ansässigen Wirtschaftstreibenden – Stichwort Schanigärten. Verhindern kann er das Projekt aber nicht, wie Rumelhart auf Nachfrage einräumte. Denn hierbei handle es sich um einen überregionalen Radweg, der Bezirk habe lediglich ein Anhörungsrecht.

Verlust von Parkplätze stellt Katastrophe für den Wien-Mariahilf dar

Kritik gab es auch von der Opposition. ÖVP und FPÖ orteten eine “Autofahrer-Schikane”. “Der Verlust von 77 Parkplätzen am Naschmarkt (im Vassilakou-Büro spricht man von rund 60, Anm.) stellt eine Katastrophe für den ohnehin schon von drängender Parkplatznot geplagten 6. Bezirk dar”, ergänzte zudem der blaue Bezirksparteiobmann Leo Kohlbauer per Aussendung. Schanigärten würden ebenfalls der Radlobby geopfert.

ÖVP-Bezirksobmann Gerhard Hammerer hielt fest: “Statt einer Verkehrspolitik mit dem gebotenen Hausverstand, die auf die Bedürfnisse aller Verkehrsteilnehmer Rücksicht nimmt, kommt einmal mehr die ideologische Brechstange zum Einsatz, um den Autofahrern den öffentlichen Raum schrittweise zu entziehen.” Beide Parteien warfen Rumelhart zudem vor, “umgefallen” zu sein.

Die Wirtschaftskammer zeigte sich ebenfalls skeptisch. “Es gibt zahlreiche offene Fragen. Was passiert etwa mit den Schanigärten, den Ladezonen, den Parkplätzen?”, so Handelsobmann Rainer Trefelik. Der Radweg dürfe nicht auf dem Rücken der Unternehmer gebaut werden und sei folglich abzulehnen.

NEOS begrüßen Radweg auf Linker Wienzeile

Anders als SPÖ, FPÖ und ÖVP begrüßen die NEOS das Grundkonzept von Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) hinsichtlich Radweg-Projekt Linke Wienzeile. “Damit kann der Radweg endlich lückenlos geführt werden, ohne dass eine Fahrspur eingespart werden muss und der Fließverkehr gestört wird”, freute sich die pinke Verkehrssprecherin Bettina Emmerling am Freitag.

Bürger würden an Aufenthaltsqualität gewinnen, Unternehmen von mehr Kundenfrequenz profitieren, zeigte sie sich überzeugt. NEOS-Bezirksklubobfrau Elisabeth Kattinger merkte allerdings an, die Parkplatzsituation genau beobachten zu wollen.

Vassilakou selbst nahm auf ihrer Facebook-Seite die heftige Debatte über das Projekt durchaus ironisch vorweg. Als “nächste Schritte” formulierte sie neben geplanten Detailinfos für Bürger vor Ort und ihrer Hoffnung auf Unterstützung durch Umweltministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) als dritten Punkt: “Weltuntergangsstimmung von Wien bis Bregenz! Wüste Beschimpfungen gegen mich und RadfahrerInnen im Allgemeinen. Immerhin sieht dieses Verkehrskonzept einen Radweg vor.”

(APA/Red)

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