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Premierensieg für Klaus Kröll

Klaus Kröll hat am Freitag mit dem Super-G-Triumph in Kitzbühel seinen ersten Sieg im alpinen Ski-Weltcup gefeiert. Steckbrief | Super-G-Bilder 

Klaus Kröll hat erstmals in seiner langen Karriere gewinnen müssen, um Österreichs Ski-Herren zum Auftakt der 69. Hahnenkamm-Rennen vor einem weiteren Debakel zu bewahren. Während Kitz-Seriensieger Hermann Maier am Freitag im Super-G als 12. schwer geschlagen wurde, raste der 28-jährige Abfahrtsspezialist aus der Steiermark trotz gebrochener Hand im 94. Weltcup-Rennen endlich zum Debütsieg. 0,22 Sekunden vor dem Norweger Aksel Lund Svindal und 0,39 vor dem Schweizer Ambrosi Hoffmann. Kröll kassierte dafür 50.000 Euro und wird auf einer Gondel verewigt.

“Wahnsinn. Damit hätte ich nie gerechnet, ein Top-5-Platz war mein Ziel”, sagte der zunächst fassungslose Kröll, dem man den Premierensiege viel mehr in einer Abfahrt zugetraut hätte. Der frühere Gewichtheber und Kraftprotz aus dem Ennstal fährt zwar in seiner bereits neunten Weltcup-Saison in der Form seines Lebens, vergangene Woche hatte er sich in Wengen aber drei Handwurzelknochen gebrochen und müsste eigentlich für sechs Wochen pausieren. “Kitz ist einfach mein Lieblings-Super-G”, strahlte Kröll, der hier schon zuvor seine besten Ergebnisse in dieser Disziplin abgeliefert hatte.

Trotz seines Handicaps gab der “Bulle aus Öblarn” Gas wie noch nie und mischte bei bedecktem Himmel und tausenden Zuschauern, darunter der wiedergenesene Toni Sailer, mit Startnummer 26 das Feld von hinten auf. Zu diesem Zeitpunkt war sich Svindal seines Sieges eigentlich ziemlich sicher gewesen, denn keiner hatte die Traverse vor dem Zielschuss so klug genommen wie der Norweger. Aber dann kam Kröll, und der Salomon-Pilot fuhr auf dem vom Österreicher Hans Flatscher (Schweiz) sehr schnell gesetzten Super-G die entscheidenden Schlüsselpassagen im unteren Streckenteil besser als alle anderen.

Wie etwa die Hausbergkante, wo zuvor Benjamin Raich (verteidigte trotz Ausfall die Weltcupführung vor Svindal) und Bode Miller (nur 21.) Spitzenplätze liegengelassen hatten. Den Sprung hinüber zur Traverse meisterte Kröll ebenso gut, danach investierte er aufrecht fahrend viel in die hohe Linie, die ihm am Ende fast 130 km/h im Zielschuss sicherten. 22 Hundertstel im Ziel waren in einem Rennen, in dem die Top-19 innerhalb einer Sekunde lagen, fast schon ein Gewaltvorsprung.

Kein Wunder, dass sich am Ende sogar Svindal beim Händeschütteln vor Kröll verneigte. Die Schmerzen in der Hand steckte der Österreicher dabei gerne weg. “In Kitz zu gewinnen, das ist fast so schön wie WM-Gold. Die Kitz-Sieger habe ich selbst am meisten in Erinnerung, und das mit der Gondel ist sowieso das Geilste.” Damit hat Kröll nach Maier und Walchhofer auch das dritte von vier WM-Tickets im Super-G fix.

Auch wenn bei der 69. Hahnekamm-Auflage der erste Kampf “Mensch gegen Berg” mit einem Sieg für Österreich endete: Kröll verhinderte damit nach der Wengen-Pleite eine weitere Abfuhr für Österreichs Speed-Fraktion. Der sechsfache Kitz-Sieger Maier als zweitbester Österreicher nur 12., Michael Walchhofer nur auf Platz 15, das war mehr als enttäuschend. “Das ist wie das Tor zum 1:0 in der 97. Minute”, atmete ÖSV-Alpinchef Hans Pum dank des Last-Minute-Siegs von Kröll durch.

Auch Maier und Walchhofer “vergeigten” es an den Schlüsselstellen. “Ich musste auf der Hausbergkante richtig reinschröpfen, um das Tor zu kriegen”, gestand Walchhofer. “Gottseidank ist es für uns dank Klaus doch noch positiv ausgegangen, das tut auch dem Team sehr gut”, freute sich der Salzburger. “Er kämpft schon so lange um einen Sieg in der Abfahrt, jetzt hat es im Super-G geklappt. Das öffnet den Knopf”, war Walchhofer überzeugt. “Der Plan ist, dass ich ihn jetzt am Samstag in der Abfahrt schlage!”

 Ergebnis Super-G Kitzbühel:

1. Klaus Kröll AUT 1:12,78 Min. (Schnitt: 111,79 km/h)
2. Aksel Lund Svindal NOR 1:13,00 +0,22 + 6,81 m
3. Ambrosi Hoffmann SUI 1:13,17 +0,39 +12,05 m
4. Didier Cuche SUI 1:13,21 +0,43 +13,27 m
5. Peter Fill ITA 1:13,33 +0,55 +16,95 m
6. Didier Defago SUI 1:13,34 +0,56 +17,26 m
7. Christof Innerhofer ITA 1:13,36 +0,58 +17,87 m
8. Werner Heel ITA 1:13,39 +0,61 +18,79 m
9. Andrej Jerman SLO 1:13,47 +0,69 +21,23 m
10. Marco Büchel LIE 1:13,48 +0,70 +21,53 m
11. Andrew Weibrecht USA 1:13,49 +0,71 +21,83 m
12. Hermann Maier AUT 1:13,50 +0,72 +22,14 m
13. Patrick Staudacher ITA 1:13,57 +0,79 +24,27 m
. Silvan Zurbriggen SUI 1:13,57 +0,79 +24,27 m
15. Michael Walchhofer AUT 1:13,59 +0,81 +24,88 m
16. Marco Sullivan USA 1:13,63 +0,85 +26,09 m
17. Georg Streitberger AUT 1:13,65 +0,87 +26,70 m
18. Tobias Grünenfelder SUI 1:13,70 +0,92 +28,21 m
19. John Kucera CAN 1:13,78 +1,00 +30,63 m
20. Ivica Kostelic CRO 1:13,83 +1,05 +32,14 m
21. Bode Miller USA 1:13,86 +1,08 +33,05 m
. Christoph Alster AUT 1:13,86 +1,08 +33,05 m
23. Robbie Dixon CAN 1:13,93 +1,15 +35,16 m
24. Andreas Strodl GER 1:13,98 +1,20 +36,66 m
25. Ales Gorza SLO 1:14,08 +1,30 +39,66 m
26. Aronne Pieruz ITA 1:14,13 +1,35 +41,16 m
27. Walter Girardi ITA 1:14,15 +1,37 +41,76 m
28. Rok Perko SLO 1:14,21 +1,43 +43,55 m
29. Ted Ligety USA 1:14,26 +1,48 +45,04 m
30. Petr Zahrobsky CZE 1:14,27 +1,49 +45,34 m
Weiter:
33. Christoph Gruber AUT 1:14,41 +1,63 +49,51 m

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