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Pettibon als "zeitgenössischer Goya"

&copy www.kunsthallewien.at
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"Raymond Pettibon stand lange auf unserer Wunschliste", sagte Thomas Mießgang am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in der Kunsthalle Wien.

Er ist Kurator der Retrospektive „Raymond Pettibon. Whatever you’re looking for you won’t find it here“, die am Abend eröffnet wird. Für Mießgang ist er „vielleicht der genaueste Beobachter populärkultureller amerikanischer Milieus, ein zeitgenössischer Goya“. Zu sehen sind an die 500 Zeichnungen, Videoarbeiten und zwei große Wandmalereien (13. 10. bis 25. 2.).

Pettibon sei „eine Antithese zu Kunstversuchen unserer Gegenwart“, fuhr Mießgang fort in Anspielung auf zeitgenössische „Multimedia-Künstler“. Im Vergleich dazu sei Pettibon „ein armer Künstler in der Wahl seiner Materialien, der hauptsächlich Zeichnungen und Videos mache“. Für Kunsthallen-Direktor und Co-Kurator Gerald Matt ist er „einer der eindringlichsten Chronisten des amerikanischen Traumes“. Insofern passe die Schau auch gut in den aktuellen „Amerika-Schwerpunkt“, so Matt weiters.

Der 1957 in Tucson, Arizona geborene und in Los Angeles lebende Pettibon wurde durch seine Plattencover für die Punkband Black Flag oder Firehose bekannt, über deren Plattenlabel SST er zunächst auch seine seit 1978 herausgegebenen Künstlerhefte vertrieb. 1990 gestaltet er Cover und Booklet des Albums „Goo„der Band Sonic Youth. Seine weiteren Arbeiten bleiben bis heute einer Comic-artigen Ästhetik verpflichtet, thematisch widmet er sich mit seinen Schwarz-Weiß-Zeichnungen mit gelegentlichen roten Einschüssen den verschiedensten kulturellen und gesellschaftlichen Ausformungen in Amerika. Er kommentiert diese in seinen Bildern, die er oft mit Texten unterlegt, ironisch und sarkastisch bis zur Groteske.

Seinen internationalen Durchbruch schaffte Pettibon, der nicht Malerei, sondern Wirtschaft studierte, in den späten 1980er Jahren mit sozialkritischen Zeichnungen. Es geht ihm oft um Jugendkultur und das Ende der Hippie-Ära, die er aus der Sicht eines Spät-Geborenen in der Werkgruppe „From Monterey to Manson“ thematisiert, ebenso wie um das amerikanische „Move on“ – Bewegung als körperliches wie gesellschaftliches Thema. Ein Motiv ist für Pettibon auch die zwiespältige Situation der Künstler zwischen Nationalismus und Wirtschaftsdominanz, die er in den Themenkreisen „Under American Flag“, „Marshall Plan“, oder „Hollywood Babylon“ verarbeitet. 2002 nahm Pettibon auch an der documenta 11 teil.

In der Kunsthalle braucht man Zeit, um die vielen, dicht gehängten und oft kleinformatigen Bilder näher zu betrachten. Groß sind dagegen die beiden, den Raum der Ausstellungshalle teilenden, 15 Meter langen Wandmalereien, von denen Pettibon eine für die Retrospektive fertigte. Weiters zu sehen sind in der Schau Video- und Animationsfilme, Vitrinen mit Büchern Pettibons, so wie von ihm hergestellte Fanzines.

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