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Prozess um "Disco-Mord": Angeklagtem fehlt Erinnerung

Am kommenden Montag wird in Wien der Prozess gegen jenen 48-jährigen Mann eröffnet, der in der Nacht auf den 21. August 2010 in Wien-Floridsdorf aus einem fahrenden Pkw heraus mehrere Schüsse abgegeben und dabei einen jungen Schlosser tödlich verletzt haben soll.
Bilder des Opfers
Bilder des Autos
Bilder vom Tatort
Tatrekonstruktion
Schütze angeklagt
Ein Projektil traf Rene M. (20) mitten ins Herz. Der Angeklagte wird sich zum inkriminierten Mord nicht schuldig bekennen, kündigte sein Verteidiger Werner Tomanek am Freitag im Gespräch mit der APA an.

Seine Verantwortung wird in Richtung fahrlässige Tötung unter gefährlichen Verhältnissen oder Begehung einer Straftat im Zustand der vollen Berauschung gehen“, sagte Tomanek. Der Gerichtspsychiater Heinz Pfolz war in einem Gutachten zum Schluss gekommen, dass der 48-Jährige zum Tatzeitpunkt des Disco-Mordes zwar erheblich alkoholisiert war, sich aber nicht in einem die Zurechnungsfähigkeit ausschließenden Zustand befand.

Mutmaßlicher Täter des “Disco-Mordes” kann sich nicht erinnern

Daran hegt Tomanek insofern Zweifel, als sein Mandant 17 Stunden nach der tödlichen Schussabgabe beim Versuch, seinen BMW vor einem Heurigen einzuparken, einen Blechschaden verursachte. Im Zuge der darauffolgenden Amtshandlung, bei dem er seinen Führerschein abgeben musste, wurde beim Lenker eine Alkoholisierung von 2,6 Promille festgestellt. Tomanek hat daher nun zahlreiche Zeugen beantragt, die den Angeklagten in der vorangegangen Nacht erlebt hatten, um nachzuweisen, dass jener in einem Ausmaß betrunken war, dass er nicht mehr wusste, was er tat.

Zur Bluttat selbst fehlt dem 48-Jährigen jede Erinnerung. “Er weiß nicht einmal, ob er gefahren ist oder geschossen hat“, erklärte sein Verteidiger. Der Mann war damals mit einem guten Freund unterwegs, der laut Anklage den roten BMW lenkte, während der 48-Jährige am Beifahrersitz saß und in der Steinheilgasse plötzlich und unvermutet eine Pistole zog und aus dem Fenster ballerte.

Angeklagter stellte sich nach Druck aus Medien

Die Staatsanwaltschaft ist überzeugt, dass der Schütze Rene M. bemerkt haben muss, zumal die Straße hell erleuchtet war, und dennoch in dessen Richtung feuerte. “Der Angeklagte hielt es bei der Schussabgabe ernstlich für möglich und fand sich damit ab, dass er einen anderen tötet“, heißt es in der Anklageschrift.

Der 48-Jährige hatte sich zwei Wochen nach dem Disco-Mord in Begleitung des Vaters seines seinerzeitigen Begleiters in Tomaneks Kanzlei gestellt, nachdem sich der Fahndungsdruck aufgrund intensiver Medienbericht-Erstattung erhöht hatte. Zeitgleich ging der 29 Jahre alte Pkw-Lenker zur Staatsanwaltschaft. Gegen diesen Mann, gegen den ursprünglich ebenfalls ermittelt worden war, wurde das Verfahren mittlerweile eingestellt.

Der Mordprozess, den Richter Roland Weber leiten wird, ist auf zwei Tage anberaumt. Er soll am 13. April zu Ende gehen.

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