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Pop und Slapstick

Das selten gespielte Shakespeare-Stück "Maß für Maß" in der Übersetzung von Thomas Brasch hatte am Mittwochabend Festspielpremiere in der Bregenzer Oberstadt.

In bewährter Zusammenarbeit zwischen Festspielen und Landestheater Vorarlberg stellte Regisseur Christian Himmelbauer eine schwungvolle, vom Inhalt her erschreckend aktuelle und dunkel kolorierte Polit-Komödie auf den Martinsplatz. Im Vorjahr hatte Himmelbauer mit den überwiegend gleichen Darstellern Shakespeares „Was Ihr wollt“ auf den Martinsplatz gezaubert.

Zwischen den zum Amphitheater hochgezogenen Holzbänken für die Zuseher steht mitten auf dem Platz unter dem wuchtigen Martinsturm ein Bühnenrund. Die mit Sand gefüllte Spielstätte (Ausstattung:
Manuela Müller) ist gleichermaßen Arena für Zirkuskunststücke, politische Intrige, Slapstick, Pop-Einlagen, egomanische Selbstdarstellung, berührendes Seelenleid oder eine zwischen Jux und blutigem Ernst angesiedelte Hinrichtung im Stil der Pradler Ritterspiele.

In der Rolle des vom Herzog (Michael Gabel) zum Statthalter beförderten und dann die geliehene Macht gnadenlos ausübenden Angelo brilliert Georg Staudacher u.a. auch mit akrobatischen Fähigkeiten und der hinreißenden Parodie eines Pop-Idols. Maria Fliri gab die Staatsrätin Escalisa als moderne Erfolgsfrau, Anja Dreischmeier überzeugte als fromme Isabella, die sich dem korrupten Angelo nur zum Schein hingibt.

Nach über zwei Stunden handfestem Open Air mit Shakespeare zum Lachen und zum Nachdenken spendete das Premierenpublikum großen Beifall für Ensemble und Regie. „Maß für Maß“ steht bis 16. August noch acht Mal auf dem Programm.

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