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Online-Networking schadet der Gesundheit

Websites wie Facebook, die eigentlich Menschen verbinden sollten, könnten in Wirklichkeit die Isolation fördern, behauptet eine Studie im Fachmagazin Biologist.

Wenn das Internet dazu führe, dass Kontakte im realen Leben wegfallen, habe das negative Folgen für den Menschen, denn persönliche Interaktion erfülle auch wichtige biologische Zwecke, so der Grundtenor. Studienautor Aric Sigman von Institute of Biology meint, dass der Verlust des reellen Networking zu gesundheitlichen Problemen bis hin zu Krebs, Schlaganfällen, Herzerkrankungen und Demenz führen könne. Es gebe Hinweise darauf, dass gestörte Kommunikation das Immunsystem störe und es negative Auswirkungen auf die geistigen Leistungen gebe. Für Sigman sind die sozialen Internetseiten ein Mitgrund für die zunehmende Isolierung der Menschen.

Ganz so negativ sieht der Medienpsychologe Markus Appel von der Johannes Kepler Universität Linz dies im pressetext-Interview nicht. “Viele von diesen Netzwerken führen ja eigentlich dazu, dass Menschen sich auch im realen Leben treffen.” Zudem sei durch dieses Online-Networking eine Kontaktaufnahme mit Menschen möglich geworden, die einander ohne Internet niemals kennengelernt hätten, weil sie etwa geografisch weit voneinander entfernt leben. “Das gleiche gilt auch für Menschen, die gewisse Hobbys oder Interessen miteinander teilen und sich im Internet austauschen.”

“Soziale Networking-Seiten im Internet haben die meisten Zuwächse, besonders unter Kindern,” meint hingegen Studienautor Sigman. Solche Seiten sollten eigentlich dazu da sein, um unser soziales Leben noch weiter auszugestalten, aber wir finden dass das anders ist. Hier wedelt der Schwanz mit dem Hund. Das sind nämlich keine Werkzeuge, die verstärken, sondern ersetzen.” In einer Untersuchung hat der Forscher festgestellt, dass die Stundenanzahl von reellen sozialen Kontakten seit 1987 dramatisch zurückgegangen ist. “Wenn wir mit Menschen real und echt sind, dann passieren andere Dinge, als beim Schreiben von E-Mails.” Vieles davon sei bisher nicht genügend erforscht argumentiert Sigman. “Die elektronischen Medien unterminieren die sozialen Fähigkeiten und auch jene, die Körpersprache des Gegenübers zu verstehen.”

Natürlich gebe es auch die Gefahr der Isolation, räumt auch Appel ein, etwa für Menschen, die sozial gehemmt sind und sich nur mehr im Internet bewegen. Dennoch müsse man auch die Vorteile sehen, neue Bekanntschaften zu machen. “Ein Beispiel sind etwa Schulkinder, die sich am Nachmittag in Chat-Foren austauschen und dabei möglicherweise auch neue Facetten ihrer Kollegen mitbekommen. Da haben Netzwerke eine stabilisierende Funktion”, erklärt der Psychologe. Beschreibt man die sozialen Online-Netzwerk als Ersatz für eine reelle Begegnung sei das eine sehr verkürzte Sicht der Dinge. “Heute ist es möglich, dass in einem kleinen Dorf ein absoluter Musikspezialist auf seine Rechnung kommt, weil er sich mit Gleichgesinnten im Internet austauschen kann.” In Zeiten vor dem Internet hätte es das nicht gegeben, so Appel abschließend im pressetext-Gespräch.

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