AA

Parkpickerl-Ausnahme wegen Lehrer-Engpass gefordert

Das Parkpickerl soll auf ganz Wien ausgeweitet werden.
Das Parkpickerl soll auf ganz Wien ausgeweitet werden. ©APA/HELMUT FOHRINGER
Ab März wird das Wiener Parkpickerl auf die gesamte Stadt ausgedehnt. Die ÖVP fordert, weil sie Persoanlprobleme an den Pflichtschulen fürchtet, eine Ausnahmeregelung für Lehrer.
Neue Wiener Parkpickerl ab 2022
Wien soll flächendeckendes Parkpickerl bekommen

Dabei herrsche dort laut dem obersten Wiener Pflichtschullehrer-Gewerkschafter Thomas Krebs schon jetzt "Personalnotstand". Die Wiener Volkspartei fordert deshalb eine Ausnahmeregelung für Lehrer beim geplanten Parkpickerl und einen Runden Tisch mit Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS).

Parkpickerl-Ausnahme wegen Lehrer-Engpass gefordert

Schon jetzt sei die Lage an den Wiener Pflichtschulen prekär, betonte der Wiener ÖVP-Chef Karl Mahrer am Donnerstag vor Journalistinnen und Journalisten. "Die Schule brennt." Derzeit gebe es jeden Tag mehrere Personalabgänge und obwohl bereits rund 1.000 Personen (etwa Lehramtsstudierende) mit Sondervertrag eingesetzt würden, seien derzeit rund 100 Stellen unbesetzt. Laut Krebs haben allein seit dem Ende der Weihnachtsferien 13 Lehrerinnen und Lehrer ihren Vertrag aufgelöst.

Pensionswelle als Mitgrund für Lehrer-Personalmangel

Als Gründe nannte der frühere Wiener Landespolizeivizepräsident Mahrer neben Sprachproblemen (sechs von zehn Volksschülern in Wien haben eine andere Umgangssprache als Deutsch) auch Probleme mit Integration und Gewalt. Dazu kämen neben der Pensionierungswelle bei steigenden Schülerzahlen noch im Vergleich zu anderen Bundesländern größere Klassen, diesbezüglich läuft gerade ein Prüfersuchen an den Wiener Stadtrechnungshof.

Krebs: Schulen können schon jetzt Augaben nicht erfüllen

Laut Lehrervertreter Krebs (FCG) können die Schulen wegen Personalengpässen schon jetzt grundlegende Aufgaben nicht mehr erfüllen, besonders schlimm sei die Lage an den Volksschulen und in der Sonderpädagogik. Gleichzeitig sei die Konkurrenz groß, weil auch andere Bundesländer Lehrer suchen. "Wien muss Anreize bieten."

Ausdehnung des Parkpickerls verschärfe die Personalsituation

Dass nun mit Simmering, Hietzing, Floridsdorf, Donaustadt und Liesing das Parkpickerl auch auf jene Bezirke ausgeweitet wird, in denen der Pendleranteil bei Lehrern besonders hoch ist, drohe die Situation stattdessen weiter zu verschärfen, warnten Mahrer und Krebs. Immerhin habe knapp ein Viertel der Wiener Lehrer seinen Wohnsitz außerhalb der Bundeshauptstadt. Krebs fordert deshalb, dass Lehrer unabhängig vom Wohnort auf das Parkpickerl zugreifen können, oder eine alternative Lösung, die weiter eine Anreise mit dem Auto ermöglicht. Für die Polizei gebe es eine solche Ausnahmeregelung, betonte Mahrer.

Wenn Wiener Lehrer ihren Job aufgeben, sei der Grund laut Rückmeldungen nicht das Schülerklientel, sondern etwa der mühsame Anfahrtsweg, hob Krebs die Rolle des Parkpickerls hervor. Für viele sei das Auto wegen schlechter Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel schlicht alternativlos. Wenn die Lebensqualität durch einen längeren Anfahrtsweg leide, würden viele Pädagoginnen Wien notgedrungen verlassen. Mittelfristig brauche es gegen den Personalmangel zudem weitere Maßnahmen wie etwa täglich anwesendes medizinisches und psychosoziales Unterstützungspersonal.

"Können uns nicht leisten, weitere Lehrer zu verlieren"

"Wir können es uns nicht leisten, dass wir weitere Lehrer verlieren", betonte der Wiener ÖVP-Bildungssprecher Harald Zierfuß. Im kommenden Gemeinderat soll es deshalb einen Antrag auf einen Runden Tisch geben, bei dem gemeinsam mit Gewerkschaft und Oppositionsparteien ein Maßnahmenpaket zur Attraktivierung des Lehrerberufs in Wien erarbeitet werden soll. Außerdem soll erhoben werden, wieso Lehrer Wien überhaupt verlassen. In einem weiteren Beschlussantrag will die ÖVP Wiederkehr auffordern, in den von der Parkpickerl-Ausweitung betroffenen Bezirken eine Bedarfsanalyse an den Pflichtschulen durchzuführen und für individuelle Lösungen für die betroffenen Lehrer zu sorgen.

Wiederkehr spielte gegenüber der APA den Ball an den Bund weiter: Wien stehe wie alle Bundesländer vor der Herausforderung einer Pensionierungswelle bei den Lehrern, der für die Ausbildung zuständige Bund müsse sich hier rasch um Maßnahmen wie Quereinsteiger-Angebote kümmern. Mahrer solle bei seinem Parteikollegen Bildungsminister Martin Polaschek einen Runden Tisch einfordern, man werde gerne daran teilnehmen. Wien baue zudem bereits das Unterstützungspersonal aus, damit Lehrer sich besser auf das Unterrichten konzentrieren können. Für eine stärkere Entlastung und kleinere Klassen bräuchte es allerdings "endlich" einen bundesweiten Chancenindex, bei dem Schulen mit besonders vielen Schülern mit Förderbedarf mehr Mittel bekommen.

Auch Auswirkungen auf Privatkindergärten

Fritz Pöltl, FCG-ÖAAB-Fraktionsvorsitzender in der Wiener Arbeiterkammer, hat am Donnerstag per Aussendung unterdessen vor den Auswirkungen des Parkpickerls auf Privatkindergärten gewarnt. Hunderte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der privaten Organisationen von "KIWI- Kinder in Wien" und der St. Nikolausstiftung (Pfarrkindergärten) seien deshalb vor dem Absprung aus ihrem Job. Er forderte, dass die Privatkindergarten-Mitarbeiter auch ohne einen Hauptwohnsitz in Wien ein Parkpickerl beantragen können sollen, wenn eine öffentliche Anreise unzumutbar wäre.

Die Stadt hat allerdings der Forderung nach Ausnahmeregeln für Lehrer oder auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Privatkindergärten bereits zurückgewiesen, berichtet "Heute" (Donnerstagausgabe). In den 18 übrigen Bezirken funktioniere das Parkpickerl seit vielen Jahren gut und auch dort gebe es keine Ausnahmen abgesehen von Beschäftigten mit Dienstbeginn vor 5.30 Uhr. "Klassifizierungen nach Berufsgruppen sind nicht möglich", wird der Leiter der Verkehrsabteilung MA 46, Markus Raab, zitiert. Laut dem Büro von Stadtrat Wiederkehr gibt es außerdem jetzt bereits Ausnahmegenehmigungen für jene Personen, denen es nachweislich nicht möglich ist, mit den Öffis zur Arbeit zu kommen.

(APA/Red)

  • VIENNA.AT
  • Wien
  • Parkpickerl-Ausnahme wegen Lehrer-Engpass gefordert
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen