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"Pooling" könnte Engpässe bei Coronavirus-Tests entschärfen

Beim Pooling werden Proben von mehreren Personen zusammengegeben.
Beim Pooling werden Proben von mehreren Personen zusammengegeben. ©APA/AFP/JACK GUEZ
Das Prinzip von "Pooling" ist einfach: Die Coronavirus-Proben mehrerer Personen werden mit nur einem Test getestet. Sollte dieser negativ sein, ist keiner der Getesteten infiziert.

Mit den derzeit verfügbaren Tests könnten deutlich mehr Personen auf das Coronavirus SARS-CoV-2 untersucht werden, wenn mehrere Proben zu einem Test zusammengeführt werden. Das zeigen Berechnungen von Wissenschaftern des Complexity Science Hub Vienna (CSH), die auch gleich die optimale Pooling-Größe - abhängig von der Zahl der tatsächlich infizierten Personen - angeben.

Pooling könnte Zahl getesteter Personen massiv erhöhen

"Pooling-Strategien zum Testen von möglicherweise Infizierten sind eine praktisch kostenlose Möglichkeit, die Effizienz der Tests zu vervielfachen, solange der Infektionsgrad der Bevölkerung noch gering ist", heißt es in einem auf der CSH-Homepage veröffentlichten "Policy Brief". Das Prinzip ist simpel: Beim Pooling werden Proben von mehreren Personen zusammengegeben und mit einem einzigen Test getestet. Ist dieser negativ, sind alle gemessenen Personen negativ. Ist der Test positiv, werden alle Personen einzeln getestet.

Die Qualität der Methode hängt den Forschern zufolge von der Zahl der Infektionen in der Bevölkerung ab. Sind 0,1 Prozent infiziert, kann die Methode bis zu 15 Personen pro Test messen. Bei einem Infektionsgrad von einem Prozent können noch immer fünf Personen pro Test getestet werden. Bei zehn Prozent Infizierten sinkt die Wirksamkeit der Methode auf zwei Personen pro Test.

Dunkelziffer von Corona-Erkrankten soll bei 10.000 liegen

Unter der Annahme, dass es derzeit in Österreich 10.000 tatsächlich infizierte Personen gibt (die Zahl der bestätigten Infektionen liegt derzeit - Stand 23.3. - bei rund 3.600), ist den Forschern zufolge die optimale Pooling-Größe rund 32 Proben pro Test. In diesem Fall können mit 3.000 täglich verfügbaren Tests etwa 45.000 Menschen getestet werden. Sollten 100.000 Personen infiziert sein, liegt die optimale Pooling-Größe bei elf Proben pro Tests - mit 3.000 Tests könnten 15.000 Personen täglich getestet werden.

"Pooling könnte somit dabei helfen, Engpässe bei den Tests deutlich zu entschärfen", betonen die Wissenschafter, die allerdings einschränken, dass ihrem Vorschlag konkrete Probleme in den Laboren und Teststellen entgegenstehen könnten.

Virologin mit Vorschlag "nicht so glücklich"

Genau diese ortet die Wiener Virologin Elisabeth Puchhammer-Stöckl vom Zentrum für Virologie der Medizinischen Universität (MedUni) Wien. Sie sei mit der Idee "nicht so glücklich", sagte sie im Gespräch mit der APA. Der Ansatz klinge zwar gut, funktioniere aber nur bei sehr vielen negativen Ergebnissen. An ihrem Institut sei jedoch aktuell rund jede zehnte Probe positiv - "Tendenz steigend". Bei nur zehn Personen in einem Pool ist die Wahrscheinlichkeit also sehr hoch, dass ein solches Pool im Test positiv ausfällt, so Puchhammer-Stöckl. Dann muss der Verband sozusagen aufgelöst und erst wieder alle getestet werden. "Darum werden wir das in der allgemeinen Diagnostik sicher nicht machen. Auch weil das mehr Reagenzien und Zeit braucht", sagte die Virologin.

Überlegt würden aber sehr wohl Pool-Lösungen für Gruppen, wo man eher mit wenig positiven Resultaten rechnet. Denkbar sei das etwa beim Durchtesten von höchstwahrscheinlich gesunden Krankenhausmitarbeitern. Auch hier würde man aber kleine Pools von nicht mehr als fünf Personen bilden.

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(APA/Red)

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