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Prostatakrebs: Bestrahlen gleich gut wie schneiden

2.500 Teilnehmer, der drittgrößte Fachkongress dieser Art weltweit: Am 1. Mai beginnt im Austria Center Vienna der gemeinsame Jahreskongress der deutschen und der österreichischen Gesellschaften für Radioonkologie (bis 4. Mai).

Die Strahlentherapie ist aus der Behandlung von Krebs nicht mehr wegzudenken. In manchen Bereichen aber sollte sie noch gegenüber dem Skalpell aufholen. Das trifft zum Beispiel auf den Prostatakrebs zu, wo die Strahlentherapie der Operation in manchen Bereichen zumindest ebenbürtig ist, ohne auf dieselbe Häufigkeit wie Operationen zu kommen.

“Je höher die Dosis, desto besser. Je genauer, desto besser. Eine genauere Bestrahlung ermöglicht auch höhere Dosierungen. Wir haben auch mehr Bilder denn je. Die Stammzelltherapie drängt ebenfalls in die Radioonkologie”, erklärte einer der beiden Tagungspräsidenten, Richard Pötter, Vorstand der Wiener Universitätsklinik für Strahlentherapie am AKH, gegenüber der APA.

Ein klassisches Beispiel für die Entwicklung ist das Prostatakarzinom, dessen Häufigkeit vor allem wegen der immer weiter verbreiteten PSA-Bluttests in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen hat. Gleichzeitig gibt es viele frühe Diagnosen – und auch die Bevölkerungsgruppe der Männer wird immer älter. Hier stellt sich in vielen Fällen – vor allem bei einem lokal auf die Prostata beschränkten Karzinom – die Frage, ob die radikale Entfernung der Drüse mit einer belastenden Operation oder die Bestrahlung mit weniger Nebenwirkungen besser geeignet ist.

Gregor Goldner von der Wiener Klinik hat bei insgesamt 778 derartigen Patienten aus den Jahren 1994 bis 1998, 1998 bis 2003 und 1998 bis 2007 die schrittweise Dosissteigerung einer Strahlentherapie von außen untersucht: “In der ersten Gruppe betrug die Strahlendosis 66 Gray (202 Patienten, Anm.), in der zweiten 70 (220 Patienten, Anm.) und in der dritten 74 Gray (356 Patienten Anm.). Eine zumindest fünf Jahre dauernde Kontrolle des Tumors wurde in der ersten Gruppe bei 44 Prozent der Behandelten erreicht, in der zweiten Gruppe bei 66 Prozent und in der dritten Gruppe mit der höchsten Dosis bei 78 Prozent.”

Dazu Pötter: “Eine Steigerung der Strahlendosis um rund 15 Prozent bringt damit eine Erhöhung der Tumor-Kontrollrate um 75 Prozent. Diese Erfolgsraten sind mit jenen der Operation zu vergleichen.” Zusätzlich scheint die Dosiserhöhung bei Patienten mit einem insgesamt höheren Risiko besser überproportional besser zu wirken. Auf der anderen Seite hatten auch bei der höchsten Strahlendosis nur zwei Prozent mehr Betroffene schwerere Nebenwirkungen durch die Therapie.

Das wirft die Frage auf, ob man nicht bei lokal begrenztem Prostatakarzinom viel mehr auf die Bestrahlung als auf die belastende Operation mit den nachfolgenden Komplikationen wie Inkontinenz und Impotenz setzen sollte. Der Experte: “In Österreich wird noch bedeutend zu viel operiert.” In den USA bekommen schon rund 50 Prozent dieser Patienten primär die Bestrahlungen. Das liegt offenbar daran, dass Prostatakrebs in Österreich zunächst eine Domäne der Urologen ist – und die stellen eben ein operierendes Fach dar. Außerdem gibt es offenbar noch immer die Mär, dass nach einer Operation ein karzinom-befallenes Organ eben weg sei und keinen Schaden mehr anrichten könnte.

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