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Promising Young Woman - Kritik und Trailer zum Film

Zu Beginn vom "Promising Young Woman" ist Carey Mulligan als Cassandra "Cassie" Thomas in einer Bar zu sehen, betrunken, scheinbar schutzbedürftig: Sie erregt so die Aufmerksamkeit von Männern, die zwar oft von ihren anzugtragenden Kumpels angestachelt werden, aber galant rüberkommen. Oft genug bringt einer von ihnen Cassie heim und versucht dann eben doch, sich über sie sexuell herzumachen. Zu spät erkennen die Männer ihr Problem: Die Frau hat die Betrunkenheit nur vorgespielt und ist auf Vergeltung aus.

Könnte man Gefallen daran finden, zu sehen, wie eine Frau sich an missbräuchlichen Männern rächt? Die Antwort ist ein klares Ja. "Promising Young Woman" nimmt den fröhlich blutrünstigen Vergewaltigungsthriller der alten Schule und demontiert damit den Mythos vom netten Kerl. Der Film ist garstig, aber nicht ganz hoffnungslos, boshaft, aber nicht humorlos. Ab Donnerstag im Kino.

Promising Young Woman - Kurzinhalt zum Film

Jede Woche spielt sich dasselbe ab. Tagsüber arbeitet die hübsche 30-jährige Cassie in einem Coffeeshop. Abends zieht sie los und geht in einen Nachtclub oder eine Bar, wo sie die Rolle einer Jungfrau in Not spielt und auf Männer wartet, die in ihre Falle tappen. Die vielversprechende, junge Frau im Titel des Films ist eine verdammt gute Schauspielerin (genauso wie Carey Mulligan, die sie spielt.) Das erste Mal, wenn wir sie sehen, hockt sie allein in einem Nachtclub. Sie sieht aus, als wäre sie sternhagelvoll (sie ist es nicht), ihr Rock ist ein wenig nach oben verrutscht. Da bietet ihr ein "netter Kerl" (Adam Brody) an, sie heim zu bringen. Stattdessen bringt er sie zu sich nach Hause, schenkt ihr ein Glas Alkohol ein und fängt dann an, ihre Unterwäsche auszuziehen. Als er versucht, in ihrem fast bewusstlosen Zustand Sex mit ihr zu haben, reißt sie plötzlich ihre Augen auf. "Was machst du da?" fragt sie völlig nüchtern. Der Kerl erstarrt.

Als nächstes sehen wir Cassie, wie sie barfuß am nächsten Morgen nach Hause geht und glücklich einen Hotdog isst, während ein Cover von "It's Raining Men" ertönt. Es ist großartig. Sie hat rote Flecken auf ihren Beinen. Ist es Blut oder Ketchup? Es wird absichtlich offen gelassen. Sie ist wütend auf Männer, und der Grund dafür wird im Laufe des Films offenbart. Mehr zu sagen, würde die Geschichte verderben, aber es geht natürlich um Vergewaltigung - auch wenn niemand das Wort in den Mund nimmt, weil es in jeder Szene in der Luft schwebt.

Promising Young Woman - Die Kritik

Die britische Autorin und Regisseurin Emerald Fennell, die Showrunnerin der 2. Staffel von "Killing Eve", die auch Camilla Parker Bowles in der Netflix-Serie "The Crown" spielt, hat einen mutigen ersten Spielfilm gedreht, der in den USA bereits Diskussionen darüber angeregt hat, ob das denn nun männerfeindlicher Quatsch oder feministisches Empowerment ist. Natürlich gibt es Anspielungen auf die Rape-and-Revenge-Filme der 1970er und 80er Jahre ("Das letzte Haus links", "Ich spuck auf dein Grab" und "Die Frau mit der 45er Magnum" zum Beispiel) - ein kleines, nicht unumstrittenes Horrorfilm-Subgenre, in dem sich Frauen an ihren Peinigern rächen.

Aber Fennell macht im Gegensatz zu diesen Filmen einige entscheidende Dinge anders: Sie zeigt uns den tatsächlichen Akt der Vergewaltigung nicht, und das ist auch gar nicht notwendig. Gleichzeitig behauptet ihr Drama, dass Rache einen Menschen kaputt machen kann. Am Ende gibt es keine befriedigende Lösung für diese Frau.

Hier gibt es außerdem einige Nuancen. Für "Promising Young Woman" ist der Mann, der entlarvt werden muss, der selbsternannte "nette Kerl", der von sich glaubt, dass er ein Feminist ist und dann einer halb-komatösen Frau in den Schritt fährt. Die Filmemacherin hat deshalb nicht nur irgendwelche gruseligen Typen besetzt, sondern auch eine Reihe von Schauspielern (Adam Brody, Christopher Mintz-Plasse und Bo Burnham), die sich einen Namen als sympathische Jungs gemacht haben.

Angesichts des Stils, den Fennell gewählt hat, dem pinkfarbenen Titel im Vorspann, dem coolen Pop-Soundtrack und den Kostümen, könnte man es fast für eine Superheldengeschichte halten. Tagsüber verkleidet sich die Blondine als süßes Mädchen, die pinke Zuckerwattepullis und geflochtene Haare mag, während sie nachts die Welt für Frauen ein Stück weit besser macht und ein paar Joker-ähnliche Momente hat, in denen sie beim Betrachten eines Spiegels ihr Make-up verschmiert. In einer Szene trägt sie eine bunte Perücke wie Harley Quinn (Margot Robbie hat den Film übrigens mitproduziert). Aber Cassie ist keine Comicfigur. Sie ist eine echte Person, die an ihrem Trauma zu zerbrechen droht, und Carey Mulligan lässt uns nie vergessen, dass sie nicht Wonder Woman ist.

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(APA/red)

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