Er macht es gerne, und er wird es heute zum bereits 17. Mal machen die Büttenrede beim traditionellen Ball der Altenstädter Fasnatszunft halten. Manfred Kräutler ist dort mit seinen jungen 44 Jahren schon eine Ikone. Im Gewand eines Kellners wird der Agentur-Inhaber heuer die kleinen menschlichen Schwächen aufs Korn nehmen und als Narr gar manchem Zeitgenossen den Spiegel vorhalten.
Zuerst Prinz
Angefangen hat alles 1988. Kräutler war in der Fasnat als junger Faschingsprinz unterwegs und nahm bei einer Sitzung der Altenstädtner Zunft wohl den Mund etwas zu voll. Das nahm dann ein Zunftgrande zum Anlass, mich zu seinen Nachfolger als Büttenredner vorzuschlagen. Der Narren-Veteran heißt Meinrad Schatzmann. Der schuf für Kräutler auch die Figur des Plötschi. Für die ersten drei Auftritte schrieb Schatzmann dem Youngster auch noch die Rede. Dann machte ich das selbst. Verinnerlicht hat Kräutler das Ritual seiner Auftritte. Ich habe ja heute noch einen zweiten Akt als Ankläger. Der findet am Anfang des Balles statt. Danach werde ich mich zeitgerecht zurückziehen, mich umziehen und eine Viertelstunde vor dem Auftritt einen ruhigen Ort suchen. Meistens sei dieser nahe des Regie-Pults. Im Dunkeln.
Die Bank
Über darstellerische Kindheitserfahrungen verfügt Manfred Kräutler eigentlich nicht. Ich hab als Fünfjahriger einmal ein Gedicht vorgetragen. Viel mehr war das nicht. Gelesen habe er, das schon. In der Schule sei er auch ganz gut als Aufsatzschreiber gewesen. Kräutler weiß, wie man das Publikum schnell humoristisch aus der Reserve lockt. Einen guten Spruch am Anfang. Das brauchst du. So etwas wie eine Bank. Damit die Leute zum ersten Mal lachen. Wenn das geschafft sei, dann fällt der Groschen, und mit meiner Nervosität ist es dann vorbei.
Gattin korrigiert
Für den jetzt in Dornbirn wohnenden Kräutler ist seine Büttenrede beinahe ein Ganzjahresjob. Es beginnt im Mai oder Juni. Es ist der erste Zeitpunkt, an dem wir uns von der Zunft aus mit dem Ball beschäftigen. Gleich darauf fange ich an, Informationen zu sammeln und schreibe sie auch nieder, erzählt Kräutler. Zur Reinschrift der in Prosa gehaltenen Rede schreite er dann gegen Mitte Dezember. Froh ist der Plötschi dann über seine Gattin. Sie ist der Korrektor für meinen Vortrag. Sie sagt mir, was ich besser rauslassen soll, wo ich vielleicht etwas schärfer sein könnte. Was Kräutler schon lange selbst zu wissen glaubt: Politische Dinge kommen nicht mehr so gut an. Da halte ich mich zurück. Ich konzentriere mich lieber auf lustige Begebenheiten von verschiedenen Menschen. Dass er dabei auch heute wieder richtig liegt, sei ihm gewünscht.