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Prozess um versuchten Mord: Mit Frau auf Höhenstraße gegen Betonpoller gefahren

Es geschah auf der Höhenstraße in Hernals
Es geschah auf der Höhenstraße in Hernals ©Vienna.at/Archiv (Symbolbild)
Weil er bewusst einen schweren Unfall auf der Höhenstraße in Hernals herbeigeführt haben soll, um seine Frau umzubringen, musste sich ein 22-jähriger Mann am Donnerstag im Wiener Straflandesgericht verantworten. Die Anklage lautet auf versuchten Mord. Auffällig ist, dass Bremsspuren am Unfallort fehlten.
Prozess um Mordversuch
War Unfall Absicht?
Entführung vermutet
Schwerverletzte auf Höhenstraße

Absichtlich soll der 22-Jährige mit seinem Pkw auf der Höhenstraße gegen einen Begrenzungspfeiler gefahren sein, um seiner Frau das Leben zu nehmen. Während der Angeklagte versicherte, er habe die nach islamischem Recht mit ihm verheiratete junge Frau “nicht umbringen” wollen, schilderte die 19-Jährige, es habe sich um einen bewusst herbeigeführten Unfall gehandelt.

Mann wurde gegen Ehefrau gewalttätig

Die beiden hatten einander im Sommer 2011 über Facebook kennengelernt. Zwei Monate später wurde in Serbien geheiratet. Als das Paar nach Wien zog, legte der Mann Gewalttätigkeiten an den Tag, die dazu führten, dass ihn die 19-Jährige verließ. “Alles lass’ ich mir nämlich auch nicht gefallen”, erklärte sie dazu im Zeugenstand den Geschworenen.

In der Nacht auf den 13. März 2012 begegnete der 22-Jährige in einem Lokal angeblich zufällig seiner Frau, die sich in Begleitung eines anderes Mannes befand. Man trank miteinander, wechselte zweimal das Lokal, und am Ende versicherte der 22-Jährige der Frau, er könne ohne sie nicht leben und liebe sie.

Sie wollte allerdings die Beziehung nicht mehr aufnehmen, worauf es zu Handgreiflichkeiten kam. Als der Lokalbesitzer schlichtend eingreifen wollte, schleuderte ihn der 22-Jährige laut Anklage durchs Wirtshaus.

Frau war durch Schläge bewusstlos

Danach schlug er mit Fäusten auf seine Frau ein, bis diese ihrer Aussage zufolge das Bewusstsein verlor. Er trug sie dann zu seinem Pkw, legte sie auf die Rückbank und fuhr mit ihr in Richtung Höhenstraße, wobei er einmal anhielt und noch einmal auf die zu diesem Zeitpunkt noch recht Benommene einredete, sie möge doch zu ihm zurückkehren. “Er hat geweint und war aggressiv. Er war alles in einem”, schilderte die Frau.

Schließlich setzte der Lenker die Fahrt fort, nachdem er seine Frau auf den Beifahrersitz gesetzt und nicht angeschnallt hatte – in mörderischer Absicht, wie sich Staatsanwältin Gabriele Müller-Dachler überzeugt zeigte: Er habe das Fahrzeug absichtlich gegen einen Poller gelenkt, um die 19-Jährige zu töten.

Krankenschwester fand die Schwerverletzten

Der Unfall, bei dem beide Insassen aus dem Wagen geschleudert wurden, ereignete sich gegen 5.30 Uhr. Eine Krankenschwester, die sich auf dem Weg in die Arbeit befand, entdeckte am Straßenrand das Autowrack, leistete Erste Hilfe und sorgte für raschen ärztlichen Beistand.

Während der Lenker nach der ärztlichen Erstversorgung erklärte, er habe infolge überhöhter Geschwindigkeit die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren, führten die Angaben der jungen Frau dazu, dass für den 22-Jährigen noch im Spital die Handschellen klickten. Die Frau, die Wirbelbrüche, Serienrippenbrüche und Verletzungen an Leber und Niere erlitt, musste zwei Wochen stationär behandelt werden. Im Zeugenstand ließ sie jetzt keinen Zweifel an den Absichten ihres Mannes: “Er hat im Auto gesagt ‘Ich liebe dich. Wir werden sterben. Ich bringe dich um.’ Vor dem Aufprall hat er noch ‘Gott soll dir deine Sünden verzeihen!’ gerufen.”

Aussagen widersprechen sich

Der Angeklagte wies diese Darstellung zurück. Er habe der Frau nicht nach dem Leben getrachtet. Er, der im Übrigen keinen Führerschein besitzt, sei einfach von der Straße abgekommen: “Ich weiß selber auch nicht, wie das passiert ist. Die Straße war wirklich sehr breit. Ich weiß nicht mehr, warum ich nach links abgebogen bin.” Danach sei ihm “schwarz vor den Augen geworden”, gab der Angeklagte zu Protokoll: “Als ich zu mir gekommen bin, war es zu spät.”

Laut Gutachten hatte der 22-Jährige zum Unfallzeitpunkt 0,69 Promille Alkohol im Blut. Ein Verkehrstechniker errechnete, dass das Auto mit 50 bis 70 Stundenkilometern unterwegs war, als es krachte. Bremsspuren konnten an der Unfallstelle keine gefunden werden.

Auf 6. November vertagt

Später am Donnerstag wurde der Prozess gegen den 22-jährigen Mann auf den 6. November vertagt worden. Dies wurde damit begründet, dass der technische Sachverständige hatte am Verhandlungstag keine Zeit hatte. Er werde sein Gutachten über den umstrittenen “Unfall” auf der Höhenstraße nun am nächsten Termin präsentieren.

(apa/red)

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