Pircher-Sanou erklärt, dass Menschen mit subjektiv empfundenen Ungerechtigkeiten, Diskriminierung oder fehlenden Perspektiven besonders anfällig für radikale Ideologien sind. Diese Ideologien bieten einfache Antworten auf komplexe Fragen und vermitteln ein starkes Zugehörigkeitsgefühl. Besonders gefährlich sei die schnelle Radikalisierung über soziale Medien wie TikTok, die durch Algorithmen gezielt extremistische Inhalte verbreiten.
Welche Faktoren begünstigen Radikalisierung?
Neben persönlichen Erfahrungen spielen auch globale Krisen wie die Corona-Pandemie oder Kriege eine Rolle. Allerdings betont Pircher-Sanou, dass jeder Fall individuell betrachtet werden müsse. Besonders Jugendliche seien aufgrund ihrer Prägungsphase anfällig für extremistisches Gedankengut, doch auch Erwachsene könnten sich radikalisieren.
Wie kann man Radikalisierung verhindern?
Prävention sei entscheidend: Medienkompetenz müsse gestärkt, Fake News entlarvt und Beratungsangebote leichter zugänglich gemacht werden. Eltern und Schulen müssten sensibilisiert sein, um erste Anzeichen zu erkennen – etwa den Rückzug aus dem sozialen Umfeld oder verändertes Verhalten.
Wie hilft "Neustart" radikalisierten Straffälligen?
Die Organisation Neustart betreut Straffällige intensiv über mehrere Jahre hinweg. Durch Biografiearbeit, Reflexion und Verantwortungstraining sollen sich die Klienten von extremistischem Gedankengut lösen. Der erste Zeitraum nach der Haft sei besonders kritisch, da viele ohne Arbeit oder soziale Unterstützung auf sich allein gestellt sind.
Resozialisierung statt harte Strafen?
Laut Pircher-Sanou sind alternative Strafmaßnahmen wie Bewährungshilfe und Täter-Opfer-Ausgleich effektive Methoden, um Rückfälle zu verhindern. Statt auf härtere Strafen zu setzen, plädiert er für eine gut finanzierte Sozialarbeit, die Betroffenen eine echte zweite Chance ermöglicht.
(VOL.AT)