2007 wurde ein leitender Angestellter der Firma Liebherr Werke Nenzing in U-Haft genommen. Gestern stand der 43-Jährige vor dem Landesgericht Feldkirch. Heute wohnt und arbeitet der Angeklagte in Dubai. Er verdient 6500 Euro netto. Die Anklagepunkte, die der Schöffensenat dem 43-jährigen Mann vorwirft, fallen unter Untreue. Also Missbrauch der Befugnis über fremdes Vermögen zu verfügen. Die Schadenssumme beläuft sich auf rund 830.000 Euro, so Staatsanwalt Manfred Melchhammer. Der Rechtsvertreter der Geschädigten beziffert den tatsächlichen Schaden, der auch Anwaltskosten umfasst, mit über einer Million Euro. Das erkennen wir nicht an, kontert Verteidiger Bertram Grass. Sein Mandant sieht keine Veranlassung, sich schuldig zu bekennen.
Eigenes Geld
Die Fachkraft arbeitete zehn Jahre für Liebherr. In Nenzing wie auch in England, wo es in Sunderland zu Malversationen gekommen sein soll. Neben dem Angeklagten spielt ein Engländer eine wichtige Rolle in den Geschäften rund um die Gelder der Kranfirma. Dass die beiden damaligen Arbeitskollegen halbe-halbe machten, bestreitet der Angeklagte nicht. Allerdings habe es sich nicht um illegal abgezweigte Firmengelder gehandelt, sondern um eigenes Geld. Beispielsweise aus einem privaten Hausverkauf. Die Staatsanwaltschaft sieht die Transaktionen anders. Rechnungen an die Firma Liebherr seien vorgetäuscht und bezahlt worden. Außerdem seien überhöhte Löhne abgerechnet und Kundengutschriften manipuliert worden. Das stimmt alles nicht, bleibt der Ex-Prokurist und Verkaufsleiter bei seiner Verantwortung. Kunden seien Beträge gutgeschrieben worden, wenn sie alte Kranteile aushändigten. Diese Ersatzteile waren ein Vermögen wert. Aber die Gutschriften wurden niemals ausbezahlt, sondern nur in Abzug gebracht, versucht der Angeklagte klarzumachen, dass auf diesem Wege keine Gelder zu ihm geflossen sein können.
Undurchsichtig
Der Prozess gestaltet sich schwierig. Der Engländer hat auf das Schreiben des Gerichts nicht reagiert. Zwei Mitarbeiterinnen der Liebherr-Niederlassung aus Sunderland reisten extra zum gestrigen Prozess an. Dennoch musste vertagt werden. Richter Wilfried Marte versucht, den englischen Ex-Kollegen des Angeklagten doch noch zu einer Zeugenaussage vor Gericht zu bewegen.