Pearl Jam, entsprungen aus verschiedenen Acts aus dem Raum Seattle, haben 1992 das Debüt “Ten” veröffentlicht. Im Zuge des Grunge-Booms und der Hit-Single “Jeremy” kam über Nacht der große Erfolg – mit Folgen. Präsentierten sich die Amerikaner rund um ihr erstes Wien-Konzert am 19. Juni 1992 noch als auskunftsfreudige, fröhliche Menschen, so gab sich vor allem Sänger Eddie Vedder Monate später bei Presseterminen nur noch wortkarg, erschien maskiert zu Foto-Shootings, und Video-Clips blieben über Jahre aus. Man wolle kein Sprachrohr einer Generation sein, hieß es. Und dem Grunge fühlte man sich sowieso nicht zugehörig. “Ich habe diesen Terminus nie gemocht”, bestätigte McCready. “Unser erstes Album war auch schon Rock, kein Grunge.”
Die Feststellung eines britischen Magazins, Pearl Jam seien von selbstmitleidigen Holzfällerhemdträgern zu Rock-Göttern mutiert, entlockte dem Gitarristen ein lautes Lachen. Zugleich bestätigte er, sich in der Rolle als berühmter Musiker wohler zu fühlen. “Wir sind ja alle älter geworden. Ich sehe das heute lockerer, weil mir die Familie wichtiger als alles andere ist. Wir haben viele Fans, denen unsere Songs etwas bedeuten – das ist großartig. Das wollte ich immer erreichen. Ich wollte, dass meine Band diese Bedeutung für die Fans hat wie jene Gruppen, mit denen ich aufgewachsen bin – Queen, Kiss und wer sonst noch.”
Für “Backspacer” schlossen sich Pearl Jam wieder mit Brendan O’Brien zusammen, der schon Alben wie “Vs.” oder “Vitalogy” produziert hatte, aber diesmal noch mehr Einfluss auf die Arbeitsabläufe nehmen durfte. Der Studioprofi (u.a. AC/DC, Neil Young, Red Hot Chili Peppers) entwickelte ein Konzept, wie McCready berichtete: “Er ließ uns Musiker zuerst ohne Eddie zusammenkommen und Ideen austauschen. Wir hatten alle eine Menge davon. Das haben wir über einen Monat im Haus von Jeff Ament (dem zweiten Gitarristen, Anm.) in Montana und in Seattle getan. Danach kam Eddie dazu, er brachte unter Brendans wachsamen Ohren seine Vorstellungen dazu ein. Dann sind wir ins Studio nach Los Angeles, wo wir in zwei, drei Wochen mit den Aufnahmen fertig waren.”
Bereits der Vorgänger – schlicht Pearl Jam betitelt – wurde auf eigenem Label veröffentlicht. Mit Universal haben Pearl Jam in Europa einen starken Vertriebspartner für “Backspacer” gefunden. Für den Verkauf in Amerika gibt es “mehrere Optionen”, wie McCready erklärte. “Wir haben einen Deal mit einer Kette, wir bieten das Album außerdem über unseren Fanclub und über eine Plattform von unabhängigen Plattengeschäften an. Es wird noch weitere Partner geben, weil sich die musikalische Landschaft ständig ändert. Da muss man sich anpassen.”
Zur Diskussion ums Downloaden meinte Schlagzeuger Cameron: “Die neue Generation denkt, Musik sollte gratis sein. Weil sie Musik sehr leicht über das Internet beziehen kann. Da geht die Wertschätzung für den Künstler verloren. Es steckt ja Arbeit hinter einem Album, das sollte auch entsprechend entlohnt werden. Aber man muss mit Veränderungen leben. Mit ‘Backspacer’ wollen wir die neuen Wege ausnutzen. Wir können nicht 100 Prozent auf eine Plattenfirma verzichten, aber wir probieren ein paar alternative Möglichkeiten aus.”