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Post-Chef plant nach Paket-Einbrüchen Komplettrestrukturierung

Die Österreichische Post AG plant nach dem Wegfall eines Drittels ihres Paketvolumens jetzt offenbar tiefgreifende Einschnitte. Post-Chef Anton Wais hat eine Komplettrestrukturierung des Unternehmens angekündigt.

Hunderte der derzeit 23.000 Arbeitsplätze im Inland sollen gestrichen werden. Schon heuer sind weitere 500 Jobs weggefallen, womit die Post jetzt seit 2000 bereits 8.000 Mitarbeiter abgebaut hat. Wais stellte einen Sozialplan in Aussicht.

Porto-Erhöhungen im noch geschützten Brief-Bereich sind nicht geplant, versicherte der Post-Generaldirektor. In den nächsten Tagen soll es unterdessen einen weiteren Zukauf in Osteuropa geben, mit einem Umsatz im zweistelligen Millionen-Euro-Bereich. Weitere Details sind noch nicht bekannt. Vor allem dank der bisher größten Post-Übernahme, der deutschen trans-o-flex, kommt seit dem heurigen Jahr bereits mehr als ein Viertel des Konzernumsatzes aus dem Ausland.

Von Jänner bis September hat die Post dadurch den Umsatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 31,2 Prozent auf 1,667 Mrd. Euro, das Betriebsergebnis um 26,2 Prozent auf 118,3 Mio. Euro und den Nettogewinn um 35,9 Prozent auf 96,1 Mio. Euro gesteigert. Die Analysten hatten im Durchschnitt mit einem Neunmonats-Nettogewinn von 91,8 Mio. Euro gerechnet.

Das Unternehmen hat daraufhin seine Gewinnprognose für das heurige Gesamtjahr erhöht und eine Dividende von 1,40 Euro je Aktie (plus 40 Prozent) in Aussicht gestellt. Nächstes Jahr soll der Betriebsgewinn dann wegen der Paket-Verluste leicht – um einen einstelligen Prozentsatz – sinken, um sich 2009 dann wieder zu erhöhen. Die Dividende soll dagegen unabhängig davon auch schon 2008 weiter steigen, erklärte Finanzvorstand Rudolf Jettmar.

Die Euphorie darüber hielt sich an der Börse jedoch in Grenzen. Die Aktie, die in der Vorwoche um 5 Euro auf 23 Euro eingebrochen war, startete am Dienstag zwar um 2 Prozent im Plus, am Nachmittag lag die Aktie aber neuerlich leicht im Minus bei 23,50 Euro.

Wegen des Absprungs der großen Versandhäuser Otto/Universal im April und Quelle/Neckermann vergangene Woche fallen ab dem kommenden Jahr bis zu 15 Millionen von den zuletzt 42 Millionen Paketen weg. Basierend auf den Analystenschätzungen dürfte der Betriebsgewinn (EBIT) der Post im nächsten Jahr dadurch auf rund 155 Mio. Euro zurückgehen, macht heuer etwa 159 Mio. Euro aus, wie sich aus der Dividende errechnen lässt. Offiziell erwartet die Post jetzt für heuer einen EBIT-Anstieg in der Bandbreite von 25 bis 30 Prozent gegenüber den 123,3 Mio. Euro 2006.

Die gesamte politische Opposition – Grüne, FPÖ und BZÖ – erhob am Dienstag gegenüber dem Post-Vorstand schwere Vorwürfe. Ihrer Ansicht nach hat der Vorstand die Konsequenzen der Paketmarkt-Öffnung unterschätzt und sollte daher persönliche Konsequenzen ziehen.

Wie am Montag schon in der Aufsichtsratssitzung übernahm Wais dafür nun auch öffentlich die Verantwortung, betonte aber gleichzeitig, dass sich der Wechsel der großen Versandhändler nicht verhindern habe lassen. Letztlich habe sich Quelle aus nachvollziehbaren strategischen Überlegungen entschieden, “dass es günstiger wäre, zwei Anbieter am Markt zu haben”. Die Post hat jetzt mit Quelle und Co dreijährige Rahmenverträge abgeschlossen, die es ihnen ermöglichen sollen, jederzeit zur Post – wenn sie wollen schon morgen – zurückzukehren.

Weil das aber unwahrscheinlich ist, hat sich die Post, wie am Montag beschlossen, ein Drei-Punkte-Programm vorgenommen. Erstens will sie die Zahl der transportierten Geschäftspakete von Unternehmen zu Unternehmen (B2B) von heuer rund 3 Millionen Pakete bis 2010 vervierfachen. Zweitens soll es auch neue Angebote bei Privatpaketen geben, etwa die Vor-Ort-Abholung durch die Post oder die Vereinbarung einer Zustelladresse via SMS. Geprüft wird die Wochenend- und Abendzustellung.

Drittens sollen einige Paket-Zustellbasen und vielleicht sogar eines der sieben neuen, großen Verteilzentren wieder geschlossen, womöglich ein Teil der Logistik an Speditionen ausgelagert und im Zuge dessen ein Teil der 2.000 Mitarbeiter im Paket-Bereich abgebaut werden – wie viele soll erst nach den Verhandlungen mit der Gewerkschaft bis 12. Dezember feststehen. Die Ankündigung zum Börsegang, wonach 2007/2008/2009 jeweils 400 Arbeitsplätze abgebaut werden sollten, sei aber hinfällig, betonte Wais.

“Die Zahl 400 stimmt nicht mehr, die wird man ändern müssen. Es wird vielleicht in einem Jahr mehr sein, in einem anderen Jahr weniger.” Auch der erst vor knapp drei Monaten angekündigte Einsparungsplan bei den Briefträgern ist demnach nicht mehr aktuell. Den damals kolportierten Abbau von 1.200 Zustellern “können sie vergessen”, so der Post-Chef wörtlich

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