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OMV-Chef: Neue Ausrichtung nach Südosten und von Öl zu Gas

Die OMV ist gerade dabei, ihre Strategie neu auszurichten. "Regional müssen wir uns nach Südosten bewegen und uns dabei von Öl in Richtung Gas entwickeln", sagte OMV-Generaldirektor Wolfgang Ruttenstorfer am Donnerstag im Klub der Wirtschaftspublizisten in Wien.
Die Schwerpunkt-Verlagerung von Öl zu Gas sei aus mehreren Gründen notwendig, erklärte Ruttenstorfer. Einerseits würden die Länder mit großen Ölvorkommen internationalen Ölgesellschaften den Zugang zu diesen Vorkommen zunehmend erschweren, andererseits hätten sich auch die Förderkosten – die Preise für Stahl, Pumpen, Riggs – in den vergangenen Jahren verdoppelt. Die zweite Herausforderung bestehe darin, dass sich auch die Märkte nachhaltig verändert hätten. Mitteleuropa sei ein reifer Markt, der Ölverbrauch wachse hier nicht mehr wesentlich. In Südosteuropa gebe es eine Bedarfszunahme, aber vor allem die Türkei sei ein attraktiver Wachstumsmarkt, betonte Ruttenstorfer.

Die Türkei soll nach Zentral- und Südosteuropa der dritte “Hub” der OMV werden. Dabei gehe es auch um Öl- und Gas-Förderung, und zwar nicht in erster Linie in der Türkei, sondern im angrenzenden Nordirak und in der Kaspischen Region. In Kasachstan sei man bereits über die rumänische Tochter Petrom präsent. “Rumänien macht uns sehr viel Freude”, sagte Ruttenstorfer. Die Produktion dort sei stabilisiert, die Petrom verarbeite das von ihr geförderte Öl zu 100 Prozent in der eigenen Raffinerie. “Die sind voll integriert von Bohrloch bis zur Zapfsäule oder bis zum Gaskunden.” In Südosteuropa investiere man derzeit in der Petrom rund 1 Mrd. Euro pro Jahr. In der Türkei sei – mit Upstream-Investitionen im Irak und der Kaspischen Region – eine ähnliche Größenordnung geplant.

Bei den Geschäftsfeldern sei Refining und Marketing “nicht gerade der Zukunftsmarkt”, aber Treibstoffe werde man noch viele Jahrzehnte lang brauchen, daher müsse man auch diesen Bereich pflegen. Exploration und Produktion (E&P) bildet laut Ruttenstorfer nach wie vor das “finanzielle Rückgrat des Konzerns”. Wirklich zukunftsträchtig sei das Geschäftsfeld Gas & Power. Die OMV entwickle sich von einem Ölkonzern immer mehr zu einem Gaskonzern und zu einem regional integrierten Energieunternehmen, “dort geht die Reise hin”.

Vom Gaspipeline-Projekt Nabucco ist Ruttenstorfer noch immer überzeugt. Nabucco sei das einzige Projekt, das eine ausreichende Größenordnung habe, einen wesentlichen Beitrag zur europäischen Energieversorgung zu leisten. Wichtig sei es jetzt, Importverträge auszuhandeln. “Ohne Gas kein Röhrl.” Man hoffe auf einen baldigen Abschluss der Regierungsbildung im Irak, damit man auch mit dem Irak über Gaslieferungen verhandeln könne. In Summe brauche man je 8 bis 10 Mrd. Kubikmeter Gas aus Aserbaidschan und dem Irak um Nabucco starten zu können, und einen Teil dieser Mengen werde auch die OMV selbst buchen und importieren. Der Iran sei kein Thema mehr, das Verhältnis der OMV zu den USA daher ungetrübt.

Die Finanzierung der Übernahme der türkischen Petrol Ofisi ist laut Ruttenstorfer gesichert, “finanziert wird durch Cash und Kreditlinien”. Jetzt gehe es nur noch um die Frage, “wie man die Kapitalstruktur längerfristig gestalten will”. Dabei hält sich Ruttenstorfer nach wie vor alle Optionen offen, von Anleihen über Aktien bis hin zu hybriden Finanzinstrumenten. “Wir stehen unter keinen Druck, das Geld ist ja da.” Aber die Kapitalmärkte seien “derzeit in einem nicht idealen Zustand”.

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