Prozess gegen Psychiater in Wien: Patienten als arbeitsunfähig bescheinigt

Dem aus einer angesehenen Arztfamilie stammenden Angeklagten wird vorgeworfen, damit mehreren Patienten zum Bezug einer Invaliditätspension verholfen zu haben.
Psychiater beschneinigte Patienten Berufsunfähigkei
Der Arzt hatte sich beim Verhandlungsauftakt im vergangenen März vehement "nicht schuldig" bekannt. Er betonte, in sämtlichen inkriminierten Fällen hätte es sich um schwerwiegende Erkrankungen gehandelt, bei den betroffenen Patienten wäre zweifelfrei Berufsunfähigkeit vorgelegen. Acht von ihnen müssen sich gemeinsam mit dem Primar wegen schweren Betrugs vor einem Schöffensenat verantworten. Die Pensionsversicherungsanstalt (PVA) hat sich dem Strafverfahren mit 813.000 Euro als Privatbeteiligte angeschlossen - so viel sei insgesamt zu Unrecht ausbezahlt worden, weshalb die PVA die Gelder für den Fall von Schuldsprüchen zurückfordert.
Im Zuge der bisherigen Verhandlung zeigte sich allerdings, dass die Patienten vor ihrem ersten Termin beim Primar schon mehrmals - angeblich bis zu sieben Mal - untersucht worden waren. Die entsprechenden medizinischen Vorbefunde und Dokumentationen der Krankengeschichte waren aber nicht im Gerichtsakt enthalten. Die fehlenden Unterlagen hatte auch der von der Justiz bestellte psychiatrische Sachverständige nicht zur Verfügung, der mit seinem Gutachten den Primar belastet und wesentlich zur Anklageerhebung beigetragen hatte.
Um diese wesentlichen Papiere beizuschaffen, war die Verhandlung für mehrere Monate unterbrochen worden. Die Verteidiger waren überzeugt, dass diese nur mit Freisprüchen für alle Angeklagten zu Ende gehen kann.
(APA/Red)