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Pläne des russischen Trainers

Dem russischen Fußball steht eine rosige Zukunft bevor, sofern der "Erfolgscoach" und "fußballerische Entwicklungshelfer" Guus Hiddink weiter unbeirrt seinen Weg im größten Land der Welt verfolgen darf.

“Russland kann eine große Fußball-Nation werden”, lautet die ehrgeizige Zielsetzung des 61-jährigen Niederländers.

Die Voraussetzungen dafür könnten für Hiddink kaum besser sein. Steinreiche Investoren erfüllen dem polyglotten “Sbornaja”-Teamchef fast jeden Wunsch. Das Monopoly-Spiel mit Millionensummen könnte das internationale Kräfteverhältnis schon bald verschieben. “Es wird die Zeit kommen, in der die besten Spieler nicht mehr nach England, Spanien oder Italien wechseln, sondern nach Russland”, orakelte Hiddink bereits vor Monaten.

Anders als damals wird die mutige Prognose des Mannes aus dem nur 6.000 Einwohner zählenden Ort Varsseveld heute nicht mehr belächelt. Der erste Viertelfinaleinzug der “Sbornaja” bei einer EM seit der Final-Teilnahme 1988 – damals noch mit Kickern aus der ganzen Sowjetunion – dokumentiert den Trend. “Wir müssen diese historische Chance nutzen, um die Infrastruktur des russischen Fußballs weiter zu verbessern”, fordert Hiddink seit dem 1:0-Sieg bei der EM gegen Titelverteidiger Griechenland Tag für Tag.

Nach dem Vorbild der niederländischen Talentförderung mit speziellen Schulmodellen sollen vielversprechende Fußballer möglichst früh an internationales Spitzenniveau herangeführt werden. Oligarchen wie Multimilliardär Roman Abramowitsch sind bereit, für die von Hiddink aufgebauten Nachwuchsakademien die Geldspeicher zu öffnen. Und Sportminister und Verbandspräsident Witali Mutko wird nicht müde, gebetsmühlenartig zu sagen, dass für Kinder zusätzliche 500 Fußball-Plätze in der mehr als 140 Millionen Menschen zählenden Föderation errichtet werden.

Russlands Oligarchen sorgen aber auch dafür, dass westeuropäische Spitzenclubs bei der Verpflichtung der “Sbornaja”-Stars meist abblitzen. Üppiger als beim vom Großkonzern Gazprom aufgerüsteten UEFA-Cup-Sieger Zenit St. Petersburg würde das Jahressalär von Andrej Arschawin, der 2,5 Millionen netto ohne Prämien kassiert, auch bei Real Madrid oder dem Abramowitsch-Club Chelsea kaum ausfallen.

Nicht zuletzt deshalb ist Iwan Saenko vom deutschen Bundesliga-Absteiger 1. FC Nürnberg der einzige Teamspieler, der sein Geld noch im Ausland verdient. Und die Blockbildung mit Profis aus St. Petersburg und Moskau erleichtert Hiddink, der bei seinen Aufenthalten in Moskau in einer für ihn permanent reservierten und angeblich 1.600 Euro pro Nacht teuren Suite eines Nobelhotels nahe des Bolschoi-Theaters logiert, die Arbeit: Sein Team wirkt eingespielt wie eine Vereinsmannschaft.

Die Unsummen, die in den Fußball gepumpt werden, sind natürlich auch für die Medien im In- und Ausland ein gefundenes Fressen. So wird in fast jeder Zeitung darüber spekuliert, wie hoch die EM-Prämien ausfallen. Team-Torhüter Igor Akinfejew, der nicht in den Verdacht geraten will, ein geldgieriger Profi zu sein, sind solche Spekulationen zuwider.

“Wir haben bewiesen, dass wir nicht nur für Geld spielen. Ich verstehe überhaupt nicht, warum Journalisten dieses Thema immer wieder aufbringen. Eine Zeitung hat geschrieben, dass jeder Spieler für den Sieg gegen Schweden 800.000 Euro bekommen hat. Ich frage mich, wie es bei solchen Menschen mit der Psyche steht”, sagte der ZSKA-Moskau-Kapitän.

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