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Psychiatrie: Empörung über "Diffamierungskampagne"

Auf Empörung in der SPÖ, im Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) sowie im Allgemeinen Krankenhauses (AKH) sind am Donnerstag neuerliche Vorwürfe gegenüber der Psychiatrie im Wiener Otto-Wagner-Spital gestoßen.

SP-Klubobmann Christian Oxonitsch sprach von einer Diffamierungskampagne der Grünen, die für Verunsicherung bei den Patienten sorge. Kritisiert wurde vor allem die Grüne Gesundheitssprecherin Sigrid Pilz.

KAV-Generaldirektor Wilhelm Marhold zeigte gegenüber der APA Emotionen: “Ich bin ehrlich betroffen darüber, was Pilz da aufführt. Das ist eine Diffamierung der Psychiatrie und des gesamten Gesundheitswesens. Ich nehme das nicht mehr hin, ich weise das zurück.” Die Grüne ziehe Einzelfälle heran, bei denen gerichtlich erwiesen sei, dass es kein Fremdverschulden gegeben habe. “Eine solche Politikerin möchte ich nicht eines Tages in einer entscheidenden Funktion sehen, da fühle ich mich nicht wohl”, so Marhold.

Eine Kampagne, wie sie derzeit betrieben werde, bleibe nicht ohne Auswirkungen bei den Menschen. “Wenn auch nur ein Patient oder eine Patientin aus Verunsicherung keine Hilfe bei uns sucht, obwohl diese benötigt wird, dann hat Frau Pilz ganze Arbeit geleistet”, sagte Marhold.

Verletzungen würden grundsätzlich angezeigt, Todesfälle durch Pathologen geprüft und beim geringsten Zweifel an die Gerichtsmedizin übergeben. Dies sei auch im Juli 2007 bei einem im Netzbett an einer natürlichen Ursache verstorbenen Patienten passiert, so der KAV-Chef, der nicht ausschloss, dass die Grünen auch diesen Fall instrumentalisieren könnten.

Ähnlich argumentierte Oxonitsch: “Menschen in schwierigen Lebenssituationen für Medienkampagnen zu benutzen, ist menschlich mehr als bedenklich.”

Unterstützung für Marhold gab es aus dem AKH. Johannes Wancata, Professor für Psychiatrie und Psychotherapie, warnte davor, dass die Diskussion jenen kleinen Teil der Psychiatriepatienten zunehmend gefährde, die stationäre Maßnahmen benötigten. “Ich denke, die Diskussion sollte in dieser Form aufhören”, sagte er zur APA. Sie wirke stigmatisierend und sorge für Misstrauen bei den Patienten.

Jährlich würden nur rund 10.000 Patienten österreichweit stationär in die Psychiatrie aufgenommen, wovon nur jeder achte vor sich selbst geschützt werden müsse. “Das Ziel ist, mit möglichst wenig Belastung Schaden vom Kranken abzuwenden”, so Wancata. Ob man dies mit Netzbetten, Gurten oder mittels “weichem Zimmer” erreiche, darüber könne man streiten. Er sehe jedenfalls nicht, dass Wien schlechter als andere Bundesländer dastehe: “Wien hat mit der Reform früher begonnen, die anderen haben aufgeholt.”

Die Grünen erneuerten dagegen ihre Vorwürfe. “Die Weigerung der SP-Stadtregierung und des KAV, zur Verantwortung für die schrecklichen Brandverletzungen einzugestehen, ist empörend. Die skandalösen Zustände in der Wiener Psychiatrie müssen Konsequenzen haben”, so Klubchefin Maria Vassilakou in einer Aussendung.

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