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ORF-Gesetzesnovelle: Weißmann sprach von "gutem Kompromiss"

ORF-Chef Roland Weißmann sprach von einem "guten Kompromiss für den Medienmarkt"
ORF-Chef Roland Weißmann sprach von einem "guten Kompromiss für den Medienmarkt" ©APA/EVA MANHART (Symbolbild)
Die ORF-Gesetzesnovelle, welche sich derzeit in Begutachtung befindet, hat viel Aufsehen erregt.
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Verleger fühlen sich ob der Marktmacht des ORF bedroht. ORF-Chef Roland Weißmann sprach am Mittwoch am 4Gamechangers-Festival von einem "guten Kompromiss für den Medienmarkt", gestand aber ein, dass das manche ein wenig anders sehen. Wenn sich die Aufregung gelegt habe, sei es aber wichtig, mit den Verlegern wieder besser ins Gespräch zu kommen. "Meine Hand ist ausgestreckt", so Weißmann.

ORF-Chef Weißmann betonte "Kooperation statt Konkurrenz"

Der ORF-Chef betonte, dass "Kooperation statt Konkurrenz" wichtig für den österreichischen Medienmarkt sei, um gegen internationale Mediengiganten aus den USA und China zu bestehen. ProSiebenSat.1Puls4-Geschäftsführer Markus Breitenecker ist diesbezüglich gleicher Meinung. "Wir brauchen ein kooperatives Mediensystem", sagte der Medienmanager. Man müsse den Medienmarkt gegen internationale Riesen verteidigen. Auf deren Plattformen sei auch Fake-News, Hate-Speech und Wahlmanipulation zu finden. Zwar müsse man junge Personen dort mit österreichischen Inhalten erreichen, wo sie sich auch lange Zeit aufhalten, doch sieht Breitenecker es kritisch, ganze Inhalte oder Newssendungen etwa für TikTok zu produzieren.

ORF-Gesetzesnovelle sorgte für Aufsehen

Weißmann sagte, dass der ORF auch nach erfolgter ORF-Gesetzesnovelle Sendungen nicht ausschließlich für soziale Medien produzieren wolle. Aber natürlich versuche man, auf den diversen Plattformen einen Erstkontakt zu jungen Personen herzustellen und sie im besten Fall anschließend auf die eigenen Plattformen zu ziehen. Eine neue kostenlos abrufbare Streamingplattform der ProSiebenSat.1Puls4-Gruppe namens "Joyn" vereint zahlreiche österreichische Fernseh- und Radiosender als auch deren On-Demand-Inhalte und bietet so manches "Joyn-Original", das ausschließlich dort zu sehen ist. Auch der ORF ist an Bord.

Die gern als große Gegner des heimischen Medienmarkts definierten Digitalgiganten aus den USA und China waren beim 4Gamechangers-Festival bei einer Podiumsdiskussion vertreten. Andreas Briese, Direktor bei Youtube für Content-Partnerschaften Zentraleuropa, betonte, dass erst durch offene Plattformen wie Youtube eine "neue Klasse von Kreativen" entstanden sei, deren Inhalte mittlerweile einen großen Teil der Videoplattform ausmachten. Briese wurde auch auf den FPÖ-TV-Kanal mit 194.000 Abonnenten auf Youtube angesprochen. Seit zehn Tagen kann die Partei keine Videos mehr hochladen, was FPÖ-Parteichef Herbert Kickl vor wenigen Tagen dazu veranlasste, angesichts einer vorübergehenden Sperre von "Zensur" zu sprechen. "Wir gehen mit jedem gleich um. Wir haben sehr klare Richtlinien, die auch für Parteien gelten", hielt der Youtube-Manager dazu fest. Prinzipiell werde man zunächst verwarnt, erfolge auch dann kein Umdenken, kommt es zu einer (Teil-)Sperre. 94 Prozent der gelöschten Inhalte werden laut Briese mittlerweile von Maschinen detektiert bzw. vorgefiltert.

Henning sah "große Demokratisierung von Kreativität"

Tobias Henning, General Manager bei TikTok Deutschland, sah eine "große Demokratisierung von Kreativität" gegeben. Früher habe man Beziehungen und viel Zeit gebraucht, um etwa im Fernsehen eine Plattform für die eigenen Inhalte zu finden. Jetzt könne man auf TikTok mit einem spannenden Thema über Nacht und ohne Follower "viral gehen". Dabei spiele auch Repräsentanz eine große Rolle für die Plattform. So sei die etwa die muslimische Community nirgendwo sonst so repräsentiert wie auf TikTok, meinte er.

Kritischer blickt Alicia Joe, Meinungsbloggerin auf Youtube, auf die großen Plattformen. Social Media werde für viele bereits zur Lebensrealität. "Viele sehen das als gesetzt, was ich sage. Ich bin mir meiner Verantwortung bewusst, aber viele andere nicht", meinte die 27-Jährige. "Die steilste These wird geklickt. Wer das bedient, kriegt schnell viel Reichweite", so Joe. Speziell aufpassen müsse man, wie Politiker künftig diese Medien nutzen werden.

Sowohl Briese als auch Henning betonten, dass sich Youtube bzw. TikTok ihrer Verantwortung bewusst seien. Beide nahmen aber auch den Bildungssektor in die Pflicht. Medienbildung sei wichtig, um sich auf den Plattformen sicher zu bewegen.

(APA/Red)

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