AA

Premiere von "Warten auf Godot" im Burgtheater

Die Rampe kippt gefährlich schräg
Die Rampe kippt gefährlich schräg ©APA (Techt)
Die Szenerie ist in einen die ganze Bühne umspannenden, schweren Goldrahmen gefasst.

Matthias Hartmann fasst mit diesem Symbol die Quintessenz dessen zusammen, was seit Samstag im Burgtheater zu sehen ist: Samuel Becketts “Warten auf Godot” ist ein Museumsstück, ist so gut wie unantastbar, und vor allem: Keiner kommt hier raus.

“Was sollen wir jetzt machen? – Ich weiß nicht. – Komm, wir gehen. – Wir können nicht. – Warum nicht? – Wir warten auf Godot”, lautet der oft wiederholte Dialog zwischen den beiden tragikomischen Clowns, die ihr Leben bei Hartmann auf einer schwankenden Rampe fristen. Ein Glück, dass man auch gar nicht das Bedürfnis verspürt, aus dieser Inszenierung zu fliehen.

Bei der Premiere im Jahr 2002 in Bochum galt die Aufmerksamkeit vor allem einem Star, dem im Stück eigentlich nur eine kleine Rolle zukommt: Fernseh-Entertainer Harald Schmidt verkörperte den von seinem Herrn Pozzo misshandelten Lucky, der allein in einem einzigen Monolog den Fokus auf sich richten darf.

Geblieben sind der mittlerweile in Wien angekommenen Inszenierung von Hartmann jedoch die wahren Stars des Unternehmens: Michael Maertens als manisch-depressiver Wladimir und Ernst Stötzner als sein lebensverneinender, labiler Freund Estragon. Ignaz Kirchner gibt in Wien einen wunderbar abgehobenen Pozzo, Marcus Kiepe mit Bravour den Lucky.

Einen fünften Protagonisten hat Karl-Ernst Herrmann mit seinem schlichten wie imposanten Bühnenbild geschaffen. Auf einem riesigen Felsbrocken balanciert mehrere Meter über dem Bühnenboden jene Rampe, die im Laufe des zweieinhalbstündigen Abends gefährlich von der anfänglichen Waagrechten in die Schräge kippt und an Symbolkraft nichts vermissen lässt.

Die Stärke von Hartmanns erneut perfekt designter Inszenierung liegt in jenem Freiraum, den er seinen Schauspielern lässt. Keine Sekunde wird dem Publikum beim sinnfreien Warten auf Godot langweilig. Das Ergebnis: Herzlicher, langanhaltender Jubel für das engagierte Ensemble und Hausherrn Matthias Hartmann.

  • VIENNA.AT
  • Kultur
  • Premiere von "Warten auf Godot" im Burgtheater
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen