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Prozess nach "Zielübungen" auf Passanten in Wien: "Ich lebe mit einer Psychose"

Der Prozess gegen den 24-Jährigen wurde vertagt.
Der Prozess gegen den 24-Jährigen wurde vertagt. ©APA (Sujet)
Ein 24-jähriger Mann erklärte am Montag am Landesgericht in Wien, dass er Mitte Juni Zielübungen aus seiner Wohnung in Wien-Favoriten gemacht habe, da er am Schießstand "nicht so gut treffe wie im Prater". Dabei nahm er mehrere Personen ins Visier. Die Verhandlung wurde vertagt.
24-Jähriger zielte mit Gewehr auf offene Straße

Mehrere Personen nahm der 24-Jährige am 12. Juni 2023 ins Visier, eine Frau lief in Panik in einen Innenhof und verschanzte sich hinter Müllcontainern. Ein Mann in einer vis-a-vis gelegenen Wohnung bekam ebenfalls mit, wie er seine mit einem Zielfernrohr versehene Waffe auf ihn richtete, als er am Fenster rauchte.

"Ich bin schnell weg von Fenster und hab meiner Frau gesagt, sie soll mit unserem Kind aus dem Zimmer gehen", schilderte dieser als Zeuge dem Gericht. Er habe den Mann mit seinem Handy fotografiert: "Da hat er dann wieder direkt auf mich gezielt."

Mann mit Jagdgewehr sorgte für WEGA-Einsatz in Wien-Favoriten

Nachdem mehrere Menschen die Polizei verständigt hatten, wurde die Wohnung des 24-Jährigen in der Rotenhofgasse von der Wega gestürmt, der bisher Unbescholtene festgenommen und die Waffe, die mit scharfer Munition geladen war, sichergestellt. Das Gewehr besaß der junge Mann legal. In weiterer Folge stellte sich allerdings heraus, dass der 24-Jährige in jüngerer Vergangenheit schon zwei Mal für jeweils vier Wochen in einer psychiatrischen Krankenanstalt stationär aufgenommen worden war. "Ich weiß, dass ich eine Krankheit habe. Eine Psychose. Ich lebe mit einer Psychose", erklärte dieser dazu nun selbst dem Senat.

24-Jähriger wollte sein Ziel verbessern

Gerichtspsychiater Peter Hofmann stufte den Mann, dem er eine unbehandelte schizoaffektive Störung bescheinigte, als gefährlich ein. Wenn dieser - wie zuletzt - seine Medikamente nicht nehme und stattdessen weiterhin Alkohol und Cannabis konsumiere, müsse mit Straftaten mit schweren Folgen gerechnet werden, warnte der Sachverständige. Der Staatsanwalt warf dem 24-Jährigen daher nicht nur gefährliche Drohung vor - zusätzlich beantragte er die Unterbringung des Mannes in einem forensisch-therapeutischen Zentrum.

"Ich hab' die Waffe nur zehn Sekunden aus dem Fenster gehalten, um einen Zielvergleich zu haben", behauptete der Angeklagte. Dann erzählte er, wie er sich vor einiger Zeit im Prater an Schießständen mit Luftgewehren und Platzpatronen zu vergnügen begann. Das habe ihm Spaß gemacht, er habe immer "gut getroffen" und daher "beschlossen, ich kauf mir eine scharfe Waffe". Mit dem Gewehr sei er dann in einen Schießkeller gegangen, habe aber "nicht mehr so gut geschossen". Das habe ihn gewurmt, daher habe er am 12. Juni die Waffe aus dem Fenster gehalten und auf einen Mauervorsprung bzw. eine Überwachungskamera gezielt.

Verhandlung vertagt, Einigung auf Depotspritze

Der 24-Jährige, der sich seit mehreren Monaten in der Justizanstalt in U-Haft bzw. vorläufiger Anhaltung befindet, erklärte sich damit einverstanden, sich mit einer Depotspritze behandeln zu lassen. Die Verhandlung wurde auf Mitte Dezember vertagt - bis dahin sollte feststehen, ob die Medikamente wirken und dem Mann die im Fall einer Verurteilung beantragte Unterbringung im Maßnahmenvollzug allenfalls bedingt nachgesehen werden kann.

(APA/Red)

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