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"Playboy" Coulthard geht in PS-Pension

David Coulthard, der letzte "Frauenheld" im einst so glamourösen Formel-1-Zirkus, hängt nach 247 Grand Prix seinen Helm an den Nagel.

“Sentimental werde ich wahrscheinlich erst am Sonntag, wenn ich aus dem Auto steige”, sagte der 37-jährige Red-Bull-Pilot aus Schottland vor seinem letzten Rennen in Interlagos/Sao Paulo. “Ich höre nicht auf, weil ich den Motorsport nicht mehr liebe, sondern weil ich erkannt habe, dass meine Reise jetzt zu Ende ist.”

In Coulthard verliert die Königsklasse einen charismatischen, allseits beliebten Gentleman, dem allerdings der große Erfolg trotz Top-Autos verwehrt blieb. Rein sportlich gesehen ist David kein Goliath. Offen und ehrlich gibt sich Coulthard selbst die Schuld dafür, dass er in 14 Jahren nie Weltmeister wurde – der Vizeweltmeistertitel 2001 war sein bestes Gesamtresultat: “Ich darf mich nicht beschweren, denn bei McLaren-Mercedes hatte ich mehrmals die Chance. Es lag also an mir.” Dennoch kann sich seine Bilanz sehen lassen: 13 Siege, 535 WM-Punkte, zwölf Pole Positions und 18 schnellste Rennrunden.

Der als Sohn eines Formel-1-begeisterten Spediteurs in Twynholm geborene Coulthard durchlief die klassischen Motorsport-Stationen: Kart und danach die diversen Formel-Nachwuchsserien, bis das Talent 1993 bei Williams einen Vertrag als Formel-1-Testpilot erhielt.

Durch den tödlichen Unfall des dreifachen Weltmeisters Ayrton Senna am 1. Mai 1994 in Imola kam Coulthard schneller zu einem Renncockpit als geplant. Bereits in seinem 20. Einsatz glückte “DC” am 24. September 1995 in Estoril der erste Grand-Prix-Sieg. “Für mich war es besonders schön, ausgerechnet in Portugal mein erstes Rennen zu gewinnen, wo Ayrton zehn Jahre früher ebenfalls seinen ersten Grand-Prix-Sieg gefeiert hatte”, erinnerte sich der Brite nach seinem Triumph an seinen verstorbenen Lehrmeister.

1996 wechselte Coulthard zu McLaren-Mercedes, war aber dort nicht in der Lage, sich gegen seine Teamkollegen Mika Häkkinen und später Kimi Räikkönen durchzusetzen. Trotzdem feierte der Schotte im “Silberpfeil” seine größten Erfolge. 2005 musste er dort aber dem Kolumbianer Juan Pablo Montoya Platz machen und landete im Red-Bull-Team von Österreichs Energy-Drink-Milliardär Dietrich Mateschitz. Nach seinem prestigeträchtigen dritten Platz am 28. Mai 2006 im Klassiker in Monaco stürmte Coulthard im Superman-Kostüm aufs Podium. “Das war eine spontane Aktion”, sagte der Wahl-Monegasse, der im Fürstentum seit einigen Jahren ein Hotel besitzt.

Aber auch als Dressman bei Hobby-Modeschauen oder im schottischen Kilt macht der smarte “Lowlander” stets eine gute Figur. Gut aussehen will Coulthard auf jeden Fall auch bei seinem letzten Auftritt auf der Formel-1-Bühne. “Zum Abschied möchte ich noch einmal die Zielflagge sehen, damit meine Karriere in Würde zu Ende geht”, wünschte er sich für den Grand Prix von Brasilien. “WM-Punkte wären ein Traum.”

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