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Pleitewelle in der Schweiz rollt weiter

Die Wirtschaftskrise reißt immer mehr Schweizer Unternehmen in den Abgrund. Im August gingen 393 Firmen pleite. Das sind 44 Prozent mehr als vor einem Jahr. Im Gesamtjahr 2009 dürfte die Pleitewelle sogar noch höher steigen als im bisherigen Rekordjahr 2004.

Von Jänner bis August seien 3.429 Unternehmen in Konkurs gegangen, teilte die Gläubigervereinigung Creditreform am Freitag mit. Das ist ein Anstieg von 28 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

“Wir haben damit dieses Jahr sage und schreibe 750 Firmenpleiten mehr als im letzten Jahr”, schreibt Creditreform. Damit dürfte 2009 erstmals in der Geschichte der Schweiz die 5.000er Grenze bei Firmenpleiten überschritten werden.

Creditreform rechnet mit 5.200 Unternehmenskonkursen: Somit werde 2009 als Rekordjahr der Firmenpleiten in die Geschichte eingehen, hieß es. Der bisherige traurige Rekord stammt aus dem Jahre 2004, als über 4.955 Firmen der Konkurs eröffnet wurde.

In allen Regionen nahm die Zahl der Unternehmenspleiten zu. Am stärksten stieg die Pleitewelle im Tessin (+64,5 Prozent), das immer sensibel auf Konjunkturschwankungen reagiert. Aber auch in der Zentralschweiz hatte eine heftige Zunahme um beinahe die Hälfte (+47,1 Prozent) zu beklagen. Überdurchschnittlich betroffen waren auch Zürich (+36,2 Prozent) und die Ostschweiz (+31,8 Prozent).

Am besten hielten sich die Nordwestschweiz (+12,1 Prozent) und Bern (+12,7 Prozent). In der Westschweiz gab es eine Zunahme um 18,6 Prozent.

Weniger schlimm ist die Lage bei Konkursen von Privatpersonen. Hier gab es mit 426 Privatpleiten im August den tiefsten Monatswert dieses Jahres. Dennoch sind dies 7,8 Prozent mehr als im August 2008.

Insgesamt ging die Zahl der Privatkonkurse in den ersten acht Monaten indes um 7,2 Prozent auf 3.837 zurück. Creditreform rechnet damit, dass im laufenden Jahr die 6.000er Marke – im Gegensatz zu den Jahren 2007 und 2008 – nicht erreicht wird.

Am stärksten nahmen die Privatkonkurse in der Ostschweiz (-15 Prozent) ab. Auch im Tessin, der Nordwestschweiz und Zürich gingen die Privatpleiten zweistellig zurück. Im Kanton Bern, der Zentral- und Westschweiz liegen sie ebenfalls leicht unter den Werten des Vorjahres.

Auch der Gründergeist leidet unter der Rezession: Im August wurden lediglich 2.425 Firmen neu gegründet. Das sind so wenige wie noch nie in einem Monat in diesem Jahr, aber immer noch 5,6 Prozent mehr als im August 2008.

In den ersten acht Monaten 2009 sank die Anzahl Neueintragungen im Vergleich zur Vorjahresperiode um 8 Prozent auf 22.934 Firmen. “Auch wenn sich diese Entwicklung im ersten Moment negativ anhört, darf nicht vergessen werden, dass einzig in den Jahren 2007 und 2008 mehr Neugründungen per Ende des Monates August zu verzeichnen waren”, schreibt Creditreform.

Die Zahl der Löschungen schnellte im August um über die Hälfte nach oben. In verschiedenen Kantonen würden Korrekturlöschungen vorgenommen, hieß es. Damit werden zum Beispiel nicht mehr existierende Einzelfirmen und Filialen von längst inaktiven Firmen aus dem Handelsregister getilgt. Diese zusätzlichen Löschungen lassen die Lage in einem noch schlechteren Licht erscheinen, als sie ist.

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