Punkrock-Feuerwerk und Fan-Momente: Der Samstag beim Southside Festival

Nach einem erfolgreichen Auftakt ging es in Neuhausen ob Eck auch am Samstag entspannt weiter. Von den energiegeladenen Donots und Anti-Flag bis hin zu den mitreißenden Auftritten von Billy Talent, Kraftklub und Peter Fox – der zweite Tag hatte für jeden etwas zu bieten. Voll auf ihre Kosten kamen aber vor allem wohl alle, die gerne Punkrock hören.

Der Samstagnachmittag ist weiblich
Der Festivalnachmittag gehörte den Newcomern, bei denen man nicht selten den Eindruck hatte, dass sie ihren eigenen Erfolg noch nicht so richtig fassen konnten. Eröffnet wurde der Tag mit RAZZ, einer Indie-Rockband, die schon kurz nach Mittag eine Schar treuer Fans vor der Bühne versammelte. Die Band lieferte eine solide Performance, die das Publikum für den restlichen Tag aufwärmte. Weiter ging es auf der Blue Stage mit der wunderschönen Dylan, die erst 2022 ein Mixtape veröffentlichte. Die Sängerin beeindruckte nicht nur mit ihrer Stimme, sondern auch als Meisterin der Posen. Mit einem Augenzwinkern wies sie scherzhaft darauf hin, dass hoffentlich niemand Bob Dylan erwartet habe. Die Texanerin Gayle, eine der interessantesten neuen Stimmen, zog das Publikum gleich im Anschluss in ihren Bann. "You can call me pretty but only if you don't only call me pretty", brachte sie ihr feministisches Statement zwischen den Songs auf den Punkt. Immerhin zeigte sich der zweite Tag des Festivals abgesehen von den großen Headlinern erfreulich weiblich.

Volle Punkrock-Power
Regelmäßige Southside-Besucher kannten das Punkrock-Trio vom Samstag bereits, denn die Donots, Anti-Flag und Billy Talent standen nicht zum ersten Mal in Neuhausen ob Eck auf der Bühne. Mit den Donots betrat am Nachmittag eine langjährig erprobte Festivalband die Green Stage und enttäuschte ihre Fans keineswegs. Ihr energiegeladener Auftritt legte den Grundstein für das, was ein Punkrock-Feuerwerk werden sollte. Anti-Flag übernahm das Staffelholz und lieferte eine ebenso kraftvolle Vorstellung. Wenn man die Energie einer Performance an der Höhe der Sprünge der Bandmitglieder und an deren Leidenschaft für's Crowdsurfen messen würde, dann würden sich Anti-Flag und Donots klar den ersten Platz teilen und Billy Talent auf den dritten Platz verweisen. Dennoch war die Show von Billy Talent ein Höhepunkt des Tages, der das Publikum zum Kochen brachte.

Peter Fox als erster Headliner
Wer es gerne etwas ruhiger mag, war am hingegen bei Betterov und Provinz gut aufgehoben. Letztere standen schon im Vorjahr auf der Southside-Bühne und lockten einmal mehr die Zuhörerinnen und Zuhörer in Scharen an. Bei "Was uns high macht" und "Liebe zu dritt" wurde lauthals mitgesungen, bevor der Großteil der Festivalgäste schließlich zum ersten Headliner des Abends pilgerte: Peter Fox. Mit neuem Album und dem neuen Hit "Zukunft Pink" im Gepäck sorgte er wie immer für tanzbaren Sound. Natürlich durfte auch sein größter Hit "Schwarz zu Blau" nicht fehlen. "Stadtaffe" gabs schließlich als Zugabe, auch wenn diese vom Publikum, wie auch schon bei allen anderen Bands des Festivals gar nicht wirklich eingefordert wurde. Wo die Menschen früher noch applaudierten und schrien, bis die Bands schließlich wieder auf die Bühne kamen, steht heute ein eher gelangweiltes Publikum, das weiß, dass der Slot sowieso noch nicht vorbei ist und die Band nochmal kommt. Euphorie sieht anders aus und mag fragt sich: Hat die Jugend nicht gelernt, wie das geht?

Deutlich euphorischer waren da schon die ganzen Tänzer, mit denen Peter Fox seine Bühne füllte. Neben Profis aus aller Welt standen da auch Fans, die nachmittags schon beim Merch-Stand ihr Ticket für die Bühne bekamen und sich die zweite Hälfte der Show in die tanzende Meute eingliedern durften. Tash Sultana hingegen stand im Anschluss ganz alleine auf der Blue Stage und produzierte mit ihrer Loop-Station Sound vom Feinsten.

Meister der Bühnenpräsenz
Grandioser Abschluss des Abends war das Konzert von Kraftklub, die bis zwei Uhr in der Früh nochmal ordentlich Gas gaben. Besonders ein Festivalgast hatte wohl den Abend seines Lebens, denn als Fan der Band wusste er, dass während der Show jemand aus dem Publikum ausgewählt wird, um am Glücksrad zu drehen und den nächsten Song zu bestimmen. Mit origineller Tafel ausgestattet, bekam er die Aufmerksamkeit der Band und schaffte es auf die Bühne. Domi sorgte bei der Band allerdings für ziemlich viel Verwirrung und Verunsicherung als er frech fragte, ob er den Song "Wegen dir" nicht gleich mitperformen dürfe. "Sowas haben wir noch nie gemacht. Ihr meint doch das sei gestaged", richtete Sänger Felix Kummer sich an seine Fans und ließ sich schließlich nach mehrfachem Versichern, dass nichts davon abgesprochen sei, erweichen. Was dann folgte, hätte wohl keiner erwartet. Domi performte den Song zusammen mit Kummer als hätte er nie was anderes gemacht. Allerdings war es wohl nicht sein erstes Mal auf einer Bühne, wie er im Anschluss der ziemlich erstaunten Band erklärte. "Kraftklub hat mich inspiriert, solche Musik zu machen wie ihr. Der Name meiner Band steht übrigens auf meinem Shirt", erklärte Domi noch frech, bevor er schließlich wieder seinen Platz im Publikum einnahm. Die Fans feierten die spontane Einlage jedenfalls.